Manuskript des Vortrags von Dieter Telfser

-> Das Manuskript von Dieter Telfsers Vortrag auf der TYPO 2008
(PDF-Dokument, 10 Seiten).

30 Comments

  1. Jürgen Siebert|May 31, 2008

    Dieter Telfser hat polarisiert und provoziert. Das war beabsichtigt, so etwas gehört auf die TYPO.
    Besucher haben sich Sorgen um den Steinadler gemacht, der zweimal über ihre Köpfe durch die TYPOhall flog. Beim ersten Flug, kurz vor Beginn der Rede, landete der Vogel in den hinteren Reihen. Beim zweiten Flug auf das Stichwort »Freiheit« durchquerte er den Saal zu zwei Dritteln, streifte die linke Seitenwand und landete auf dem Gang neben den Rängen.
    Der Vogel kam zu keiner Zeit mit Besuchern in Berührung. Er wurde in beiden Fällen vom seinem Betreuer, dem Falkner Bernd Wesener (http://www.adler-warte.de) wieder fachgerecht aufgenommen und an seinen Ausgangsort geführt.
    Nach den Ausflügen kam es zu Fragen aus dem Publikum, manche verließen den Saal und protestierten am FontShop-Stand.
    Bei allem Verständnis für verletzte Gefühle, Geschmack und Tierschutzsorgen möchte ich im Namen vom Veranstalter FontShop versichern, dass der Adler »Heino« keinen Schaden genommen hat. Der Falkner erklärte uns, dass die Belastung des Tierkörpers bei der Jagd und einen Sturz auf die Beute bedeutend höher sei, als das Anfliegen der Holzwand im Saal des Hauses.

    Jürgen Siebert, FontShop

  2. Lale|May 31, 2008

    Ob so etwas auf die Typo gehört . . . darüber kann man streiten, wäre ich für diese Einladung verantwortlich würde ich genauso argumentieren. Der Adler mag auch solche Kollisionen aushalten, doch war dem Tier ganz klar Stress anzusehen, da er überhauptnicht für solche Showacts abgerichtet ist. Insgesamt war die Energie zu der Zeit des Vortrages im Saal sehr negativ. Das haben die Leute gespürt und sind gegangen. Die Aussage des Vortragenden finde ich zudem sehr flach und schwach. Mit dem täglichen Katzejammer hat man ja ohnehin zu tun. Wie man es nicht macht erfährt man ja täglich. Vielmehr geht es darum Inspiration zu bekommen, sich auszutauschen und mit einem lächeln im Gesicht nach Hause zu gehen. Kurz: Mich hat der Vortrag nicht angesprochen und viele andere mit denen ich hinterher gesprochen haben fragen nur . . . . was wollte der eigentlich?

  3. asa|June 1, 2008

    die Belastung des Tierkörpers bei der Jagd und einen Sturz auf die Beute bedeutend höher sei, als das Anfliegen der Holzwand im Saal des Hauses.

    mit dem kleinen unterschied, dass die jagd notwendig und “freiwillig” ist!
    sowas auf der typo zu erlauben und danach noch zu verteidigen ist einfach unglaublich!

  4. Jürgen|June 1, 2008

    1. freiwillig ist relativ, vor allem auch beim Menschen
    2. Eine Zensur von TYPO-Sprechern findet nicht statt

  5. Oliver Adam|June 1, 2008

    Ich stimme asa vollkommen zu.

    @Jürgen

    Zu Deinem zweiten Argument:
    Dem liegt ein Denkfehler zugrunde. Dazu ist es hilfreich, das »zensierte Objekt« einmal gedanklich extrem zu übertreiben: Du weißt, dass ein Referent im Rahmen seines Vortrages einen gegen seinen Willen gefesselten Menschen verbrennen möchte. – Dies würdest Du verbieten. Würdest Du es »Zensur« nennen? Wahrscheinlich nicht. Warum nicht? Weil Du denkst, dass es keine einzige Rechtfertigung für dieses Vorhaben gibt.

