Andreas Conradi – Brasilien visuell, Streifzug durch die visuelle Kultur des Landes

Einstimmende Bilder aus Brasilien auf der Leinwand im Typo Lab. Während die Zuhörer in den kleinen Vortragsraum strömen, begrüßt sie eine filmische Collage von kreativen Schaffensprozessen in Brasilien. Kinder bemalen alte Zäune und Häuserwände mit Tuschfarben. Street Artists sprühen Graffiti-Bilder. Ein junger Brasilianer bastelt aus alten Plastikwasserflaschen Blumen mit Blütenblättern und Stängeln. Er besprüht sie mit Farbe und steckt sie in die Erde am Ufer eines Flusses. So einfach kann Kreativität sein!

Dann kommt Andreas Conradi auf die Bühne. Er hat zuerst neun Monate in brasilianischen Design-Studios gearbeitet, ist gereist und hat die Sprache gelernt. Dann kehrte er nach Brasilien zurück, um ein Buch für seine Abschlussarbeit an der FH Düsseldorf zu entwerfen. »Exploring Brasil« heißt das Ergebnis, in dem er Künstler und Designer interviewt und die visuelle Kultur in Brasilien fotografisch festhält. Gemeinsam mit Conradi können wir durch drei Kapitel seines Buches blättern.
Die kleine Auswahl seiner reichen Beobachtungen: die kommerzielle, die populäre und die urbane visuelle Kultur Brasiliens.


Ein Sammelsurium der visuellen Kultur Brasiliens – die Abschlussarbeit von Andreas Conradi.

Conradi stellt uns Kiko Farkas vor, einen Designer vom Máquina Estúdio. Er hat ein Logo für Brasilien entwickelt. Schnörkellos und in Serpentinen gedacht, steht das Wort „Brasil“ in der Mitte von geschwungenen Formen. Das ist eine metaphorische Beschreibung der Art wie Brasilianer denken.
Conradis Beispiel für die populäre visuelle Kultur Brasiliens sorgt für große Erheiterung im Publikum: Mitten in der Wüste an einem See preist ein Bootsführer seine Touren an. Auf einem selbstgezimmerten Plakat steht: „An diesem See zu sein und keine Bootstour mit mir zu machen, ist wie in Rom zu sein und nicht den Papst zu sehen.“ Gerade da der Bootsführer keinerlei Konkurrenz im Umkreis zu fürchten hat, wirkt sein liebevoll gestaltetes Plakat unglaublich charmant.
In São Paulo traf Conradi auf Alexandre Orion, einen Street Artist. Sein Projekt beschäftigt sich mit der Interaktion von seinem Graffitis und den Passanten vor den Graffitis. Ohne es zu wissen, werden die Fußgänger zu Kunstmotiven. Dabei heraus kommen zum Beispiel Fotos von einer Frau an einer Bushaltestelle, die Engelsflügel trägt. Photoshop ist dabei Tabu.

Bei all den neuen Eindrücken steht fest: Brasilien ist bunt und das Sehen geht andere Wege als in Europa. Andreas Conradi berichtete lebhaft und persönlich von seinen brasilianischen Beobachtungen. Sein Buch offenbart, wo sich überall Kunst und Design in Brasilien finden lassen. Noch ist Andreas Conradi auf der Suche nach einem Verleger – der dürfte bald gefunden sein. Starker Applaus bestätigt seinen gelungenen und inspirierenden Vortrag.

Text und Foto: Anja Hübner

1 Comment

  1. Faszination Brasilien|April 30, 2009

    Ja Brasilien ist bunt, schrill und laut da fällt es einem nicht schwer gute Motive zu finden.