Kaum jemand aus der Medienbranche wird das „Magazin für elektronische Lebensaspekte“ nicht kennen. Seit über einer Dekade begleitet die Redaktion technologische und kulturelle Phänomene und deren wechselseitige Beziehungen. Gestartet als Zeitung, dann als Tabloid konzipiert und mittlerweile zum Magazin gewandelt, stand nun der nächste logische Schritt an: Das iPad soll erobert werden. Aber wie?
Da die Ressourcen der Redaktion sowohl personell, als auch monetär begrenzt sind, kam ein Modell à la The Daily oder Springer, mit eigens dem iPad zugeteiltem Personal, nicht in Frage. Das iPad-Magazin muss sich in den bestehenden Workflow der Redaktion integrieren, soviel stand schon zu Beginn fest – man will den neuen Vertriebsweg unbedingt ausprobieren, kann aber als Independent-Verlag kein zu hohes Risiko eingehen. Hinsichtlich dieser Strategie gibt es bisher kaum Erfahrungswerte; Tools zur Umsetzung eines solchen Systems sind rar gesät. Doch De:Bug scheint seinem Namen alle Ehre zu machen und diese Problematik geschickt aufzulösen:
Die Magazin-App
Die App wird parallel zur Printausgabe erscheinen und im wesentlichen die gleichen Inhalte abbilden, allerdings angereichert mit multimedialem Content. Schwergewichtige Lösungen wie das Adobe Publishing Framework waren von Beginn an aus Kosten- und Aufwandsgründen ausgeschlossen, stattdessen konzentriert man sich auf eine Umsetzung mit offenen Standards: HTML5, CSS3, JavaScript und Webfonts aus dem Google Font Directory sind die Eckpfeiler . Die Templates werden aus einer WordPress-Installation heraus befüllt, die wiederum an das bestehende Redaktionssystem gekoppelt ist. Die Verwendung von WordPress minimiert zudem die Einarbeitungszeit der Mitarbeiter.
Das digitale Magazin orientiert sich am Printangebot mit mehreren Themengruppen, zudem kann man Ausgaben herunterladen, um sie unterwegs offline zu lesen. Multimedial aufgepeppt wird die Anwendung außerdem durch Videos oder eingebettete Musik; dennoch soll stets der Text im Vordergrund stehen und auf Eye-Candy verzichtet werden. Die Nutzer sollen in den Genuss der Texte kommen, kein multimediales Inferno erleben.
Ergänzend: Die Stand-Alone-App
Zusätzlich plant die Redaktion Anwendungen unabhängig von den Printausgaben und abgekapselt vom üblichen Redaktionsfluss. Diese konzentrieren sich auf klar umrissene Themenbereiche; die erste Veröffentlichung wird sich mit Musik in Berlin auseinandersetzen und diverse Künstler zu Wort kommen lassen. Da man von der Frequenz der Printausgaben unabhängig ist, wird hier graphisch opulenter per InDesign und Woodwing entwickelt. Die erste Edition versteht sich als multimedialer Reiseführer, der Künstler zu Wort kommen lässt, die ihre Wirkungsstätten und umliegende Lokalitäten vorstellen. Die Redaktion legt hier den Fokus auf Audio-Interviews, Videos und Foto-Slideshows; der Text tritt in den Hintergrund.
Spannend und unterhaltsam vorgetragen, inhaltlich durchdacht und schlüssig – als einzige Frage bleibt: Wann können wir uns mit iPad und De:Bug in den Park legen und die elektronischen Lebensaspekte per Fingerberührung ergründen? Antwort: „Asap!“