Ludovic Balland – Typografische Stadtrundfahrt

Französischer Accent auf der Typo – Ludovic Balland berichtet von seiner Arbeit auf der 5. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst. Mit jedem Bild möchte er eine Geschichte erzählen. Sein Thema für die Plakate der Ausstellung war die Typografie. Auf seiner Präsentation sind Zahnräder, Dominosteine, Instrumente und Stecknadelköpfe zu sehen. Sie alle sind Teil von 26 Bildern. 26 Bilder, die das Alphabet ersetzen.
Auf seiner Rundfahrt durch die Typografie überrascht Balland die Zuhörer mit Dokumenten des Sonnenkönigs Ludwig des Vierzehnten. Die Bilder aus dem Archiv kombinierte er mit seinen Schriften. „Am liebsten würde ich mit Bildern selbst schreiben können,“ sagt Balland. Dann geht er auf die Fahrt von A bis Z. Die abstrahierten Buchstaben finden sich im Berliner Stadtbild wieder. Der Palast der Republik, der Schinkel-Pavillon, das Sony-Center und die Neue Nationalgalerie.
Mit Balland macht die Typo ihrem Namen alle Ehre: Sein Vortrag ist ein weiterer über die Entwicklung und Bedeutung von Schriften.

Text: Anja Hübner

Mike Salisbury – Legendäre Marken schaffen

Inspiration Kalifornien. Sex und Surfen. Irgendwie ein spaßiger Vortrag, bei dem Salisbury wie ein bescheidener Jüngling wirkt, der das Leben einfach genießt und hier auf der Typo ein wenig mit dem Publikum spielt. Negativ gesehen: Erklären oder irgendwie motivierend zu wirken das ist Mike sein Ding nicht! Und das scheint ihm auch bewusst zu sein: „Geht einfach, wenn ihr wollt, wir haben trotzdem Spaß!“ Sein Präsentationsprinzip besticht durch Banalität. Begriff – visuelle Umsetzung. Begriff – visuelle Umsetzung. Ein Mausklick folgt dem nächsten. Erst er selbst (auch als Motorradfahrer oder Surfer), dann sein Portfolio.


Der Kalifornier Mike Salisbury – ein wenig gelangweilt!

„Meine Mutter weiß bis heute nicht, was ich mache“, meint der Sunnyboy mit einem breiten Grinsen. „Eigentlich bin ich nur ein Verkäufer.“ Ja, ja, Mike, so redet man sich als erfolgreicher Designer, Art Director, Fotograf und, und, und selbst klein. Doch im weiteren Verlauf wird dann klar, was er eigentlich meint: Erfolgreiches Branding zeichnet sich vor allem dadurch aus, komplexe Sachverhalte einfach zu erklären. Jede Marke bräuchte dabei eine reiche Quelle an Möglichkeiten.

Doch nach viel Sonne, noch mehr Action (vor allem durch Rocky) Sex, Sex, Sex und gefühlten 768710641987 Klicks zeigt sich Mike zum Schluss nochmal ernst: „Keine Marke gibt’s ewig!“ Doch auch das scheint für den Kalifornier kein Problem zu sein. Ebensowenig wie das geteilte Publikum danach.

Text: Sebastian Kemnitzer, Foto: gerhardkassner.de

Rich Roat – Analoge Bilder in digitalen Zeiten

Wer der Meinung war seit den Zeiten von Adobe Photoshop, InDesign und Illustrator hätte die gute alte Papierzeichnung ausgedient, wurde von Rich Roat eines anderen belehrt. In der amerikanischen Schriftenschmiede „House Industries“ ist die Handarbeit noch längst nicht tot. Auf den Schreibtischen der Mitarbeiter liegen Pinsel und Stifte, Farbtöpfe und Skizzen-Blöcke. Erst wenn ein Entwurf auf Papier feststeht, kommt das digitale Werkzeug zum Einsatz.

