Philippe Apeloig: Der Buchstabe als Autor

Bei Philippe Apeloig hat alles Konzept: „I don’t want to do something just pretty – the idea is by far more important, voilà!” Bis zu welchem Grad solch „idea“ für den französischen Grafiker gereift sein muss, darüber geben seine Arbeiten die wohl beste Auskunft. Ein Poster ist ein Poster ist ein Poster? Nicht bei Apeloig – jedes Detail muss stimmen und für sich selber stehen. Warum sind die Buchstaben im Plakat zum „Series 54“-Designwettbewerb des Type Director Clubs halb schwarz, halb gelb? Na, so arbeitet doch schließlich eine Jury: Manche Entwürfe stellt sie ins Licht, andere in den Schatten! Und warum stehen die Buchstaben auf dem Poster für den „extra-train“, den Schnellzug der französischen Bahngesellschaft, auf dem Kopf? Round Trip! Und im Übrigen: Wenn man „extra-train“ ganz oft hintereinander sagt, ergibt sich dabei das Geräusch eines fahrenden Zugs! Ach so, Philippe, na klar! 

Philippe Apeloig gestaltet vor allem für Kulturveranstaltungen, Verlage und Institutionen. Dabei müssten seine Arbeiten in Frankreich inzwischen auch unter Nicht-Kennern Wieder-Erkennungscharakter erlangt haben: So vielfältig der Kanon, den er uns präsentiert, auch sein mag, teilen sich die einzelnen Werke doch manches Distinktionsmerkmal: wenig Farbe, wenn möglich kein Bild aber dennoch Bewegung. Die oberste Maxime: der Buchstabe ist der Autor. Er braucht nicht zwingend Zusatzmittel, ihn gilt es mit der Information zu verknüpfen, die er in Szene setzen soll. So werden Buchstaben bei Apeloig zu fahrenden Schiffen, die ihren Schatten ins Wasser werfen, zu Klaviertasten, die in einer Animation über den Bildschirm jagen oder stellen einen Lesesaal aus der Vogelperspektive nach. Die Zuhörer sind gespannt und gebannt, ich ab und an auch ein wenig neidisch über so viel schlauen Einfallsreichtum. Merci, Philippe, et à la prochaine!    

Anna Mauersberger

1 Comment

  1. simone|May 29, 2009

    Der Vortrag war wunderbar… so harmonisch und ruhig vorgetragen. Und toll war auch, als Philippe bei der Vorstellung des I-U-A-V Logos sagte, ‘you don’t always win a competition and it doesn’t matter – but this one we did not loose…we won’ oder so ähnlich. Toll, wenn man so vortragen kann, finde ich.