Kurt Weidemann – Sei einzigartig ohne als Einziger artig zu sein

In seinem knapp 23-minütigen Vortrag umriss Weidemann, Schriftenentwerfer wie selbsternannter Astronautenphilosoph, die Veränderung der Menschheit im Zeitalter globaler Vernetzung.


Zunächst eröffnete Weidemann dem erwartungsvollen Auditorium, zum Thema „Image“ keine Bilder zu zeigen. Jeder solle Worte selbst in Bilder umsetzen.

Trotz chronologischen Vorgehens sprang Weidemann in seinem Vortrag hin und her: Ausgehend von der Evolutionstheorie philosophierte er über das Image des Menschen als langsamtes Wesen unter allen Säugetieren. Bis die Fähigkeiten der sogenannten Krone der Schöpfung ausgebildet seien, dauere es eine erhebliche Zeit, zumindest bis sich der Mensch von anderen Säugetieren unterscheide. Dann aber, wenn diese Entwicklung erreicht ist, versuche der Einzelne immer noch besser zu werden. Der Mensch sei eine Kalkülmaschine, welches die Grenzen auslote und dabei des öfteren potenzielle Gegner im Extremfall sogar vernichte.

Weidemann zeigte Erregung. Stichwort: „Uniformierung durch das Netz.“ Information erreiche jeden Einzelnen schneller, aber noch lange nicht nachhaltiger. Ein Zyklus zwischen Aufnahme und Vergessen. Die Magie des Nichtwissens oder Wissens weicht Webseiten wie Wikipedia. Das Netz bietet die reizvolle Möglichkeit, sein Image und seine Vorstellungen zu verbreiten und aufzubügeln, andererseits wird genau diese Möglichkeit inflatiös verwendet. Der „Hoppla, hier komm ich!“-Effekt wird vielleicht bemerkt, bleibt aber nicht in Erinnerung. Der Einzelne kann verloren gehen, die Persönlichkeit verflachen. „Der Tastendruck ersetzt den Händedruck, kraftlos und keimfrei“, so der bekannte Grafik-Designer und Typograph ironisch.

Weidemann appellierte in seinem Vortrag an die Anständigkeit, einen angemessen zwischenmenschlichen Umgang. Für den Aufbau von der Identität zum Image gab er unter anderem den Ratschlag, intuitiv, selbstsicher, gründlich, kompetent und glaubwürdig zu sein, vor allem wichtig sei aber die eigene Zufriedenheit. Nachhaltig wirke die Emotion stärker als die Rationalität, durch Menschlichkeit sei es dem Einzelnen möglich, sich selbst zu behaupten.„Sei einzigartig ohne als Einziger artig zu sein!“ Einzigartig ist und bleibt Weidemann sicherlich.

Text: Linda Horn, Foto: gerhardkassner.de