Rich Roat - Analoge Bilder in digitalen Zeiten

Stolz ist Rich Roat auf das dreidimensionale Schaffen von House Industries.

Es sieht aus wie in den Kinderschuhen, wenn Tapetenmuster ausgedruckt und in ein überdimensional kleines Puppenhaus eingeklebt werden. In dem „House Industries’ Dollhouse“ leben sich die Gestalter aus und schauen, wie etwas in der großen Welt aussehen wird. Doch nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: natürlich gehören hochkarätige Jeans- und Automarken, Bands und Unterwäschehersteller zu den Kunden der Firma. Die Kombination von Low Tech und High Tech scheint anzukommen. Die Skizze ist tot, es lebe die Skizze – so der Nachklang von Rich Roats Plädoyer für Handarbeit.

Text: Anja Hübner, Foto: Alexander Blumhoff

COLORS Notebook

Colors Notebook ist das Projekt der intalienischen Designfirma Fabrica. Colors ist eigentlich eine Zeitschrift, die globale Themen, aber auch einfach Probleme anspricht und aufarbeitet. Die Macher von Colors wollten einfach mal etwas Anderes probieren und so schufen sie Colors Notebook. Ein komplett weißes, leeres Buch, nur mit dem Colors-Logo. Dieses Buch schickten sie in der ganzen Welt herum und baten die Menschen es zu gestalten. Über 200 Bücher kamen zurück und zeigten Eindrücke von der ganzen Welt. Sie zeigten was es heißt transsexuell in Brasilien zu sein, Insasse eines chinesischen Gefängnisses oder Kind in Südafrika.

Mit eindrucksvollen Ausschnitten aus den Büchern wurde der Vortrag der vier Künstler von Farbrica begleitet. Außerdem zeigten sie den Besuchern einen kleinen Dokumentarfilm davon, was passierte, als die Bücher auf den unterschiedlichen Kontinenten ankamen und gestaltet wurden. Momentan reisen die Notebooks von Ausstellung zu Ausstellung. Dort sind sie immer mit einem Faden an der Decke befestigt und jeder Besucher kann sie ansehen und anfassen. Zusammenfassungen der Notebooks gibt es in Form von Büchern, die unter einem bestimmten Obertitel erscheinen. Die beiden ersten stehen unter dem Motto „Faces“ und „Violence“. Bald soll es weitere Publikationen geben. Nach dem Vortrag luden die Künstler alle Interessierten dazu ein, sich die Bücher abzusehen und vielleicht sogar selbst mit zu gestalten.

Text: Michelle Ziegelmann

Edward „Ed” Benguiat – Show & Tell

Das erste, was dem geneigten Betrachter auffällt, ist der Zauberstab, mit dem Ed Benguiat wie zur Unterstreichung seiner Worte durch die Luft wedelt. An der Spitze des Stabes prangt ein blauer Glitzerstern. Die Aussage ist angekommen: Ed nimmt weder sich selbst noch das ganze Grafikgewese all zu ernst.

Ed Benguiat auf der TYPO 2008
Auf der TYPOstage erklärt Ed Benguiat warum es sich als Designer leichter mit einem Hund als mit einem Dreijährigen zusammenarbeitet.

Und so gleitet er auch während des Vortrages immer wieder in sehr unterhaltsame Exkursionen über das Leben allgemein und das Leben eines Designers im besonderen ab. Neben praktikschen Ratschlägen zum Thema Schriftdesign gibt es auch ein bisschen Lebenshilfe. Und so erfahren wir, dass die beste Prävention gegen Zungenkrebs im gelegentlichen Ablecken eines Pinsels der Marke „Windsor Newton“ (und nur dieser Marke!) besteht; wir erfahren, warum es sich als Designer leichter mit einem Hund als mit einem Dreijährigen zusammenarbeitet; dass das Gelingen einer Schrift zu 90% vom Arbeitsmaterial des Designers, und nur zu 10% von seinem Talent abhängt; dass man beim Verschicken seiner Post getrost den Ortsnamen vergessen darf, aber auf ganz und gar keinen Fall unter keinen Umständen und absolut niemals den Zip-Code; und zu guter letzt, dass man während eines kreativen Schaffensprozesses niemals, niemals, niemals den „Flow“ stören und in der Zeit weder zum Lunch gehen, noch das Telefon abheben darf.

