Circa vier Fragen an … Ferdinand Ulrich

Ferdinand Ulrich liebt Schriften und die Auseinandersetzung mit ihren Geschichten. In seinem Berliner Studio gestaltet er Publikationen und Schriftmuster. Darüberhinaus forscht und schreibt er über Typografie und Gestaltung. Er beschäftigt sich intensiv mit der Designlehre in den 20er und 30er Jahren. Seit 2012 lehrt er Editorial Design an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Auf der TYPO spricht er über Hermann Zapf Bleisatzschrift Hunt Roman, die der legendäre Schriftgestalter 1961/62 entwarf.

1. Welche Ihrer Arbeiten repräsentiert am besten Ihren Stil? Auf welche ihrer Arbeiten sind sie besonders stolz?

Im vergangenen Herbst habe ich das visuelle Konzept der neuen Publikationsreihe Bauhäusler für das Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung in Berlin entwickelt und auch den ersten Band gestaltet. Für mich war die Auseinandersetzung mit diesem Inhalt ein ganz besonderes Anliegen, da ich mich schon seit ein paar Jahren mit den Ideen und Gedanken, die am Bauhaus entstanden, beschäftige – sogar in einem kleinen Forschungsprojekt. Das Thema liegt mir einfach sehr am Herzen. Umso größer war die Freude, als ich mit dem Verfassen typografischer Anmerkungen (in Form von Fußnoten), neben der visuellen Gestaltung, einen weiteren Beitrag für dieses Projekt leisten konnte.

Besonders stolz bin ich auch auf eine Buchreihe die ich noch als Student bei Edenspiekermann gestaltet habe. Die Idee für die bilinguale Reihe stammt von Erik Spiekermann, mit dem ich die ersten Bände zusammen entworfen habe. Das war natürlich sehr spannend. Im dritten Band, Pure Design von Klaus Klemp, konnte ich zusätzlich zur Typografie auch grafische Zeichnungen der Designikonen des 20. Jahrhunderts beitragen.


2.
Thema der diesjährigen TYPO Berlin ist “Touch”. Welche Qualitäten muss Design Ihrer Ansicht nach mitbringen, um “anrührend” zu sein? Können Sie ein Beispiel nennen, das so auf Sie gewirkt hat?

Design, das einen spannenden Entwurfsprozess offenbart und dabei noch erfolgreich eine Problemstellung löst, fasziniert und berührt mich zugleich. Dazu gehören sowohl kleine feine Bücher wie Heraklit, Nummer 49 in der Insel-Bücherei, bei dem die griechischen Zeilen aus Hermann Zapfs Hand geschrieben sind und dabei wie gedruckt wirken, als auch große Projekte wie das Informations- und Leitsystem der Berliner Verkehrsbetriebe. Dieses ist seit seiner Einführung zeitlos und ich erfreue mich immer wieder aufs Neue an den kleinen gelben Quadraten und an dem Rot der U2.


3.
Der Ausdruck “to get in touch” steht ja im Englischen dafür, mit jemandem in Kontakt zu treten. Gibt es jemanden, den Sie schon immer mal treffen wollten? Auf wen freuen Sie sich bei der TYPO Berlin ganz besonders?

Es war mir immer ein großes Anliegen, einmal Ken Garland zu erleben, bis ich ihn schließlich auf der TYPO London im vergangenen Jahr treffen konnte. Sein Vortag hat mich sehr bewegt und ich freue mich schon auf seinen diesjährigen Auftritt. Sehr gespannt bin ich auch auf die Themen von Albert-Jan Pool und Andreas Koop, deren Forschungsprojekte ich ausgesprochen interessant finde. Irgendwann würde ich sehr gerne einmal Hermann Zapf kennenlernen, der schon lange nicht mehr auf einer der großen Designkonferenzen gesprochen hat.


4.
Pflichtlektüre: Welches sind Ihre aktuellen Favoriten für schöne Publikationen, Bücher, Filme oder interessante Links?

Im letzten Jahr bin ich auf What Our Lettering Needs von Rick Cusick (RIT Cary Graphic Arts Press) aufmerksam geworden. Ich bin immer auf der Suche nach so fundiert recherchierten und wohl geschriebenen sowie gut illustrierten Publikationen. Beim Berliner Typostammtisch im Dezember habe ich als Quiz-Preis eines der letzten FontBooks mit nach Hause genommen (wenn es nicht sogar das Allerletzte war). Die App dazu besitze ich zwar auch, aber das Exemplar zum Anfassen eignet sich besonders gut als Bettlektüre vor dem Schlafengehen. Zu meinen täglichen Online-Quellen zählen Jürgen Sieberts Fontblog, Typographica und Fonts In Use, beide betreut von Stephen Coles, Paul Shaws Blue Pencil und eine Dosis Spiekermann-tweets.

© Norman Posselt · www.normanposselt.com

Ferdinand Ulrich

Typographer / Type Researcher (Berlin)

Ferdinand Ulrich is a typographer and a design researcher. At p98a.berlin he explores with Erik Spiekermann how letterpress can be redefined in the twenty-first century. His research and writings on type history have been published in the US, in the UK and in Germany. Ferdinand regularly teaches typography (UdK Berlin, Burg Halle, FH Potsdam) and gives guest lectures (MIT Media Lab, Cooper Union, Carnegie Mellon University, and others). Since 2015 he has been working on a PhD at the University of Reading, researching the transition of type design technologies in the early digital era. The project is supervised by Gerry Leonidas and Sue Walker and is funded by the AHCR in the UK.