Edward „Ed“ Benguiat: Der befreite Buchstabe

Eigentlich kann man es gar nicht Vortrag nennen, Ed Benguiat macht vielmehr eine Performance über sein Leben als Schriftdesigner. Er schwingt seinen Zauberstab, der mit einem Stern geschmückt ist und erzählt von seinen Lieblingsschriften, die für ihn fast wie Personen sind.Helvetica zum Beispiel sei eine „bitch on wheels“, sie sei überall zu sehen, sogar auf Müllwagen – „Diese Schrift hat es geschafft“ sagt Ed und lacht. „Ich arbeite immer mit Helvetica.“ Dann spricht er über Tiffany mit ihren „vielen kleinen Nippeln, die hier herausragen“ und fragt scherzhaft, woher wohl die Inspiration dazu kam.


Ed Benguiat liebe das „B“ in Bauhaus, „Die ganze Welt ist ein B!“

Einen Preis erhielt Benguiat für Caslon, wo der Punkt im „O“ sitzt, „Quasi ein Preis für einen Ping-Pong-Ball“. Der Höhepunkt ist für ihn das „N“ in seiner Schrift „Korinna“ – „Ein Orgasmus!“ und natürlich ist auch sein Font „Benguiat“ Thema, der angeblich spanisch und jüdisch gleichzeitig klingt.

Ed lässt sich von alten Schriften inspirieren und kann minutenlang über dieses ganz besondere „R“ auf seinem alten Friseurstuhl reden oder über ein bestimmtes Pfund-Zeichen. Man erfährt aber auch persönliche Dinge, zum Beispiel dass er aufgehört hat zu rauchen und letztes Jahr seine Frau Lisa geheiratet hat. Zum Schluss predigt er, dass man als Schriftendesigner dieses ganz besondere Talent in sich haben muss, wie ein Musiker, sonst kann man nie wirklich gut werden. Und zückt noch einmal seinen Zauberstab zum finalen Schwung.

Text: Franziska Seyboldt, Foto: gerhardkassner.de