    Schwächen wir das Szenario gedanklich ab: Du weißt, dass ein Referent im Rahmen seines Vortrages einen geistig behinderten Menschen zur Schau stellen möchte. Dies würdest Du ebenfalls verbieten. Würdest Du es »Zensur« nennen? Wahrscheinlich nicht. Warum nicht? Weil Du denkst, dass es auch hier keine Rechtfertigung für dieses Vorhaben gibt.

    Was ist das Gemeinsame beider Fälle? Im ersten Falle hatte der Mensch keine Wahl, sie wurde ihm geraubt. Würden wir ihn fragen, würde er stets mit »Nein« antworten. Du aber hast die Wahl und kannst das Vorhaben stoppen.

    Im zweiten Fall kann der geistig behinderte Mensch die Situation nicht richtig einschätzen. Er ist ihr ausgesetzt und hat ebenfalls keine Wahl. Da er nun schwächer ist als wir, haben wir für ihn eine Obhutspflicht, und zwar aus Mitgefühl: Wir fragen uns, ob wir an seiner Stelle damit einverstanden wären. Stellvertretend für ihn würden wir also auf die Frage, ob er mit dem Zur-Schau-Stellen einverstanden wäre, mit »Nein« antworten. Du aber hast die Wahl und kannst das Vorhaben stoppen.

    Ähnlich verhält es sich mit dem Adler. Er ist ein schwächeres Lebewesen als wir und hat damit keine Wahl. Also haben wir eine Obhutspflicht für ihn. Wir müssen uns fragen, ob wir an seiner Stelle damit einverstanden wären, indem wir seine voraussichtliche Antwort auf das Zur-Schau-Stellen im Rahmen einer lächerlichen »Provokation« finden. Indem wir seine normalen Lebensumstände in Freiheit einbeziehen, kann die Antwort nur »Nein« lauten. Du aber hast die Wahl und kannst das Vorhaben stoppen.

    Fazit: Ein Verbot hat in diesem Falle nichts mit Zensur zu tun, sondern mit einer humanistischen Obhutspflicht einem schwächeren Lebewesen gegenüber – vor allem aus Mitgefühl: Denn in allen drei Fällen nutzen wir unsere Freiheit aus, übertreten und beschneiden die Freiheit des anderen. Letztlich hat dieses Verbot also mit Zivilcourage zu tun.

    Zu Deinem ersten Argument:
    Das ist ein etwas hilfloses Schein-Argument. Freiwilligkeit hat immer mit Wahlfreiheit zu tun. Schwächere Lebewesen, hier Tiere, haben überhaupt keine Wahlfreiheit, sie sind der Wahl der stärkeren, hier der Menschen, ausgesetzt. Dass wir Menschen nun nicht alles freiwillig tun – zum Beispiel einen Job annehmen, den wir nicht mögen – weil wir Geld verdienen müssen – zählt hier nicht: Denn wir haben auch in diesen Fällen immer Wahlmöglichkeiten: Hilfe von anderen annehmen, sich weiterbilden, selbst initiativ werden etc. Diese Wahlmöglichkeiten offen zu halten und – zu vermehren, ist ja gerade ein Zeichen unserer Gesellschaft – trotz all ihrer Fehler. Ein schwächeres Lebewesen hat diese Wahl jedoch nie, und das ist der zentrale Punkt.

  6. Jürgen|June 1, 2008

    Oliver: was sollen die Vergleiche mit einer öffentlichen Verbrennung und behinderten Menschen? Mit solchen Übertreibungen gießt du Benzin in eine Diskussion, die dann nur noch daneben gehen kann … Du trägst ab jetzt die Verantwortung für Entgleisungen, die sich an Deinem Verbalextremismus andocken. Schade: ich hatte Dich als bedachten Diskussionspartner in Erinnerung.

