Seele der Bewegung – Neville Brody

Wir freuen uns wahnsinnig über dieses großartige Geschenk zum 18. Geburtstag der TYPO Berlin: Der Abschlusssprecher am Freitag ist niemand Geringeres als Neville Brody himself!

Neville Brody zu fassen ist schwer. Er pendelt zwischen seinen Research Studios in London, Paris, Berlin, Barcelona und Tokyo. Er leitet den Fachbereich Communication Art & Design am Londoner Royal College of Art. Seine Studenten sollen denken, sich quer stellen, experimentieren. Seine Berufung schlug selbst in Deutschland Wellen (siehe Fontblog 24. März 2010).

Neville ist Pionier und Revolutionär zugleich. Er ist die Seele der digitalen Schriftenrevolution. Er hauchte Schriften nach ihrer Transformation auf den Computer Wärme und Gewissen ein. Er führte sie jenseits des leer-kalten 01010101-Codes. Seine bahnbrechenden Albumcover für Fetish Records seine kreativen Impulse fürFace Magazin und späterArena, seine Font-Familien und letztlich FUSE (siehe FontShop Aktuell: FUSE lebt, 20. März 2013), katapultierten ihn früh in den Grafik Olymp.

n_brody_typo_2000_©kassnerEr bewegt die Welt der Typografie seit Jahrzehnten: Neville Brody auf der Berliner TYPO-Konferenz 1990, Foto ©kassnerfoto.de

Als Wegbereiter des digitalen Grafikdesigns brachte Neville das Thema Schrift 1994 auf die erste FUSE-Konferenz in London und ein Jahr darauf nach Berlin zur FUSE95 Konferenz – der ersten Konferenz die FontShop organisierte. TYPO 2013 ist die 18. FontShop-Konferenz und wir freuen und ganz besonders unseren Firmenmitbegründer und langjährigen Gefährten Neville Brody begrüßen zu dürfen.

1990 gründete er zusammen mit Stuart Jensen FontWorks in London und wurde Direktor von FontShop International, wo er eine Zeitschrift für experimentelle Schrift, FUSE, aus der Taufe hob. Die erste Hälfte der 1990er Jahre waren von einer mitreißenden typografischen Aufbruchstimmung geprägt. Das Gestalten am Computer setzte sich durch und brachte neue Freiheit. Diese erfassten auch das Schriftentwerfen. Es entstanden mutige, neue Schriften und freche Foundries – und die Publikation FUSE, 1992 erfunden von Neville Brody und John Wozencroft.

brody_2013_©studio

Neville Brody

Neville Brody is a designer, typographer, art director, brand strategist and consultant and has established himself as one of the most prolific, innovative and influential graphic designers in the world. Neville is also the founder of the Research Studios network with studios in Berlin, New York, Paris, Barcelona and Tokyo. Having redesigned The Times newspaper and the BBC website, current clients include LVMH, Nike, United British Media, Nokia and Converse together with several arts and culture based organisations in the UK and Asia.

FUSE 1-20 – von Erfindung bis Antimaterie – Brody und Wozencroft gaben jeder Ausgabe ein Thema, und zu diesem Thema luden sie Designer und Schriftentwerfer ein, einen oder mehrere experimentelle Fonts zu entwerfen, sowie ein Poster dazu. Alle drei Monate erschien FUSE Anfang der 90er Jahre, und jedes Mal stieß es Türen auf zu völlig neuen, bis dahin undenkbaren Dimensionen der Typografie.

Arbeiten von Neville Brody ©Research StudiosArbeiten von Neville Brody ©Research Studios

Neville Brody studierte Graphikdesign am London College of Printing und war danach intensiv in die Independent Musikszene der frühen Achtziger involviert. In seiner Funktion als Art Director für das Label Fetish Records experimentierte er mit einer Graphiksprache, die Malerei und neue Architekturästhetik miteinander verschmolz. Diese Erfahrungen konnte er dann zwischen 1981 und 1986 auch im kommerziellen Bereich verwenden und zwar für »The Face«, wo er mit Typographie experimentierte, einem Feld, das er bis dahin gemieden hatte. Mit dieser Arbeit veränderte er die Aufmachung von Zeitschriften, Werbung und Einzelhandelsgeschäften weltweit.
VA-CoverCover für V&A Magazine, 2011. Foto: © Research Studios© 2011 Jonathan Leijonhufvud. All Rights Reserved.Vortext für Converse, 1. Beijing Design Week, 2011. Foto: © Research Studios

In seiner Arbeit für die Zeitschrift »Arena« zwischen 1987 und 1990 widersetzte sich Brody der im Designbereich vorherrschenden Hysterie, indem er eine minimalistische, nicht-dekorative Typographie praktizierte. Mit der zunehmenden Bedeutung des neu eingeführten Apple Macintosh Computers entwickelte Brody dann einen expressiveren und mehr bildnerischen Ansatz.

1987 gründete Brody sein eigenes Londoner Studio und merkte, daß Kunden außerhalb Englands seinen Vorstellungen gegenüber viel aufgeschlossener waren, nämlich die Möglichkeiten des Computers zu nutzen und Firmen mit Templates zu versorgen, mit deren Hilfe sie ihre Designwünsche firmenintern selbst ausführen könnten.

© 2011 Jonathan Leijonhufvud. All Rights Reserved.Charity-Plakat für Music For Youth,Schools Proms Event in der Royal Albert Hall, London, 2012. Foto: © Foto: © Research Studios

 

Aufträgen vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin, Men’s Bigi und von Parco aus Japan und des Briefmarkendesigns für die Niederländische PTT folgten zwei große Grafiikprojekte für das Fernsehen – den deutschen Kabelkanal Premiere und das Österreichische Staatsfernsehen ORF. Den Übergang zur Arbeit mit elektronischen Bildern reflektierte Brodys Beschäftigung mit Digitalschrift.

Brodys Arbeit konzentriert sich jetzt auf die Entwicklung einer neuen, visuellen Sprache, die die Bedeutung des elektronischen Designs für die Kommunikation untersucht und den Dialog herstellt.

Nevilles TYPO Thema: Towards level 2, Closing Speech am Freitag den 17.05.2013, 20:00 Uhr (TYPO Hall). Zum Programm der TYPO 2013 … Zur Anmeldung …