Maurice Göldner: Buttergeist auf der TYPO stage

Es begrüßt uns ein Butter-Männchen auf der TYPO stage. Maurice Göldner, Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, erzählt von seiner Forschungsarbeit über die in Vergessenheit geratene Schriftkultur der Brüder Butter aus Dresden und seiner entdeckten Leidenschaft für diese besondere Schriftgießerei. Der technische Fortschritt ließ viele der spannenden Schriftentwürfe aus dieser Zeit unberührt. Im zweiten Teil des Vortrags präsentiert Maurice Goldner seine Schriften NE-PO (Negativ-Positiv) und Stan die aktuelle Interpretationen aus Butters Zeiten sind.

Maurice Göldner auf der Typo 2012, Foto von Harry Keller via eden_spiekermannMaurice Göldner auf der Typo 2012, Foto von Harry Keller via Eden_Spiekermann

Angefangen hat alles vor über vier Jahren mit einem Buch-Projekt über vergessenes Schriftschaffen deutscher Gießereien. Bei seiner Bildrecherche hat sich Göldner viele Musterbücher angesehen wobei einige durch ihre visuelle und inhaltliche Gestaltung besonders hervorstachen. Er fing an zu forschen und kam über Firmenakten und Staatsarchive zum Familienbetrieb Butter aus Böhmen, die seit 1892 eine kleine Buchdruckerei führten.

In Dresden angekommen hatte das Familienunternehmen im Vergleich zu anderen Gießereien eine frische und dynamische Kommunikation. Ein kleiner Mann mit rotem Hut, roten Knöpfen und einer Bleiletter unter dem Arm mausterte sich auf grünem Hintergrund zu einem markanten Firmenzeichen – dem Buttermännchen.

Dresden war um 1913 keine Stadt der Schriftproduktion, für Butters gut. Schnell etablieren sie sich mit 30 Komplettgießmaschinen, exportieren Schriften ins Ausland und ließen andere Firmen aus Dresden hinter sich. Vom Buttermännchen zum Großkapitalisten. Ihre “Ohio Kraft” wurde als ungemein derbe Reklametype bezeichnet und trotz des Großbetriebs blieben die Butters, so Göldner, “immer locker”. Er zeigt viele Beispiele von Schriftmustern aus den 30er Jahren. Besonders markant scheint die auf einem Linienraster basierende Schrift und durch zusätzliche Elemente erweiterbar war. Auch auf diesem Baukastensystem basierend waren andere Schriftentwürfe, die durch ihre kubischen Formen an das Bauhaus erinnerten. Auch erwähnte Göldner die Super Grotesk, die als Typoart-Schrift bekannt ist, aber von Arno Drechsler von den Brüder Butter entworfen wurde. Leider endet der “Buttergeist” zum dem Ende des zweiten Weltkriegs mit der Enteignung des Betriebs und der Übernahme von VEB TYPOART aus politischen Gründen.

Dennoch geht es weiter, denn hier knüpft Maurice Göldner an. Er interpretiert zwei Schriften neu. Einmal das Baukastensystem der NE-PO bei dem einzelne Bausteine zu Lettern konstruiert werden. In einem kleinen Film zeigt er das Resultat seiner Arbeit, in dem sich auf wundersame Weise von Zeile zu Zeile einzelne Elemente zu einem Buchstaben formen.

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Maurice Göldner

Maurice Göldner is an independent type and graphic designer. He lives and works in Leipzig. Göldner studied type design at the Hochschule für Kunst und Design Halle (Saale) and at the Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, where he is currently a master student. In addition to his own research projects, he teaches »Type and Signs« at the Kunsthochschule Berlin Weißensee. His fonts »Meran« and »Stan« were released by OurType.
Als zweiten Entwurf stellt er die Stan und Stan Plus vor, die eine Interpretation der Wellington sind. Er fragt sich: Was war die Idee der Schrift? Zeitgeist, technische Einschränkungen oder eine bestimmte Haltung spielen eine Rolle. Einige Formen waren in einzelnen Schnitten unterschiedlich und es gab eine merkwürdige Mischung an Kontrasten und Slab Serif Elementen. Er nimmt sich die Freiheit und trennt sich von zeittypischen Elementen und übernimmt wiederum Formen, die ihm gefallen.
Aus alt wird neu, die Stan ist bei Ourtype erhältlich und eine wunderbar frische Interpretation der damaligen Wellington — so ganz im Brüder Butter Stil.

Autor: Christine Lange