Bernard Stein: Rock’n’Roll durch die Sphären

Am Anfang war die Form. So hat der gebürtige Berliner Bernard Stein vor 30 Jahren mit seiner Arbeit begonnen. Damals hat er Typografie benutzt, um Raum zu schaffen. Den Ansatz hat er weiterentwickelt, verschiedene Phasen durchlaufen und einen immer freieren Umgang mit Schrift entwickelt. Heute geht es ihm in erster Linie um die „visual education“: Wie hätte ein Geschäftsbericht in der Ming-Zeit ausgesehen? Und wie ein Flyer bei den Azteken? Das sind die Fragen, die Bernard Stein antreiben. Genauso wie im Nachschlagewerk „Typographie, wann wer wie“, das er mit herausgibt, knüpft er sich die typographische Kultur von ihren Anfängen bis heute vor. „Das ist unser Material, auf dem wir stehen“, lautet seine Überzeugung. Er spricht von kulturellen Sphären und davon, daß Wissen unserer Vorfahren bewahren und vermitteln zu wollen. Mit Kreide und Schwamm eröffnet der Lehrmeister den Schülern seine Gedanken und nimmt sie mit auf eine Zeitreise durch die Kultur. 

In seiner Arbeit erweist er sich als radikaler Rock`n`Roller. Text und Bild sind seine Grundlagen und werden wild in historische Epochen gesetzt, ohne ihre Originalität zu verlieren. Der Ansatz verblüfft: Für die Bauhaus-Zeit bedeutet das, Bauten mit klaren Formen zu entwerfen und schlichte, serifenlose Schriften zu verwenden. Bunter werden seine Hippie-Entwürfe, dann beginnen Buchstaben und Bild zu fließen und kreisförmig ineinander aufzugehen. Der Professor für Visuelle Kommunikation wandelt auf sehenswerten Pfaden!

(Foto: Gerhard Kassner)