    Wir diskutieren über eine Zirkusnummer. Der Adler lebt mit 20 weiteren Vögeln in der Greifenwarte Wredenhagen, die einerseits verletze Greife aufnimmt, pflegt und zur Auswilderung vorbereitet andererseits mit Tieren, die sich nicht auswildern lassen, ein abwechslungsreiches Lehrprogramm für Schulen und Besucher durchführt. Dazu gehört der trainierte Rundflug, wie er in der TYPOhall stattfand. Die Greifenwarte bietet ihre Dienste für Filmaufnahmen und Theateraufführungen an.
    Wie können jetzt eine Diskussion über den Sinn und Unsinn von Zirkussen, Zoos und Wildparks führen … mein Thema ist es nicht und ich fühle mich da auch nicht kompetent. Da wir nun aber einen Dressurakt für den Auftritt eines TYPO-Sprechers gebucht genommen haben, muss ich da wohl durch …

  7. Roman Wilhelm|June 1, 2008

    Coole Show!
    Wie gehts Heino? Bin auch mittendrin gegangen, aber nur aus Schiss vor dem großen Vogel. Ein Adler im Zoo hat mir früher mal 10 Seiten aus dem Skizzenbuch gehackt. Später war es dann aber noch richtig nett mit dem Heino, als er im Hof bei seinem Herrchen auf dem Arm saß. Der Adler war auf jeden Fall der Star des Abends: dies aber leider auf Kosten des Sprechers, dem ich durch das viele Geflatter auf seinem Kopf gar nicht folgen konnte. Aber da eine PowerPoint-Präsentation auch flattert… ich glaube ich verstehe langsam mehr.
    Trotzdem bin ich heute wieder über zehn Hunden und Hundchen ausgewichen… ist halt so.

    Ich habe die TYPO sehr genossen und bedanke mich an anderer Stelle nochmals für die Ehre teilnehmen zu dürfen!

    Herzliche Grüße, Roman.

  8. marion schnepf|June 1, 2008

    tierschutz hin oder her. auch nach dem lesen des manuskripts im nachhineien – den vortrag verlassen mit dem gefühl dieser show kein publikum sein zu wollen – die frage bleibt: was sollte das? weder im spektakel noch im text ein inhalt der mich wirklich berührt. viel mehr das gefühl, das hier mit getöse in wort und bild ein mangel an wirklich mitteilenswertem kaschiert wurde, eitle nabelschau – zurschaustellung. (gesellschafts)kritik und nachdenklichkeit, leidenschaft, provokation und fragen, über die es nachzudenken lohnt, all das haben so einige andere auf dieser typo mit charisma und der vielzitierten authentizität zielsicher in hirn und herz der zuhörer platziert. die debatte bleibt beim adler hängen, aber worüber sollte man auch sonst sprechen, diesen beitrag erinnernd, der sich letzten endes in kostümierung, verschraubten sätzen und einer aneinanderreihung überflüssiger “images” erschöpfte. eigentlich nicht der rede wert – abhaken!

  9. Lutz Krüger|June 1, 2008

    Zu Oliver Adam: Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Behinderung. Denke darüber nach bevor du für “Randgruppen” sprichst, die dich nicht darum gebeten haben.
    Norbert Klassen (Fluxus-Künstler) hat 1995 im Rahmen der Ausstellungseröffnung “Save/Give” im Kasseler Kunstverein übrigens tatsächlich für mehrere Stunden seinen (körperlich) behinderten Neffen auf einer Europalette ausgestellt. Der Neffe fands cool und hatte selten soviel Aufmerksamkeit für seine Situation wie eben da. Denk drüber nach…

    Zu Dieter Telfser: Ich fand den Vortrag tatsächlich sehr inspirierend, gerade WEIL er mir kein debiles Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat. Als mehr als ein Drittel des Publikums demonstrativ den Saal verließ, zwang sich mir der Gedanke auf: “Da hat Telfser wohl gerade ein paar Lebenslügen auffliegen lassen.”

    Rückblickend sind mir dann einige Verlogenheiten des ach so aufgeklärten und kritischen Typo-Publikums aufgefallen, die ich ohne Telfser vielleicht gar nicht bemerkt hätte:
    Rakete hat kein Bedürfnis, sich zu präsentieren (*begeisterter Applaus im Publikum*), will die Selbstdarstellungsorgie nicht mitfeiern, signiert eine halbe Stunde später aber für dasselbe Publikum munter seine teuren Hochglanz-Kataloge.
    Schmidthuber und Mehnert zeigen zum Thema CSR die widersprüchlichen (und im Fall von AXE im Übrigen auch unter Aspekten der politischen Korrektheit frauenfeindlichen) Spots von DOVE und AXE des Konzerns Unilever. Gelächter und ein zaghaftes ‘Gibs ja nicht’. Mal Hand aufs Herz: Wer hat denn nach der Rückkehr in seine kuschelige Hotel-Dusche die Produkte von Unilever in den Müll geschmissen. Soll ich raten?
    Ich hätte noch ein Dutzend weiterer Beispiele, mit denen ich mich hier aber nicht zum Moralapostel aufschwingen will.

