„Der Späti – eine Ortsuntersuchung in Berlin.“
Wir starten unsere Reihe „Young Guns“ mit dem 30jährigen Designer Christian Klier, der am Donnerstag einen interessanten Vortrag zu seiner Abschlussarbeit „Der Späti“ hielt.
Eine subjektive Ortsuntersuchung
Was ist es, dass das Leben, die Menschen und das Gefühl „Berlin“ ausmachen? Was hat Berlin, was andere Städte nicht haben? Das Berghain, die Mauer-Reste, das Ampelmännchen? Aus soziologischer Sicht ist es viel mehr.
Neben den Touristenpfaden trifft man „Kiezkultur“ (für Nichtberliner: Kiez meint Viertel) Im „Späti“, dem Tante Emma-Laden unserer Zeit, treffen Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen zusammen, hier werden Informationen aus der Nachbarschaft getauscht und im besten Fall entstehen Beziehungen zwischen Kunden und Betreiber.
„Der Späti tanzt aus der Reihe und ist autark von sämtlichen Franchisen Läden.“
In seinem Buch geht Christian dem Milieu des Spätis auf den Grund. Mit amüsanten Zahlen und skurrilen Fakten über den Ursprung des Spätis bis zur Inventur des Sortiment beschreibt er mit aller Gründlichkeit ein Diorama vielfältiger Berliner Geschäftsmodelle bis zum Selbstversuch ein kulinarisches Menü aus Lebensmitteln herzustellen, die im Späti gekauft werden. Portraits und Geschichten der Kunden sowie Betreiber vervollständigen die Geschichte und werden mit poppigen Schriften und kreischenden Farben präsentiert. Hier treffen Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen zusammen, hier werden Informationen aus der Nachbarschaft getauscht und – in manchen Fällen – geht man eine Beziehung mit dem Shopbetreiber ein.
Christian Klier
Graphic Designer (Berlin)
„Durchschnittlich 3 Jahre hängt ein ›Neueröffnungs‹-Schild an der Tür.“
Christian Klier forscht im Milieu des Spätis – als moderner Tante Emma Laden – und stellt sich die Fragen: Wer betreibt sie, wie sind sie aufgebaut, welche Arten gibt es und wer kauft hier ein? Sein Buch beinhaltet einige amüsante Zahlen und Fakten über den Ursprung des Spätis, führt Inventuren über das Sortiment – von der Axt bis zu den Zigaretten, warmer Wurst bis Caipirinha. Er zeigt Portraits und Geschichten von Kunden sowie Betreibern, welche die starke Vermischung aufführt und fügt diese zu einem skurrile Diorama zusammen: Der Laden als vermeintlich „visuelles Unkraut“ durchbricht in seiner Gestaltung die Raster und Normen der Gesellschaft und ist Treffpunkt von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Sozialisation. Das bringt das Lebensgefühl „Berlin“ auf den Punkt.
„Ich häng nicht nur in Spätis rum und trinke Bier.“ Christoph ist als Freelancer tätig und gestaltet Plakate und Corporate Designs, Magazine und Bücher als auch Ausstellungen für Auftraggeber aus dem Kulturbereich wie z.B. die Kunstbibliothek Berlin.
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