John Downer: Sign Painters Play Tricks

Die kräftigen Farben setzen sich zu dem hellen Hintergrund im starken Kontrast deutlich ab. Ein hohes diffuses Spotlight wirft einen weichen wedge shade, der das beleuchtete Objekt erhaben erscheinen lässt und ihm die Illusion von Räumlichkeit verleiht. Die rote Krawatte von Schildermaler John Downer, die er über einer weißen Linotype.com-Arbeitsschürze trägt, ist bis in die letzten Reihen der TYPOhall gut erkennbar.

Quod erat demonstrandum – Kontrast, Lichtquelle, erkennbarer Schatten. Damit ist eine Lektion des Letterings bereits am lebenden Objekt bewiesen. Ob sich seine Kombination aus Business Style und Arbeitsmontur auch in der Modewelt durchsetzen kann, bleibt fraglich.


Sein Wissen im Bereich des Schildermalens und der Räumlichkeit von Buchstaben hingegen ist sehr gefragt. Bevor Downer dieses Wissen mit den Massen teilt, erhält Wichtigeres Vorrang – schnell noch ein paar Bilder für Mom! Das ist hier schließlich die größte Ansammlung angezogener Menschen, wie der passionierte Wasserpolospieler bekundet, mit der er bis dato zu tun hatte. Danach springen wir direkt in die Materie. Wie kann dem eindimensionalen Buchstaben Räumlichkeit verliehen werden? Eine imaginäre Lichtquelle lässt einen Schatten werfen, die den Buchstaben vom Hintergrund abhebt. Am bekanntesten ist die Variante einer abgedunkelten Kopie des Buchstabens, die je nach Lichtquelle, seitlich in den Hintergrund versetzt ist – ein so genannter einfacher Drop-Shade. Neben diesem Standard gibt es noch die Kategorien close und wedge shade. Letzterer lässt das Objekt schräg vom Boden abgehoben erscheinen, als würde es sich aufstellen. Ersterer hingegen ist ein geschlossener Schatten und lässt den Buchstaben monolithisch wirken. Nach der Frage, welcher Schatten verwendet wird, bleibt zu klären, wie dieser Schatten gestaltet sein soll; mit weicher oder scharfer Kante? John Downer Überzeugung steht die klare Lesbarkeit des Buchstabens im Vordergrund, deswegen: “Keep the Edge sharp!” Dieses Mantra lässt er das Publikum dreimal wiederholen. Damit ist den Spielarten von Dimensionalität aber noch kein Ende gesetzt.

“Keep the Edge sharp!”

Es folgen Unterscheidungen in 2 tone close shade oder blended close shade, wedge close shade, single split drop und double split drop shade, split close shade, 2 tone angled split close shade, mock block und natürlich die Frage nach der Farbwertigkeit von Schatten und Outline. Puh! Mit Beispielen aus der Praxis des Schildermalens kann Downer dem Publikum jedoch schnell deutlich machen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der Theorie ist. Denn oft scheint sie zu fehlen. Die Schatten von Buchstaben sind so konfus geworfen, als würde der Schriftzug in einem Wald aus Spotlights stehen. Outlines folgen nicht kontinuierlich der Perspektive und close shades öffnen sich plötzlich. Ganz zu schweigen von der Schwierigkeit der optimalen Farbwahl für Buchstaben, Schatten und Hintergrund. Am Ende wird die Komplexität deutlich, mit der die Räumlichkeit von Buchstaben hergestellt werden kann. Und nicht vergessen: „Keep the edge sharp“!

1 Comment

  1. simone|May 29, 2009

    Sehr inspirirend. Hatte ich von John Downer nicht erwartet. Er war auch einfach super drauf!