Jitter Magazin – Image, Identität und Narration

Das neue Jitter Magazin für Bildgestaltung, die dritte Ausgabe, liegt seit einer halben Stunde druckfrisch am eigenen Stand auf der Typo aus, erzählt der Illustrator und Grafik-Designer Andreas Rauth, der Herausgeber des Jitter Magazins fröhlich zum Einstieg. Der Themen-Schwerpunkt der Ausgabe: Lachen.

Rauth, beginnt mit der philosophischen Erklärung der drei Begriffe Image, Identität und Narration in seinem Vortrag. Insbesondere war es ihm aber wichtig, Einblicke in die narrative Wirkung von Illustrationen zu liefern. Das Sichtbare, die Geschichte im Bild und die Identität im Bild zeigen, das dies drei wichtige Motive, mit denen sich das Jitter Magazin beschäftigt, sind. Ebenso wies er auf sein Interesse hin, Bilder nicht nur aus der Perspektive des Machens, sondern vor allem in seiner Verwendung zu sehen. Besonders die Graphic Novels, biografisch erzählende Bildgeschichten, erfahren heutzutage einen Aufschwung. Ebenso die Illustration, ursprünglich meist Auftragsarbeit, die sich heute verselbstständigt und neben der allgegenwärtigen Fotografie wieder in den Mittelpunkt der Gestaltung und Bebilderung rückt. Wer den Vortrag verpasst hat, kann sich von der Idee des Jitter Magazins am Stand überzeugen lassen.

Text: Linda Horn (creativevillage)

Gil Sperling – Neue Bilder für alte Geschichten

„Arieh Allweil: New Imagery For Ancient Stories – A New Shape For An Awakening Language“, so der komplette Titel des Vortrages. Die spannendsten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst – noch spannender ist, wenn der eigene Großvater sie erlebt hat. Arieh Allweil (1901 – 1967), der Großvater Sperlings, wurde 1901 in Polen geboren und reiste 1920 das erste mal Israel, studierte anschließend an der Wiener Akademie der Bildenden Künste unter Max Eisler. Berühmt wurde er durch seine Linolschnitte von biblischen Schriftrollen, wobei sein Hauptaugenmerk der hebräischen Sprache, laut Sperling „asleep for about 2000 years“, galt. Erst im 20. Jahrhundert sei sie wieder entdeckt und im Design der Moderne angepasst worden.

„Image and picture have the same presentation“ – und Allweil interpretierte die Bibel in seinen ganz eigenen Augen und vor dem Hintergrund seiner eigenen Geschichte. Als polnischer Emigrant, der einen Großteil seiner Familie im Holocaust verlor, illustriert er die Bibel mit Bildern, die vom Schrecken des Zweiten Weltkrieges geprägt sind. Nackte Körper, grausame Szenerien und geschundene Körper – die persönlichen Gedanken und Gefühle von Leid und Verzweifelung und der Einfluss vom deutschen Expressionismus spielen in seinem Werk zusammen. Sein Kredo: „to paint more from the mind than from nature“.


Was seine Schrift auszeichnete war der Versuch, Bilder in den hebräischen Schriftzeichen aufzugreifen. So sieht man im Schriftzeichen für „Feuer“ zischelnde Flammen, in dem Wort „Galgen“ einen stilisierten Galgen, in dem Wort „Bleischnur“ eine langgezogene, vertikale Schnur.
„The letter itself becomes its image“ – so der innovative Ansatz von Arieh Allweil.

Text: Dörte Schütz (creativevillage)

Alison Jackson

Alison Jackson – Der Schein trügt

Alison Jacksons Auftritt begann schon bevor sie in Berlin landete spektakulär. Durch einen am Londoner Flughafen ausgelösten Bombenalarm verspätete sich ihr Flieger und verschob damit die Vorträge an diesem ersten Tag der Typo. Nach ihrer Ankunft in der TYPO Hall ging die Reise dann auch gleich in die faszinierende Welt der Kunst und Fotografie Alison Jacksons weiter.

Thomas Phinney

Thomas Phinney – Und warum ging das jetzt nicht? Schriftqualität – ein Leitfaden für Designer

In Zeiten der globalen Erwärmung gibt es wichtigeres als Schrifttypen. Außer, man heißt Ramazan und Emine Calcoban. Das türkische Ehepaar führte einen Streit per SMS, der benutzte Schrifttyp schrieb das “i” ohne Punkt, es wurde als “l” gelesen, verstanden und am Ende der Geschichte waren Ramazan und Emine tot. Manchmal entscheiden Schrifttypen über Leben und Tod. Diese Dramatik ist natürlich die Ausnahme im Schrifttyp-Zirkus.