Ed Benguiat auf der TYPO 2008, TYPO Stage
Benguiat entwirft eine Wortmarke und holt Unterstützung aus dem Publikum.

Anschließend entwirft Benguiat noch vor den Augen der amüsierten Zuschauer einen Schriftzug für die imaginäre Droge „Magical“: „Smoke it, lift your hand and fly away!“. Zum Abschied winkt der grandiose Entertainer mit seinem blauen Zauberstab.

Ed Benguiat – just magical!

Text: Dörte Schütz, Fotos: HD Schellnack

Horst Moser – Betrifft Zeitschriftendessign

Horst Moser: Editorial-Designer, Art Director und Autor führte das Publikum nach der Pause in den letzten Nachmittag der Veranstaltung. In einer Retrospektive über das Coverdesign von Magazinen, Zeitschriften und Zeitungen verdeutlichte er die gestalterische Herangehensweise im Coverdesign der letzten hundert Jahre. So führt die visuelle Reise von unbekannte Illustratoren über Peter Behrens, Gottfried Helnwein bis zur Ulmer Schule, zeigt dabei die unglaublich vielseitigen Facetten der Covergestaltung und verliert dabei nie die Gegenwart aus den Augen. Der Fundus der gezeigten Arbeiten aller Jahrzehnte war ebenso umfangreich wie sein turnhallengroßes „Coverarchiv“.

„Ich werde mit niemand so lange reden wie mit Ihnen.“
Die immense Menge der aktuellen grafischen Veröffentlichungen fordert eine besondere Verpflichtung der Gestalter, sich von der Konkurrenz klar abzuheben, Regeln zu brechen und überholte Standards zu kippen. So achtet Horst Moser in seinen Arbeiten darauf, sich gerade in anscheinend banalen Gestaltungsmerkmalen wie zum Beispiel dem Anordnen des Fließtextes oder der Headlines immer wieder neue Wege zu gehen. Sein Beitrag endete mit einem Appell an aktive Gestalter, nicht die Bodenhaftung zu verlieren, und sich gegen den unerträglichen Habitus einiger größenwahnsinniger Unternehmen, aber auch gegen das arrogante Verhalten überheblicher Designer zur Wehr zu setzten. Ein inspirierender „fast- Abschluss“ der Veranstaltung, der sicher auch viele Anwesende zum Nachdenken angeregt hat. Dafür ein Dank aus dem Publikum.

Text: Florian Wolf, Foto: gehardkassner.de

Daniel Hartz – Fotografie: Wohin die Reise geht

Die neue Art der Werbefotografie: Ein Auto zwischen Hochhäuser, das dort niemals stand.

Vom schwarzen Tuch zum Computermonitor – die Fotografie befindet sich seit einigen Jahren auf einer rasanten Reise vom Negativ zum Pixel. Daniel Hartz meint: „Der Schock der Veränderung vom Analogen zum Digitalen in der Fotografie sitzt tief.“ Als Hartz noch ein kleiner Junge war, ist er mit seinem Vater oft Schrift abholen gegangen. Sein Vater war Schriftdesigner, in seinem Büro wurde geschnitten und geklebt. Ein Vorgang, der heute unvorstellbar ist. Hartz zeigt Fotos von früher und Fotos von heute. Es sind Werbefotografien von Autos. Traditionell sahen sie so aus: Ein Typ Rocker oder Punker stand vor einem Auto, dahinter eine Straße, ein Haus, ein strahlend blauer Himmel. Heute sieht der Betrachter das Wasser pixelgenau unter den Reifen der Autos spritzen, schicke Cabrios stehen in Wüsten, auf Gletschern und spiegeln sich in verglasten Hochhäusern. Eine perfekte Komposition, die rein auf digitalisierter Fotografie beruht.

