Kris Sowersby: Weine und Schilder

It’s all in the details: Kris Sowersby zeigt in seinem Vortrag die Entstehung von Logo und Schrift für die australische Weinmarke Hardys sowie seine Schriften Metric und Calibre, die entfacht von Sowersbys Begeisterung für Berliner Straßenschilder entstanden.

Kris Sowersby (Foto: Gerhard Kassner)

(Foto: Gerhard Kassner)

Der Typograf kommt aus Neuseeland und leitet dort die Klim Type Foundry. bekannt für Schriften wie Feijoa, National, Meta serif und Unit slab. Kris Sowersby wurde 2010 mit dem Titel ADC Young Gun ausgezeichnet.

Weil wir hier in Berlin so weit weg sind von Neuseeland, zeigt Sowersby als Einstieg in den Vortrag erst einmal ein paar Bilder aus seiner Heimat, zum Beispiel den Kiwi Vogel, Neuseelands Wahrzeichen. Dann geht es nur noch um Typografie. Warum er sich mit damit beschäftige, wurde er im Vorfeld der Typo gefragt. Die Antwort bestand aus einem Wort: Love.

Man spürt diese Liebe zur Typografie in Kris Sowersbys Arbeiten. Als Hardys 2008 ein Rebranding vornahm, wurde Sowersby zuerst mit der Gestaltung des Logos beauftragt. Anschaulich zeigt er, wie er aus einem alten Hardys Logo das neue herausarbeitete und verfeinerte. Material als Grundlage für den Typographen, der in seinen Schriften historisches Wissen und zeitgemäße typographische Kunstfertigkeit verbindet, gab es bei Hardys genug. Von dem 1853 gegründeten Unternehmen fanden sich in dessen Archiv mehrere interessante alte Logos und Schriften – unübersehbar englisch geprägt.

Auch für die Schrift, die daraufhin für Hardys entwickelt wurde, startete Sowersby eine umfangreiche Recherche historischer Schriften. Die Frage, welche Art von Serifen die neue Schrift bekommen solle, wollte gelöst werden, um eine Schrift passend zur Logotype zu gestalten. Dutzende von Schriften wurden in Augenschein genommen. Es wird deutlich, wie ernst Sowersby seine Arbeit nimmt. Lachen kann er über Typografie trotzdem: “Look at these serifs! What did they think when they made them?”

Die Grundlage für die Hardys Schrift ist eine französische Antiqua, im Stil der Americana gar nicht unähnlich, aber feiner und weniger breit in der Laufweite. Es sind die Details dieser Schrift, die Sowersby faszinieren. Ungewöhnliche Serifen,  oder ein „e“, das Sowersby nicht anders erklären kann als mit dem Ausdruck “Elvislocke” und weiteres. Das Ergebnis ist die Schrift Domaine, die derzeit auf den Markt kommt.

Im Urlaub in Berlin, in dem er sich nach eigenen Worten mal überhaupt nicht mit Buchstaben und Typografie beschäftigen wollte, waren es aber doch wieder die Details einer Schrift, die Sowersby faszinierten.
Den Berlinern im Publikum ist vertraut, was wir nun zu sehen bekommen: Straßenschilder mit den Namen „Krossener Straße“, „Sonnenalle“ und viele weitere. Die Namen sind in einer geometrischen, konstruierten Schrift gesetzt, die durch ihre schlichten, eleganten Formen besticht. Weicher und wärmer wird sie vor allem durch ihre optischen Korrekturen und Ligaturen. Als Weiterentwicklung der Berliner Straßenschilder entstand zuerst die humanistische Groteskschrift Metric und als Ergänzung  die geometrische Neo-Grotesk Calibre. Bei seiner Recherche dafür stieß er natürlich auf die Interstate, die DIN, die Erbar und die Futura. Die Idee hinter Metric und Calibre sind konstruierte geometrische Formen, sowie deren Anwendung auf Straßenschildern und Ligaturen. Für die Calibre beschäftige sich Sowersby stark mit der Recta. Ihre Rationalität faszinierte ihn, ihre Ausführung war ihm jedoch an vielen Stellen gar zu korrigiert.

Klim Type Foundry

Kris Sowersby

Kris Sowersby

Kris Sowersby runs the Klim Type Foundry. Sowersby’s typefaces combine historical knowledge with contemporary craftmanship & finish. In 2010 Sowersby was named an ADC Young Gun. The Klim Type Foundry markets its typefaces exclusively through Village.