Pascal Zoghbi: Arabische Graffiti

Der Andrang zu Pascal Zoghbis Vortrag auf der „Stage“ ist riesig. Trotz zusätzlicher Stühle sitzen viele auf dem Boden. Das Interesse für das Thema ist vor allem beim zumeist jungem Publikum sehr groß.

Foto: Alexander Blumhoff

Zurückhaltend präsentiert der Typedesigner in drei Abschnitten seine Bildersammlung arabischer Graffiti aus den Gebieten des Libanon, aus Palästina und aus Bahrain, Ägypten und Tunesien.

Arabische Graffiti weisen einen wesentlichen Unterschied zu den Graffiti in westlichen Ländern auf: Sie sind durch und durch politisch gefärbt. Größtenteils lässt Zoghbi die Bilder auf die Zuschauer wirken und erklärt dazu, was die jeweiligen Schriften bedeuten. Eine interessante Anmerkung ist, dass es in Libanon nicht verboten ist zu sprayen. Das heißt, es ist auch tagsüber möglich die Parolen an die Wände zu malen, was wiederum eine große Vielfalt an Graffiti hervorbringt. Auch bringt die große Underground-Hip-Hop-Kultur viele interessante Graffiti hervor.

Pascal Zoghbi

Pascal Zoghbi

Pascal Zoghbi, Arabic Type Designer and Typographer, is the founder of 29letters, an Arabic Type Design and Typography firm in Beirut. His design work ranges from creating new Arabic fonts, corporate identities and print publications. Since 2006, after his graduation from the Type & Media course at The Royal Academy of Arts in The Netherlands with a Master of Design, Pascal was involved in an impressive collection of new Arabic type design projects. He has created contemporary Arabic fonts for leading Middle Eastern Newspapers (Emarat Al Youm, AlWatan & Al Rouiah), urban places (Ibn Battuta Mall, Madinat Jumeirah, Abu Dhabi Airport Terminal 3, Abu Dhabi Embassy in USA), art events & magazines (ContempArabia & Alef Magazine), software (Droid from Google) and several other companies. He developed Arabic corporate identities for Art Reoriented, Oryx Magazine, Middle East International Film Festival MEIFF, Viceroy Hotel Group, Jabria Industrial, Rashid Family, Desert Adventures, ContempArabia, Foo Solutions, Focus Art Gallery and several others. Since 2006, Pascal took part in the Typographic Matchmaking 01 and 02 projects organized by The Khatt Foundation. He has been teaching typography course at graphic design schools in Lebanon at Lebanese American University LAU, Notre Dame University NDU and American University of Beirut AUB since 2006. He frequently gives lectures and workshops about Arabic type and typography and he runs a highly regarded blog about Arabic type and typography.
In Palästina sind die Schriften viel stärker mit der arabischen Kultur verbunden, als im Libanon, wo mehr Offenheit gegenüber der westlichen Kultur zu finden ist. Dies wird durch die kalligrafischen Elemente deutlich, die hier zu erkennen sind. Auch gibt es neben den Parolen auch mehr figürliche Graffiti – Porträts von Märtyrern an den Wänden. Oft werden Gruppen von Menschen antrainiert, um die politischen Botschaften an die Wände zu bringen und sie somit zu verbreiten.
Die Graffiti in Bahrain, Ägypten und Tunesien sprechen die Sprache der Revolution. Die Parolen werden nicht nur von Künstlern, sondern von jedem an alle vorstellbaren Orte gesprayt und gemalt. Sogar auf Tanks. Interessant ist das Symbol der Revolution, das aus den Graffiti hervorgegangen ist.

Arabische Graffiti wirken vielleicht primitiver als etwa in Europa oder USA, sagt Zaghbi, sie besitzen aber mehr Wut, Angst und Sorgen.
Die Behauptung, arabische Graffiti seien primitiver, mag man als Europäer beim Anblick der beeindruckenden, geschwungenen Schriftzeichen nicht so recht nachvollziehen.

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Am Ende des Vortrags bleibt noch Zeit für eine kurze Vorstellung seines Buches über das Thema. Wer seinen Eindruck darüber vertiefen möchte, kann sich das Buch am Buchstand der TYPO anschauen, wer nicht auf der TYPO (aber in Berlin) ist, kann heute um 19.00 Uhr auf der Vernissage und Buchvorstellung in der Common Grund Gallery einen Einblick in seine Arbeit bekommen.

Weitere Informationen findet man auf seinem Blog.