    (Anmerkung: Ich vergleiche nicht die Qualität der oben genannten Sprecher, sondern die Reaktionen des Publikums)

    Fazit:
    Politische Korrektheit war vor zehn Jahren nervig und ist es heute auch noch, da sie nichts weiter als Sozial-Populismus für den kleinen Mann ist. Telfser hat einen Steinadler für das benutzt, wofür er abgerichtet wurde: für eine Zirkusnummer. So what? Telfser ist weder für die Tierquälerei auf dieser Welt, noch für den finanziellen oder emotionalen Missbrauch eingepferchter Designer verantwortlich.

    Telfser zeigt Mechanismen auf, die allerdings der Hörer/Zuschauer in Frage stellen muss. Diese Arbeit nimmt er uns nicht ab und darin liegt die Qualität seines Vortrags.Er redet uns nicht nach dem ‘Image-Mund’ und will auch keinen “Guck-mal-wie-toll-ich-bin-das-könntet-ihr-auch-wenn-ihr-so-cool-sein-würdet-wie-ich-Vortrag”. Er ist kein Award-bestückter Designer mit fanatischer Groupie-Gemeinde im Rücken. Das macht ihn grundsätzlich verdächtig und im Fall des Typo-Publikums wie erlebt auch angreifbar und vogelfrei (> welch tiefsinnige Doppeldeutigkeit :-))

    Wer allerdings Telfers Auftritt als Gesamtprodukt betrachtet, wird feststellen, dass sich wohl kaum jemand der Typo-Sprecher so intensiv und detailliert vorbereitet hat wie er… Perlen vor die Säue… und im Gegenzug wird jemandem wie Mike Salisbury, der unmotiviert und hilflos die Texte seiner Präsentation vorliest, frenetisch zugejubelt (das kann nur Applaus für sein Werk gewesen sein, wohl kaum für seinen Vortrag). Da steht er dann, der hochdekorierte Designer, der auf Grund seines Ruhms auch ruhig mal gar nichts tun kann und trotzdem dafür bezahlt wird. Da hätte man sich auch ruhig mal am Font-Shop-Stand dafür einsetzen können. dass Salisbury zwar seine Spesen, aber nicht seine Gage kriegt.

    Die Typo ist eine Show für Leute, die ihr Geld größtenteils mit dem blank polieren von Schrott verdienen… das ist Business,…. das ist ein Markt….das ist institutionalisiertes Theater und natürlich ein Traum. Telfser scheint einige aus diesem schönen Traum erweckt zu haben. Wie schade für die, die es betrifft. Wie schön für die, die einen kleinen Schritt aus der Matrix tun durften!!!

    Schätzen und lieben wir die Typo doch als das, was sie ist: Eine wundervolle Show, die das gesellschafts-kulturelle Konstrukt Design als hochwertig und elementar erscheinen lässt.
    Da bringt ein bisschen Telfser doch erst das Salz in der Suppe.

  10. Oliver Adam|June 2, 2008

    @Jürgen

    »Zirkusnummer«, »Dressurakt« … schon verräterisch, oder?

    Mein Standpunkt basiert auf dem Humanismus, der von Kant ausgeht. Wer meinen Standpunkt verstehen will, kann sich mit den Ideen des Philosophen Tom Regan (*1938) vertraut machen. Sein zentraler Ansatzpunkt ist in Wikipedia ganz gut zusammengefasst:

    Das Grundrecht aller Wesen , denen wir solche Rechte zusprechen, sei das Recht, nicht als Mittel zum Zweck für Andere zu dienen.