Klar, der Produktionsablauf beginnt genau wie früher: eine Location muss gefunden werden, das Konzept steht auf Papier. Doch statt wie in der analogen Welt das von den Augen wahrnehmbare abzufotografieren, gibt es heute einen Shot des 360°-Settings. Erst danach wird entschieden an welcher Stelle im Gletscher das Auto eingesetzt werden soll.Daniel Hartz meint, die Zukunft der digitalen Fotografie hätte gerade erst begonnen. Adobe arbeite an einer Clusterlens. Auf das Objektiv aufgeschraubt macht die Linse 19 Fotos gleichzeitig, der Fotograf kann nachher die Schärfe bestimmen. Außerdem wird es eine Software geben, die erkennen kann, ob ein Foto manipuliert oder echt ist. Das ist das so genannte Bild-Forensing. Hierhin geht die Reise.

Text: Anja Hübner

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Font Fight

Vier Pulte, vier Farben, vier Kandidaten – dazu Moderator Bruno Maag, Kampfrichter, Ringmeister, Titelhalter des Englischen Champions 2006!
Die Regeln: Drei Minuten Zeit für jeden Kandidaten, um für sich zu werben. Die drei Pflichtdisziplinen: Schrift; gute Anwendung; schlechte Anwendung. Die Kür in der vierten Runde: Freestyle. Sieger ist, wer der Menge den frenetischsten Applaus entlocken kann. So weit, so gut.

Adam Twardoch – Verdana ist gut, meine ist besser!

Welche Technik ist die beste, um Schriften im Internet darzustellen? Diese Frage stellte sich Adam Twardoch in seinem Vortrag „Verdana ist gut, meine ist besser!“. Er nahm die Zuhörer mit auf eine kleine Zeitreise der digitalen Schrift. Was uns heute so normal erscheint, klingt doch verblüffend unerwartet: Die Geschichte des Computers bedeutet auch die Erfindung neuer Schriftarten extra für das Tippen auf einer Tastatur.

Nach Arial und Times New Roman entwickelte 1996 Matthew Carter für Microsoft die Standardschriftarten Verdana und Georgia – die Grundlage aller Webprogrammierung. Was dann in Twardochs Vortrag folgte, war wohl ausschließlich äußerst technikversierten Zuhörern zugänglich: EOT, Hinting, Kantenglättung, WEFT und Bitstream. Am Ende blieb die Erkenntnis: „Die Zeit ist gekommen das Microsoft Schrift-Monopol zu durchbrechen“, wie Hakon Wium Lie 2006 sagte. Das hat sich Adam Twardoch zum Ziel gesetzt.

Text: Anja Hübner (creativevillage)

Holger Schmidhuber & Rolf Mehnert – Warum Image echte Werte braucht

Schon die Ankündigung des Sprechers mit französischem Akzent machte gute Laune. Schmidhuber und Mehnert seien mit ihrem Designbüro fuenfwerken (das übrigens nicht von fünf, sondern von vier Leuten geführt wird) unter anderem für die neue Berlinkampagne verantwortlich, erzählte er. Allerdings nicht für den Claim „Be Berlin“ – sie hätten vielmehr „gerettet, was zu retten war“. Das Publikum in der überfüllten TYPOshow raste vor Lachen, genau wie beim ersten Satz von Schmidhuber, als er seinen Kollegen vorstellte: „Der Dicke hier, das ist Rolf Mehnert“. Die Zuschauer waren kurz still vor Verblüffung, bis Schmidhuber hinterherschub: „Wenn wir schon authentisch sein wollen, müssen wir die Wahrheit sagen.“

