Haemin Kim – Durch Schrift fühlen und fühlend sehen

Pünktlich begann die sich selbst als „computational graphic designer“ bezeichnende Haemin Kim im TYPOLab ihren Vortrag. Das Publikum schien komischerweise asiatischer als sonst zu sein. Die fernöstliche Atmosphäre verstärkte sich durch sich durch die sich dem ungeschulten Betrachter nicht weiter erklärenden koreanischen Schriftzeichen und Lautschrift in der Präsentation.

Der Einstieg war philosophisch, auch im Folgenden war die Kost teilweise so schwer, dass einige Zuhörer aufgaben und davon schlichen. Wer blieb, den erwartete eine analytische Reise in die Welt der Wahrnehmung zwischen Sehen und Fühlen. Das Grundlegende visuelle Element ist laut Haemin der Punkt. Erst aus dem bewegten Punkt entsteht die Linie und damit alle anderen Formen. Haemin Kim stellte das Projekt des „Physical Computing“ vor, in dem die Wahrnehmung durch das Sehen ersetzt wird mit der Wahrnehmung durch das Fühlen – den Tastsinn.

In verschiedenen Varianten – eine davon „Tactual Light“ – wurde diese Idee auf einer Tastfläche mit eingravierter Blindenschrift realisiert. In der Blindenschrift findet sich der Punkt als grundlegendes Element der Wahrnehmung wieder. Die Probanden konnten über die Fläche streifen und auf einem Bildschirm in Form von aufblinkenden Lichtpunkten visuell die Areale verfolgen, die sie gerade ertasteten. Durch diese Verknüpfung von visuellem und haptischem Sinn soll auf die vielseitige haptische Kommunikation zwischen Menschen einerseits, und die Bedeutung der visuellen Wahrnehmung andererseits aufmerksam gemacht werden. „Kommunikation erfahren“ – (natürlich mit dem Finger) – sagt Haemin Kim dazu.

Text: Zehra Wellmann