    Jürgen, hiermit sind eben auch »Zirkusnummern« und »Dressurakte« gemeint. Denn Regans Ansatz ist »eine Art praktische Anwendung moralischer Grundsätze und Einsichten, die bereits von vielen in Bezug auf die ethische Behandlung von Menschen geteilt wird.«

    Tom Regan kannst Du hier sehen: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~rebert/arlectures/media/index.php?v=regan

    Jürgen, lade ihn ein und lasse ihn 2009 reden zum Thema »Space« im Sinne von Raum, Freiraum, Gestaltungsspielraum von Designern: Was dürfen Gestalter und was nicht?

    @Lutz Krüger
    Telfser hat einen Steinadler für das benutzt, wofür er abgerichtet wurde: für eine Zirkusnummer. So what?

    »Benutzt«, »abgerichtet«, »Zirkusnummer«: eine verräterische, disqualifizierende Sprache …

    für mehrere Stunden seinen (körperlich) behinderten Neffen auf einer Europalette ausgestellt

    Na und?! Der Neffe hatte die offenbar freie Wahl und hat sich dafür entschieden. Nichts auszusetzen.

    “Randgruppen” sprichst, die dich nicht darum gebeten haben.

    Ebenfalls verräterisch … Es gibt eben Menschen und Tiere – Lebewesen -, die das gar nicht können. Hier muss der Mitfühlende einspringen. Denk drüber nach…

  11. Jürgen|June 2, 2008

    Kant hätte sicher auch etwas gegen Hunde in der Wohnung … was ich übrigens ebenfalls ablehne. Dabei tun mir aber die Menschen viel mehr leid (die es nicht mehr schaffen, mir Menschen zusammen zu leben), als die Hunde.

  12. Oliver Adam|June 2, 2008

    @ Jürgen

    Hätte glatt von mir sein können ;-) Danke!

  13. Oliver Adam|June 2, 2008

    (Zumindest was den ersten Teil angeht. Mir tun beide leid: Menschen und Hunde …)

  14. Astrid|June 2, 2008

    Für mich der Beitrag mit dem größten Wert im Sinn von Mut, Grenzen hinausschieben, den Spiegel vorgehalten bekommen, Hinterfragung des Systems, das wir drei Tage gefeiert haben. Auch für mich (wie für Lutz Krüger)war erstaunlich, wie empfindlich das Publikum reagiert hat und wie viele nicht verstanden haben, nicht verstehen wollten und nicht professionell reagiert haben. Mut aufbringen, den wir von unseren Kunden immer einfordern… Und den Rollentausch akzeptieren, dem Professionellen zu vertrauen. Wir erwarten von unseren Kunden oft Vertrauen zu Dingen, die sie kaum einschätzen können. Wir wollen provozieren, das ganz Ungewöhnliche dürfen. Papier ist geduldig. Danke an die Typomacher, dass so etwas möglich ist und die Hoffnung, dass es weiter solche Beiträge auf der Typo gibt. (Die Erinnerung an den Vortrag auf der Change-Typo des Greenpeace-Mitarbeiters ist ähnlich dauerhaft.)
    Stellt Euch vor, Heino wäre ausgebrochen und hätte auf dem Nachbarhaus einen Boxenstopp eingelegt… Für den Berliner Bären im nächsten Jahr baut ihr einen Streichelzoo für Freiwillige? Ohne Space?

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  16. HD|June 2, 2008

    Ein Kommentar zu den Hunden.
    Ich hab nen Hund – in einem Haus von 180 qm plus Garten, nicht wirklich eine Wohnung, klar – und bin mir täglich darüber bewusst, dass Emma im Grunde viel lieber andauernd draussen wäre (wofür uns die Nachbarn meucheln würden, die Kleine zerpflückt JEDEN Garten in Sekunden). Nur: die Alternative wäre, in Spanien eingeschläfert worden zu sein.
    Not everything is black&white. Kant besaß übrigens einen Hund, und eine Katze soweit ich weiß auch.

