TYPO Berlin 2018 – Das war Tag eins

Das war der erste Tag der TYPO Berlin »Trigger«. Wir haben einige der vielen Highlights zusammengefasst. // Artikel auf Englisch lesen.

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von Matthias Kliefoth

© Norman Posselt / Monotype

© Norman Posselt / Monotype

Mit mehr als 1.800 Gästen und 101 Sprechern aus aller Welt bricht die TYPO Berlin 2018 ihre eigenen Rekorde. Manch einer ist daher neugierig, ob der Diskurs um die Digitalisierung tatsächlich seinen Höhepunkt erreicht hat, wie von uns angenommen. Der erste TYPO-Tag zeigt dabei: Die berühmte Extrameile muss noch gegangen werden, aber unsere Sprecherinnen und Sprecher wissen in welche Richtung! Hier die Highlights des Konferenzauftakts.

Creative City 2.0 – Charles Landry

Die Digitalisierung hat unser Interagieren mit dem Stadtraum so nachhaltig verändert wie keine andere Innovation. Doch sie setzt uns auch unter Druck – trotz aller neuer Möglichkeiten technischer wie sozialer Natur. Wie kann Design daher helfen, diesen Druck auszugleichen? Charles Landry, Erfinder des Terms Creative City, berät Städte und Kommunen in über sechzig Ländern und ist überzeugt: »Kultur schafft Raum. Kreativität füllt ihn mit Leben«, so seine Ausgangsthese.

In seinem Eröffnungsvortrag präsentierte er neue Modelle kreativer Bürokratie und fordert: »Wir müssen uns wandeln. Weg von einem ‚ja, aber‘ zu einem‚ ja, weil‘ übergehen« und meint damit die Öffnung hin zu kreativen, design-getriebenen Planungsprozessen unserer Städte von morgen.

 

Talent Talks triggern alle Sinne – kuratiert von Kali Nikitas

Sie gehen mit gutem Beispiel voran. Die Premiere der Talent Talks auf der diesjährigen TYPO hat gezeigt, dass es, um es im Design zu schaffen, vor allem eines braucht: Haltung!

Talent Talks wurde konzipiert von der kalifornischen Design-Professorin Kali Nikitas. Im 30-Minuten-Rhythmus präsentierten Büros aus der EU und den USA ihre Arbeitsweisen. Das äußerst junge Line-up – subsumierbar unter dem streitbaren Begriff der Millenials oder Digital Natives – überzeugte das Publikum mit Ausblicken jenseits digitaler Flüchtigkeit. Mit Liebe zum Detail und einem ausgewogenen Sinn für Autorenschaft im Design präsentierten sie ihre Projekte und erste Erfolge. »Alle Studios verfolgen ihre Karrieren ohne Kompromisse. Sie tun das, was sich für sie richtig anfühlt, egal was andere meinen«, so Kali Nikitas über die Auswahl und den Geist des neuen Formats.

 

The New Typography – Frank Rausch

Zurück zu den Wurzeln der TYPO. Zurück in die Zukunft der Typografie mit Frank Rausch und seinem Vortrag, der das Ende von Tag eins markiert. »Wir müssen digitale, gestalterische Verantwortung übernehmen. Wer Apps erstellt, ist genauso kulturschaffend wie Plakat- oder Buchgestalter«, erklärt Rausch. Der Hintergrund seines Vortrags: Im Alltag lesen wir inzwischen mehr Text von Glas als von Papier. Um gute Lesetypografie für dynamische Inhalte zu gestalten, sind andere Arbeits- und Denkweisen erforderlich als in der klassischen analogen Typografie.

In seinem Vortrag verabschiedet Rausch sich dabei von digitale Utopien: Design wird immer verletzlich bleiben. Zeitlich wie geschmäcklerisch. Aber das ist – in Teilen sicher – gewollt. Daher werden Design und Typografie uns immer triggern. In vielerlei Hinsicht und auf unterschiedlichsten, subjektiven Ebenen. »Das Wesen der Typografie ändert sich nicht und Menschen bleiben Menschen«, stellt Rausch fest.

Photos: Gerhard Kassner, Norman Posselt & Sebastian Weiß

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