Knut Maierhofer: Marken mit Haltung gestalten

Knut Maierhofer, Gründer und Geschäftsführer von KMS TEAM, einem der wohl bekanntesten Designbüros, wollte eigentlich gemeinsam mit seinem Kunden auf der Bühne in der Show auftreten. Da dieser aus Kranheitsgründen absagen musste, dauerte der Vortrag nur eine gute, kurzweilige halbe Stunde. Dies führte – natürlich neben dem starken, souveränen Auftritt und dem spannenden Thema – beim Publikum zu einem großen Applaus.

KMS TEAM empfindet Leidenschaft für gute Gestaltung. Design ist dabei das Werkzeug, das die Haltung ausdrückt. Um dies besser verstehen zu können, zeigt er einen kurzen Film zur Vorstellung seines Markenverständnisses: Jede Marke ist definiert durch Markenelemente wie beispielsweise Logo, Typografie, Produktdesign, Claim oder ein Vertriebskonzept. Diese Markenelemente werden miteinander verbunden. Durch den realen Kontakt mit der Marke – etwa im Shop, beim Betrachten der Visitenkarte, beim Besuch der Website oder im Unternehmensgebäude – entstehen dann sogenannte Markenerlebnisse, welche der Marke ihre unverwechselbare Gestalt geben. »Die äußere Form ist der Ausdruck der inneren Kraft eines Unternehmens«, fasst Maierhofer dern Kern kurz und prägnant zusammen.

Der KMS TEAM-Geschäftsführer sieht sein Unternehmen nicht mehr als Designbüro, sondern als Unternehmen für Markenstrategie, Markendesign und Markenkommunikation (mit Sitzen in NY und München). Als Arbeitsbeispiel hat er die Canyon-Fahrräder vorgestellt. 2004 hatte der Fahrradhersteller noch einen ganz anderen Auftritt und wurde als Marke nicht oder nur kaum wahrgenommen. Die Devise des Kunden war es zwar schon immer, beste Qualität zu fairen Preisen zu liefern, doch der Schriftzug wurde trotzdem oft von den Fahrrädern gekratzt, da ihre Besitzer keinen Bezug zu der Marke hatten. Damals lautete der Claim von Canyon: »Innovativ, besser, direkt«. So sah sich zumindest der Hersteller selbst. Nach der Herausarbeitung der Stärken fand KMS TEAM heraus, dass es primär um das reine, unvefälschte Fahrerlebnis geht (was eher an einen Auto-Werbespot erinnert) und mit dem Bezug zum Radfahren war mit »Pure Cycling« ein neuer Claim geboren.

Die Wortmarke von Canyon war früher rund und ist nun eckig, was viel besser zu den Canyons in Amerika oder Frankreich passt. Die Schrift wurde um 40 Grad nach links geneigt – analog des Fahrradrohr-Winkels – was einen enormen Kontrast zu den Logos der Mitbewerber darstellt. Zudem wurde auf Reduktion und Klarheit großen Wert gelegt; zwei Mittel, die dabei helfen, eine Marke klarer zu positionieren. Zu der Wortmarke entstanden noch eine Bildmarke, ein definierter Farbraum, eine eigene Bildsprache, ein Webauftritt, Anzeigen, ein 3D-Auftritt für die Eurobike sowie ein Headquarter mit eigenem Showroom. Bei der Haltung von Canyon geht es darum, wie man die Leidenschaft für Sport weitervermitteln kann. So werden speziell junge Fahrer untersützt, die von Erik Zabel betreut werden. Zabel erhielt diese Rolle trotz des Doping-Falls, da es um die Haltung dahinter geht, die Identifikation mit dem Sport.

Wettbewerbe gewann KMS TEAM natürlich einige mit der Marke Canyon, u.a. Silber beim Desingpreis der BRD 2009. Was vielleicht für den Kunden noch wertvoller ist, ist dass das Logo heute nicht mehr vom Rahmen »weggekratzt« wird und Canyon 2008 sogar zur beliebtesten Fahrradmarke in Deutschland gewählt wurde (Quelle: bike 9/2008). Eine bessere Wandlung kann eine Marke eigentlich nicht erfahren.

Diesen Vortrag habe ich mittlerweile bereits zum dritten Mal gehört. Als bekennender Fan von KMS TEAM und unter der diesmaligen Betrachtung von Leidenschaft machte mir dies gar nichts aus. Sport ist eine Leidenschaft, Design auch – zusammen ist das eine wunderbare Kombination.