    So ist das auch mit diesem Auftritt. Hätte es den Adler gebraucht? Probably not. Aber an Tierquälerei glaube ich trotzdem nicht. Und am Ende ist Kunst – auch wenn es hier keine war – manchmal sogar das Quälen wert. Politisch unkorrekt, seien wir ehrlich, ist die ganze Typo. Die Frage: «Braucht es das?» darf man da gar nicht stellen. Der Strom, der da verbraucht wird, der Müll, der da produziert wird- politisch korrekt wäre es, darauf zu verzichten. Die beste Umweltschutzbroschüre ist doch immer die, die gar nicht erst gedruckt wird, das spart Papier, Energie und Umweltbelastungen ;-D. Entscheidet man sich aber, doch, eine bestimmte Sache zu MACHEN – und diese Entscheidung für das Unvernünftige ist doch eben auch Freiheit – dann geht es darum, es möglichst verantwortungsbewusst zu machen und das war hier doch unzweifelhaft gegeben.

    Traurig ist einzig, dass die tatsächliche Botschaft in dem Show-Getöse ziemlich unterging. Es war der Sieg des Bühnenbilds über den Text – das kennt man ja als Theaterbesucher :-D. Insofern bleibt einem auch die Möglichkeit, das Ganze entspannt als künstlerische Installation – oder deren Versuch – zu sehen und sich zu freuen, dass es nicht wie sonst bei etwa Damien Hirst geendet ist. Zwei halbe Heinos hätten nämlich am Ende nur dem Grillstand hinter der Schwangeren Auster was gebracht ;-D.

  17. Nick Blume-Zander|June 2, 2008

    Ich habe Dieter Telfser nach dem Manuskript gelesen (ich kann ja leider nicht so gut mithören). Ich verstehe das jetzt und ich verstehe Dieter Telfser sehr gut, auch wenn er äußerlich nicht so sympathisch rüberkam. Ein absolut klasse Vortrag, der wirklich das Reale zeigt und nicht so das Gesülze von Salisbury, etc. hatte. Denn beim Vortrag war es für mich zu verwirrend… Adler, und das und das. Trotzdem war es für mich die beste Typo ever. Ist das noch zu toppen?

  18. HD|June 2, 2008

    Neeeee…. 2006 war auch ROCK. CHIP KIDD. KALLE LASSE. Mööönsch :-D
    Aber keine Frage, nach dem für mich ja persönlich eher mauen Musik war 2008 wieder prima. Bei Spaces sollte man mal echt Bruce Mau einladen (hinthintnudgenudge)

  19. Etienne Girardet|June 2, 2008

    ein furchtbarer und furchterregender anblick, der adler im flug durch den saal. dank für den mut, dieter telfser einzuladen. das ist irritation, anregung, denkanstoss, den die TYPO verdient hat – egal ob das “experiment” letztendlich gelingt oder nicht. trotz einiger überlegungen und gespräche bin ich noch nicht zu einem klaren bild gekommen, ob da nun ein adler hat sein sollen/dürfen oder nicht – aber dass ich mir überhaupt gedanken darüber machen kann weil diese beiden seltsamen vögel auf der TYPO aufgetreten sind, das ist gut.

    ladet bitte weiter und MEHR irritatoren, agitatoren (da reibt sich’s auch gut dran) und denker, krititker, beschimpfer ein, die sich auch mal trauen, den rahmen des freundlichen vortrags zu verlassen.

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  21. Markus Hanzer|June 4, 2008

    Unglaubliche Energien entwickeln Menschen wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen. Dies betrifft Dieter Telfser ebenso, wie das Publikum seines Vortrags. Die wenigsten haben eine Vorstellung davon, welchen Mut es bedarf so vor Menschen zu treten und sie zu fragen – »Was machen wir eigentlich so mit unserem Leben?«.
    Seine Botschaft war nicht schwer zu verstehen: Die Designwelt ist voller Angsthasen, die nun durch einen Adler gejagt wurden. Angst vor Kunden, Angst vor der eigenen Courage. Ich hatte gerade erst wieder das Glück hunderte Einreichungen eines Designwettbewerbs zu sichten. Eine einzige Ansammlung von Angsthasenwerken (»Hasenbömmerln«), die zu allem bereit sind, solange sie ihre Nasen nicht aus dem als sicher erhofften Bau stecken müssen.
    Ich danke Dieter Telfser für seinen Mut. Er hat uns dadurch wahrlich mehr gegeben als die vielen Schönredner und selbstverliebten Freunde eines Designs, das nichts bewirkt und auch ja nichts bewirken soll. Und jene, die den Mut haben gegen ihn anzutreten, sollten mehr zu bieten haben, als eine Hand voll scheinheiliger Lügen.