Film: Looking for Mr Gill

Zu Beginn saßen nur sechs Zuschauer in der TYPOshow, wo die verschrobene aber liebenswerte Dokumentation „Looking for Mr Gill“ gezeigt wurde. Der Filmemacher Luke Holland begibt sich auf eine Reise in das kleine Städtchen Ditchling – „a very english village“ – wo der Künstler Eric Gill seine Spuren hinterlassen hat. Der von 1907 bis 1913 in England lebende Künstler war Maler, Kalligraf, Bildhauer, Kupferstecher, Stempelschneider und Typograf, konvertierte – da streng gläubig – zum Katholizismus und war Mitbegründer der Guild of St Joseph and St Dominic, einer religiösen Gemeinschaft von Kunsthandwerkern. Gills Schriften sind bis heute omnipräsent.

Allerdings hatte Gill eine recht zwiespältige Einstellung zur Moral: Auf der einen Seite war er tief religiös, andererseits hat er angeblich mit seiner Schwester geschlafen, die ihm auch oft Modell für seine Aktzeichnungen stand. „His balls are bigger than his brains“, dieses Zitat scheint also zuzutreffen. Im Film kommen viele Verwandte und Bekannte des Künstlers zu Wort und erinnern sich an alte Zeiten. Es sind wehmütige, tiefgehende aber auch lustige Erinnerungen, die ans Tageslicht gelangen.

Während des 45minütigen Films füllte sich der Saal und an den vielen skurrilen Stellen war immer wieder Gelächter zu hören: Zum Beispiel als ein Mann die Fassade des „The Bull Hotel“ streicht und dabei gemütlich auf einem roten Telefonhäuschen der alten englischen Art sitzt. Oder als eine Fliege mit einer Tennisschläger ähnlichen elektrischen Fliegenklatsche umgebracht wird. „Looking for Mr Gill“ ist auf jeden Fall ein Film, der sehr anschaulich vom Leben Eric Gills erzählt und nicht nur für GestalterInnen interessant ist.

Franziska Seyboldt

Jonathan Barnbrook – Schrift ist das Bild

Menschenschlangen vor der Typo Hall: Um 14 Uhr eröffnen die Veranstalter die Typo 2008 im großen Saal des Hauses der Kulturen der Welt. Die Besucher erwarten 60 Vortragende an drei Tagen. Eigentlich sollte Alison Jackson die erste Rednerin sein – doch sie sitzt auf dem Londoner Flughafen, eine Bombendrohung hält sie auf dem Boden.

Eröffnungsrede: Schriftdesigner Jonathan Barnbrook springt für die Fotografin Alison Jackson ein.

Mit seinen ersten Worte im Scheinwerferlicht macht Barnbrook klar, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt: „Hello motherfuckers, you’ve got small penises and fat asses.“ Er wolle nur mal testen, ob die Simultanübersetzung seines Vortrages funktioniere. Sie klappt, das Publikum lacht.

Hinter Barnbrook erscheint das erste Bild seiner Präsentation zu „Schrift ist das Bild“. Der Name des Vortrags ist Programm. Seit 1992 gestaltet Barnbrook Schriften. Sie tragen Namen wie Exocet, Nylon, Moron, Melancholia und Doublethink. Jede Schrift ist für ihn ein Bild und Bilder sieht er überall: Das A seiner Schrift Mason stammt von einem gotischen Kirchenfenster, das M ist eine abstrahierte Mücke während sie einen Menschen sticht und das T leitet er von einem Friedhofskreuz ab. Jonathan Barnbrook macht klar: Alles eignet sich als Inspiration für eine neue Schriftart – auch Porno-Magazine, Kino-Leuchtzeichen und das Fadenkreuz im Gewehr eines Scharfschützen.