Und Authentizität war auch das Thema der Präsentation, besser gesagt Corporate Social Responsibility (CSR). Anhand von anschaulichen Bildern wurde deutlich, dass Image, Werte und Identität für die Wirkung von Unternehmen auf ihre Kunden unglaublich wichtig sind, vor allem je größer ein Unternehmen ist. So schnell, dass es kaum möglich war, mitzulesen, wurden die wichtigsten Werte verschiedener Unternehmen, wie zum Beispiel Toyota, Lufthansa oder T-Online, gezeigt. Am Schluss stellten die Referenten die Top Drei der Werte auf, nämlich Integrität, Verantwortung und Innovation. Das Fazit: Man muss authentisch sein um Erfolg zu haben.

Am Beispiel des Bio-Booms konnte man sehen, wie Authentizität nicht funktioniert – wenn nämlich alle Discounter auf den Bio-Trend aufspringen, so dass Massenproduktion die eigentlichen Gründe, biologische Lebensmittel zu kaufen, nicht mehr rechtfertigt. Danach zeigten die Beiden einen Imagefilm von Dove, der den Schönheitswahn kritisiert, und direkt im Anschluss einen Werbefilm von Axe, der den Schönheitswahn stilisiert. Die Fragezeichen in den Gesichtern der Anwesenden verschwanden schnell, als herauskam: Sowohl Dove als auch Axe gehören zum Mutterunternehmen Unilever.

Zum Abschied gab es ein Zitat von Douglas Rushkoff, welches das Thema noch einmal auf den Punkt brachte: „Wenn die Unternehmen sich natürlich benehmen, entsteht von selbst eine neue Kommunikation”.Zum Abschied gab es ein Zitat von Douglas Rushkoff, welches das Thema noch einmal auf den Punkt brachte: „Wenn die Unternehmen sich natürlich benehmen, entsteht von selbst eine neue Kommunikation”.

Text: Franziska Seyboldt

Stefanie Grebe – Wirklich wahr!

Unser Alltag ist ohne Fotografie nicht denkbar: Fotos liefern für die meisten Menschen ein Abbild der Realität und da der Wunsch nach Fakten immer größer wird, hat die Fotografie einen wichtigen Stellenwert.

Dass wir Fotografie trauen und sie für glaubwürdig halten, hat einen bestimmten Grund: Früher und heute diente sie als Hilfs- und Beweismittel bei polizeilichen Ermittlungen. Dort gilt die Fotografie immernoch als verlässlicher Ermittler. Einem Foto trauen die meisten Menschen mehr als einer Zeichnung oder einer subjektiven Beschreibung. Stefanie Grebe zeigte während ihres Vortrags verschiedene Bilder aus Polizeiarchiven, aber auch Bilder von Fotografen, auf denen versucht wurde, die Realität nachzustellen. Der Unterschied war kaum zu erkennen.

Eine nachgestellte Paparazzifotografie hätte jeder Leser einer Boulevardzeitung für Realität gehalten.Haben die Bilder jedoch eine Bildunterschrift, verändert sich ihre Bedeutung. Manche Bilder erklären sich jedoch ohne jedes Wort. Für Realität halten kann man sie jedoch nicht, da die Perspektive aus der Fotograf zu sehen wäre, im Dunkeln bleibt. „Wer einem Foto nicht glauben will, findet immer ein Indiz für die Lüge“, so Stefanie Grebe. In verschiedenen Branchen hat die Fotografie die unterschiedlichsten Bedeutungen. Wissenschaftliche und journalistische Fotografien haben den Anspruch, die Wirklichkeit zu zeigen und der Rezipient will das Abgebildete glauben.