  22. Jan Ewoud Vos|June 5, 2008

    I hope – and think – the eagle enjoyed his flights through the crowd. Natural perfection (the eagle) versus try-to-be-perfect-but-never-100% natural-ambition (the crowd).

    What will Dieter bring on next year? A small meteorite perhaps? Naturally destructive; the perfect chaos?

    I agree with some of the critics that eagles should fly in the open. But this eagle normally flies out in the open. Just for Typo he had a tea-break.

    Unlike most of the crowd that never flies out in the open, but have their souls locked into a suitcase of rules and then try to follow them or break them and believe that this is creativity or freedom…

  23. Indra Kupferschmid|June 5, 2008

    Ich habe den Vortrag nicht gesehen, und bin nun fast froh darum. Wahrscheinlich hätte ich live dem Text nicht so gut folgen können, wie hier nun im Nachhinein. Ich gebe Nick und Markus Hanzer absolut recht. Dieter Telfser spricht aus, was bestimmt viele freiberuflich arbeitende auch innerlich fühlen, sich aber nicht trauen zu realisieren.
    Ich würde mich freuen, wenn dieser brilliante Text noch einmal gedruckt, bzw. andern Orts veröffentlicht werden würde.

  24. Dieter Telfser|June 12, 2008

    @ Oliver Adam

    Oliver, Du magst mich nicht. — Du reduzierst Dich offensichtlich als Mann auf meine Linksschreibung und richtest eine »DIVA«, der Du nicht mal in die Augen geschaut hast. Darf ich mit einer Einladung nach Wien antworten, um keine weiteren Empfindlichkeiten anonym zu tauschen. Immerhin ist die Serverleistung vom FontShop zum Verkaufen da. Bitte um einen Menüwunsch und ich schmeiß’ mich für Dich an die Pfannen. Wenn Du mich öffentlich »richtest«, wird etwas weniger Kontrollzwang zielführend dabei sein.

    @ Jürgen Siebert

    Danke für die Verteidigung. Mein Auftritt zeigt den exakten Spiegel von Achtung—Ächtung in einer unglaublich dokumentierten Version. Ganz erstaunlich, dass man den Menschen zwar gesehen hat, glaubt, begriffen zu haben, einen Text liest, Bilder uploaded, und dazu noch »ranked«, als wäre er auf mehreren Bühnen gestanden. Der Auftritt war bedacht und die Botschaft ist gespeichert. Wer das als Selbstinszenierung bezeichnet, ist offensichtlich noch nicht entspiegelt. — Ich entdecke viele Voyeure, aber wenig Akteure.

    @ Adam Twardoch

    Deine Gummiente mit Strumpf im Tape sah definitiv sehr gut aus. Du wirktest etwas unnahbar, aber hinreißend verspielt. Habe mich sehr darüber gefreut.

    @ Marion Schnepf

    Wie oft wurdest Du abgehakt, um diese Härte an den Tag zu bringen? — Du richtest wie einer Deiner Lehrer, mit der Überzeugung, offensichtlich von meinem Auftritt belästigt worden zu sein. Ich entschuldige mich – und in der Tat ist diese Rede keiner Rede wert. Hirz [vielmehr die Verbindung aus Herz und Hirn] trenne ich nicht. — Duale Systeme dienen jener Wertung, sich schneller um/zuprogrammieren. Wenn NLP eine Geschäftsbasis für neue Ideen werden musste, vergiss bitte nicht, woher diese Schule kommt.

    @ Lutz Krüger

    Danke fürs »Nachluben« in der Garderobe. Auch für die Offenheit, das Ganze etwas weniger wichtig, dafür um so gefühlvoller zu dokumentieren. Eine Ausnahmeerscheinung in dem Gewimmele von digitalen Schusswaffen. Deine war zwar ein größeres Kaliber, aber sehr bedacht geführt.

