Florian Pfeffer: „Design muss sich stärker verändern“

Florian Pfeffer ist Professor an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG), Partner in dem Designbüro „one/one“ mit Büros in Amsterdam, Berlin und Bremen, aber bei Studenten vor allem durch den output-Wettbewerb bekannt. Während des Wettbewerbs hat er sich über die Jahre 15.000 Hochschulprojekte angeschaut. Im Vorfeld zu seinem TYPO-Vortrag machte er sich intensiv Gedanken über die Hochschulausbildung im Designbereich und fand heraus, dass sich Design stärker verändern muss als bisher, um sinnvolle Beiträge liefern zu können.

© Alexander Blumhoff

© Alexander Blumhoff

 

Im Moment ändert sich so vieles, doch im Design ist es nicht so. „Aktuell spielen Hochschulen eine zentrale Rolle, künftig vielleicht noch mehr als jetzt“, blickt Pfeffer in die Zukunft. „Die Ausbildung hat das Problem, wie sie auf den Wandel reagieren soll. Am Anfang der Ausbildung weiß man noch nicht, wofür man ausbildet.“ Als Beispiele nennt er Facebook, das vor circa dreieinhalb Jahren in Deutschland aufkam und auch das iPhone, das es seit drei Jahren bei uns gibt. Ein Studium an einer Hochschule wie der HfG dauert hingegen vier Jahre.

„Wir wissen heute, dass unsere Kinder weniger Wohlstand und Sicherheit haben werden“, sagt Florian Pfeffer. Es werde eine starke Konkurrenz geben und all das werde auch Einfluss auf das Design haben.

Und ein weiteres Thema ist ihm wichtig, die Nachhaltigkeit. „Nachhaltigkeit ist ein Wort, das man kaum noch hören kann. Wir müssen das Wort wieder zurückholen. Wir dürfen es uns nicht aus der Hand nehmen lassen“, sagt er fast pathetisch. Alle drei Minuten komme ein neues Produkt auf den Markt. Das zeige, wie viele Dinge wir produzieren. „Wir sind zu sehr ergebnisgesteuert. Das ist ein Problem, das für das Design richtig groß wird“, sagt der Professor aus Karlsruhe.

Er stellt sich die Frage, ob wir für die Vergangenheit oder die Zukunft ausbilden wollen. Design brauche auf jeden Fall ein neues Geschäftsmodell. Hierzu hat er drei Gedanken entwickelt:
1) Get out of here / Raus aus dem Garten
Pfeffer hat beobachtet, dass kein Designer im Bundestag sitzt. Warum? Haben diese Angst, dann nicht mehr in ihrem Beruf zu arbeiten? „Wir müssen nicht mehr auf Auftraggeber warten, sondern mehr Unternehmer werden“, betont er.
2) Stop solving problems / Hört auf Probleme zu lösen
Damit meint Florian Pfeffer, dass wir aufhören müssen komplette Lösungen zu entwickeln, vielmehr sollten wir Menschen Systeme zur Verfügung stellen mit denen sie die Antworten finden. Er sagt: „Designer sollten mehr Netzwerker als Autor sein.“
3) The art of hosting events / Die Kunst Gastgeber von Events zu sein
Was wäre, wenn wir keine Dinge mehr machen? Was ist, wenn wir Events organisieren müssten? Pfeffer ist der Meinung, dass es für Designer immer wichtiger wird, zuzuhören.

Während seines Vortrags hat Florian Pfeffer assoziativ Arbeiten seiner Studenten gezeigt, die auch im Anschluss an den Vortrag und im Foyer ihr Projekt „Heldenimbiss“ vorgestellt haben. Sie sagen, dass ihr Heldenimbiss das Leben verändern kann und sie sehen in jedem Menschen einen Helden mit heldenhaften Eigenschaften. Weitere Infos zu dem Projekt unter: heldenruf.hfg-karlsruhe.de

Florian Pfeffer

Florian Pfeffer

Florian Pfeffer is a designer, author, curator and university lecturer. He is the founder of the one/one design office in Berlin, Bremen and Amsterdam. Between 2006 and 2012 he was professor at the University of Design in Karlsruhe. His new book "To Do – Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt" (tr.: To Do – The New Role of Design in a Changed World) will be released right on time for TYPO 2014, published by Hermann Schmidt in Mainz.