Nachdem er sich vorgestellt hat, entschuldigt er sich zuerst mal beim Publikum dafür, dass er noch etwas hung-over vom Vorabend sei. (Die Schuld dafür schiebt er übrigens ganz charmant April Greiman in die Schuhe). Von einem hang-over merkt man im Publikum nichts, Michael Johnsons Vortrag ist kurzweilig und interessant.
Er startet mit der selben Frage, die er sich vor seinen Projekten stellt: “What if?” Was wäre wenn? Wenn man die Regeln brechen und Unfälle erlauben würde, wenn Mix und Mutationen die besten Ergebnisse brächten?
Logos zum Beispiel sind für Johnson keine unantastbaren Ikonen. Den freieren Umgang damit zeigt er unter anderem anhand des Logos von swanswell, einer britischen Hilfsorganisation, die Menschen mit Drogen- oder Alkoholproblemen hilft.
Michael Johnson warnt davor, an naheliegenden Lösungen hängen zu bleiben. Benutzt Googles Bildersuche als Recherche-Werkzeug und nur als das, gibt er dem Publikum mit auf den Weg. Die Bilder, die Google zum Beispiel bei seiner Recherche für das neue Erscheinungsbild des British Film Institut (BFI) ausspuckte, zeigen die typischen Bilder zu Kino und Film wie eine Filmrolle oder einen Projektor. Das Re-Branding für das BFI sollte der Traditions-Institution, einem der größten Filmarchive der Welt, ein homogenes Erscheinungsbild für ihre vielfältigen Aktivitäten und auch einen Gewissen Stolz verleihen. johnson banks verzichtete vollkommen auf filmstereotype Bilder und arbeitete stattdessen visuell mit dem Mittel, das auch beim Filmemachen essenziell ist: Licht.
Michael Johnson
Creative Director, Principal / johnson banks (London)
Weg von der rein zweidimensionalen Gestaltung hin zu 3D ging Studio johnson banks zum Beispiel für das Erscheinungsbild des Ravensbourne College. Die Inspiration für das Logo und dessen räumliche Ausgestaltung ging hier von der Fassade des College Gebäudes aus.
Noch ein Schritt weiter sind die Skulpturen aus Whiskyfässern für Glenfiddich, die das Alter der Whiskys auf eine unkonventionelle Art illustrieren.
Als Arbeit, in der all sein Wissen und Können auf optimale Weise vereint wird, bezeichnet Michael Johnson das Branding für das Science Museum London. Ein Logo, dessen streng geometrische Schrift durch Ligaturen aufgebrochen wird und interessante Details erhält, das trotzdem durch die Anordnung der Buchstaben kompakt und ikonographisch ist. Mit diesem starken Logo ist die weitere Anwendung auf verschiedensten Formaten und Medien ein leichtes. Das Erscheinungsbild lebt durch die geometrische Typografie.
Friday afternoon projects nennt Johnson die Projekte Mandagram und Phonetikana. Ausgelöst durch Besuche in Japan und als eigene Hilfe fürs Japanischlernen entstanden bei Phonetikana Kombinationen aus japanischen Schriftzeichen mit deren lateinischer Schreibweise für ihre Aussprache. Eine weiterer Mix ist Mandagram – chinesische Schriftzeichen in einem Piktogramm, das ihre Aussage darstellt, untergebracht.