    @ HD Schellnack

    Wenn ich schockiere, schaue ich jemanden genau in die Augen. — Drei Sekunden reichen da meistens. Ich habe gelernt, vorsichtig in der Berührung zu sein, bleibe also grundsätzlich mit halbtotem Blick vor jemandem, bis der/diejenige aufhört, Geschäfte zu sondieren. Wenn ich etwas als wahr empfinde, sage ich das auch. Ich empfand Dich sehr freundlich, obgleich ich in jedem Falle Brille statt Linse nahe legen möchte. Eine Brille kann man leichter abnehmen, muss sich also nicht immer mit kristallinen Tatsachen auseinandersetzen. — Eine Sehschwäche ist ein großer humaner Vorteil, denn man hat das meiste Wissen schon intus und darf »milde« bleiben.

    @ Etienne Girardet

    Ich entschuldige mich bei Dir, Deinen Dopamin, Noradrenalin und Adrenalinhaushalt unnötig beansprucht zu haben. Vielleicht lässt sich der »Schaden« mit einem Besuch in Wien und Deiner Lieblingsspeise lösen?

    @ Tier»schützer«

    Auf die Kritik, Unterschwelligkeit und z. T. einfach nur Überzeichnung kann ich nur an Bernd Wesener, Wredenhagen, weitergeben. Ich bin Pelzträger und stehe zur zertifizierten Kürschnerei. Manche Stücke trage ich in der vierten Generation. Ein Eintrag, den ich für Wien festgehalten habe, gilt auch für Berlin: http://telfser.com/stories/4580/

    Sie müssen mich tatsächlich nicht mögen,
    um sich selbst zu mögen!

  25. Ivo|June 12, 2008

    Da ich die Präsentation zu meinem großen Bedauern leider nicht gesehen habe, kann ich immer noch nichts dazu beitragen. Muss ich ja auch nicht, will aber dennoch mein Kompliment zumindest für diesen Beitrag übermittelt wissen. Der lässt mich noch mehr über den verpassten Auftritt ärgern.

    Ein kleiner Fehler hat sich dennoch eingeschlichen: Die Gummiente im Strumpf war nicht auf Romans Kopf, sondern auf Adam Twardochs, der damit wohl auf seine Art Kritik an der Aktion ausüben wollte.

  26. HD|June 13, 2008

    Scharfes Auge – aber mit Brille kann ich im Freien nicht so gut sehen, Aquarieneffekt. Ich muss mir dringend mal die Augen lasern lassen.
    Danke für die lieben Worte!!!

  27. Dieter Telfser|June 13, 2008

    Es sind keine lieben Worte! — Du bist liebenswert! — Könnte nur sein, dass Du das so noch nicht sehen kannst. Ohne Laser, und mit innerem manifestierten Wissen ist selten Brille nötig. [Nutze also Deine Dir gegebene Sehschwäche/-stärke!] — Sehr wohl dient eine Brille aber zum korrigieren von Tatsachen, die selbst glauben welche zu sein. 237 Glastypen für Wien korrigieren meine Tagessicht von deren Sozietät. Ich muss definitiv nur das sehen, was ich auch sehen will. — http://www.hartmann-wien.at/ hat das, was ich von Œsterreich lernen wollte, seit 1992 dokumentiert.

  28. Irene|June 17, 2008

    Spät aber doch möchte ich festhalten, dass mir der Vortrag außerordentlich gut gefallen hat. Sowohl inhaltlich als auch die Präsentation der Bilder (großes Kompliment) und natürlich Dieter Telfser selbst.
    Die Aufführung mit einem Steinadler durchzuführen finde ich Ok. Ich bin auch ein großer Tierliebhaber, da sein Trainer dabei war, habe ich kein Problem damit gehabt – war über die Reaktionen den Saal zu velassen eher verwundert.
    Mein Gedanke am Ende war nur: Ich möchte zu dem Text kommen, damit ich ihn nochmal in Ruhe lesen kann. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, den Text nochmal lesen zu können und ihn auch anderen lesen lassen können.
    Danke, Dieter Telfser für diesen eindrucksvollen Vortrag – ich fands einfach toll, nicht nur berieselt zu werden.

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