Werbefotos sind jedoch keine Dokumentation. Sie wollen verführen und kein Mensch erwartet eine Abbildung der Realität in der Werbung. Dennoch, gibt Stefanie Grebe zu bedenken, glauben Männer und Frauen, dem Bild der Werbung all zu oft entsprechen zu müssen. In der Kunst sind Fotos weder der Dokumentation noch der Fiktion zuzuordnen. Sie bedient sich manchmal der Fiktion, um auf etwas Reales aufmerksam zu machen. Zum Beispiel, wenn Bilder von Missständen nachgestellt werden, um den Menschen zu zeigen, was in der Realität abläuft. Der Fotograf ist für uns ein stellvertretender Beobachter, aus dem Blickwinkel des Unbeobachteten.

Auf dem dokumentarischen Bild blickt keine Person direkt in die Kamera. Der Rezipient, fühlt sich, als wäre er dabei. Fällt ein Blick vom Foto in die Kamera, so wird die Situation aufgelöst. Das enttarnt den Fotografen und macht das Bild doch wieder glaubwürdig. Anhand vieler komlexer Thesen und Bilder veranschaulichte Stefanie Greber diese Theorien und regte zu einer neuen Sichtweise an. Ist das Abgebildete auf Fotos „wirklich wahr!“ ?

Text: Michelle Ziegelmann (creativevillage) Foto: www.gerhardkassner.de

Kurt Weidemann – Sei einzigartig ohne als Einziger artig zu sein

In seinem knapp 23-minütigen Vortrag umriss Weidemann, Schriftenentwerfer wie selbsternannter Astronautenphilosoph, die Veränderung der Menschheit im Zeitalter globaler Vernetzung.


Zunächst eröffnete Weidemann dem erwartungsvollen Auditorium, zum Thema „Image“ keine Bilder zu zeigen. Jeder solle Worte selbst in Bilder umsetzen.

Trotz chronologischen Vorgehens sprang Weidemann in seinem Vortrag hin und her: Ausgehend von der Evolutionstheorie philosophierte er über das Image des Menschen als langsamtes Wesen unter allen Säugetieren. Bis die Fähigkeiten der sogenannten Krone der Schöpfung ausgebildet seien, dauere es eine erhebliche Zeit, zumindest bis sich der Mensch von anderen Säugetieren unterscheide. Dann aber, wenn diese Entwicklung erreicht ist, versuche der Einzelne immer noch besser zu werden. Der Mensch sei eine Kalkülmaschine, welches die Grenzen auslote und dabei des öfteren potenzielle Gegner im Extremfall sogar vernichte.

Weidemann zeigte Erregung. Stichwort: „Uniformierung durch das Netz.“ Information erreiche jeden Einzelnen schneller, aber noch lange nicht nachhaltiger. Ein Zyklus zwischen Aufnahme und Vergessen. Die Magie des Nichtwissens oder Wissens weicht Webseiten wie Wikipedia. Das Netz bietet die reizvolle Möglichkeit, sein Image und seine Vorstellungen zu verbreiten und aufzubügeln, andererseits wird genau diese Möglichkeit inflatiös verwendet. Der „Hoppla, hier komm ich!“-Effekt wird vielleicht bemerkt, bleibt aber nicht in Erinnerung. Der Einzelne kann verloren gehen, die Persönlichkeit verflachen. „Der Tastendruck ersetzt den Händedruck, kraftlos und keimfrei“, so der bekannte Grafik-Designer und Typograph ironisch.

Weidemann appellierte in seinem Vortrag an die Anständigkeit, einen angemessen zwischenmenschlichen Umgang. Für den Aufbau von der Identität zum Image gab er unter anderem den Ratschlag, intuitiv, selbstsicher, gründlich, kompetent und glaubwürdig zu sein, vor allem wichtig sei aber die eigene Zufriedenheit. Nachhaltig wirke die Emotion stärker als die Rationalität, durch Menschlichkeit sei es dem Einzelnen möglich, sich selbst zu behaupten.„Sei einzigartig ohne als Einziger artig zu sein!“ Einzigartig ist und bleibt Weidemann sicherlich.

Text: Linda Horn, Foto: gerhardkassner.de

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