Text: Anja Hübner, Foto: gerhardkassner.de

creativevillage bloggt von der TYPO

Normalerweise wohnen wir in einem Dorf, dem creativevillage, mitten in Berlin. Jetzt dokumentieren wir für drei Tage die Vorträge der TYPO, weshalb wir uns kurz vorstellen möchten: creativevillage ist eine Praktikumsinitiative der drei Berliner Unternehmen Scholz & Friends, UFA und taz. Jedes Semester beziehen junge Kreative für insgesamt sechs Monate das kreative Dorf. Dort machen sie Praktika in jeder der drei Firmen und arbeiten gemeinsam an drei Projekten: einer PR-Kampagne, um Praktikanten für das nächste Semester zu gewinnen, einem Kurzfilm und einer vierseitige taz-Beilage. Zusätzlich machen wir Kurse an der Klara-Journalistenschule und dem Adolf-Grimme-Insitut und besuchen Fachmessen wie eben die TYPO. In unserem Semester sind wir zu neunt. Wir studieren Gestaltung, Medienmanagement, Modejournalismus oder Germanistik. Wir kommen aus Berlin, Offenbach, Magdeburg oder irgendwo aus Bayern. Unsere Hobbies sind malen, schreiben und Freunde treffen, und unser kleinster gemeinsamer Nenner ist die Kreativität. Was man den Beiträgen anmerken wird.Viel Spaß beim Lesen und recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

Das 22. Semester creativevillage (www.creativevillage.de)

TYPO Auto 2008

TYPO-Warm-up

Der Startschuss zur diesjährigen TYPO fiel dieses Mal schon am Mittwoch Abend. In der neuen Bombay Sapphire Lounge kamen Typo-Sprecher – unter anderen Stefan Sagmeister – Besucher und FontShop-Mitarbeiter zusammen.

Heute Abend geht’s schon los

Premiere: Erstmals startet eine TYPO-Konferenz mit einem Warm-up-Cocktail-Empfang. Am heutigen Mittwoch treffen wir uns von 19:30-22:00 Uhr in der Bombay-Sapphire-Galerie. Bombay Sapphire, der London-Dry-Gin in der blauen Flasche, eröffnete vor einigen Tagen im Pavillion an der Karl-Marx-Allee 45 eine temporäre Galerie auf 450 Quadratmetern. Anlässlich des DMY International Design Festival werden hier für Bombay Sapphire entworfenen Designobjekte ausgestellt (TYPOblog berichtete).

Der Veranstalter hat die Kapazität unseres Empfangs freundlicherweise erweitert. Auch nicht registrierte Berliner TYPO-Freunde können sich daher ab 19:30 in der Galerie einfinden und gemeinsam mit TYPO-Sprechern, -Besuchern und FontShop-Mitarbeitern auf gutes Konferenzprogramm anstoßen.

TYPO-Warm-up
Bombay Sapphire Lounge
im Pavillon an der Karl-Marx-Allee 45
19:30 – 22:00 Uhr

Bitte kommen Sie pünktlich, da wir den reservierten Zeitrahmen streng einhalten werden.Liebe Grüße vom TYPOteam

Gewinnspiel beendet

Das TYPO-Image-Kopf-in-der-Tüte- Gewinnspiel ist nach 33 Wochen Laufzeit nun beendet. 782 Bilder wurden insgesammt hochgeladen. TYPO-Besucher werden diesen Bildern im Konferenzgebäude auf einer Videoinstallation wiederbegegnen. Vielleicht sehen Sie ja Ihren eigenen Beitrag? 16 mal wurde ein TYPO-Ticket im Wert von 645,- € verlost und 17 TYPO-Taschen sind unterwegs zu ihren neuen Besitzern.

Herzlichen Dank an alle Mitspieler.

Der TYPO Soundtrack 2008

phlow-typo
In Zusammenarbeit mit phlow-magazin und vor allem Moritz »mo.« Sauer, den wir auf der letzten TYPO kennengelernt haben, ist ein schöner kleiner Soundtrack zur diesjährigen TYPO entstanden! Insgesamt 5 Songs die während der Pausen und am Ende der jeweiligen Vorträge auf der Konfernz laufen werden. Bei allen Musikstücken handelt es sich um Musik von Netlabels, die ihre Songs zur freien Nutzung unter einer Creative Commons-Lizenz zur Verfügung stellen. Wir danken den Künstlern Ambidextrous ; Morkva, Apes On Tapes, The Incognito Traveller, Pirata und Le Mepris und vor allem »mo.«.

Viel Spaß beim vorhören:

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Ambidextrous ; Morkva – In

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Apes On Tapes – Da Try Bute

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The Incognito Traveller – Chaleur

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Pirata – Sinus Rhythm

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Le Mepris – Kodo

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