Was wir auf der #typo17 gelernt haben

Schon zwei Wochen ohne TYPO Berlin … Was bleibt? Ein vollgeschriebenes Notizbuch, die ein oder andere Visitenkarte, jede Menge neue Impulse – und viele kleine, überraschende Fakten, die wir hier noch einmal Revue passieren lassen.

von Nina Sieverding

1. What is a selfie font? – A font talking to itself!

„Wie zwei Katzen, die miteinander reden“, beschreiben die Underware-Jungs eine ihrer neuesten Erfindungen. Bei ihrem Talk auf der TYPO Stage am Donnerstag hatten sie ebenso viele neue Entwicklungen wie Katzenvideos dabei. Die digitale Version ihrer „Zeitung“ für die TYPO Berlin kann unter underware.nl besucht werden.

 

Bas Jacobs © Sebastian Weiß (Monotype)

Bas Jacobs © Sebastian Weiß (Monotype)

 

2. „Stimme des Geistes“ heißt auf Japanisch „Poesie“

Das konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer von Aoi Yamaguchis Abschluss-Performance am ersten TYPO-Tag lernen. Die Japanerin schrieb diese Schriftzeichen wie eine Zeremonienmeisterin auf große Papierbahnen – barfüßig und in ein schwarzes Gewand gehüllt.

 

Aoi Yamaguchi © Gerhard Kassner (Monotype)

Aoi Yamaguchi © Gerhard Kassner (Monotype)

 

3. Eine Glühbirne in der Stadt Livermore in Kalifornien leuchtet seit 115 Jahren. Damit ist sie weltweit die am längsten brennende Glühbirne.

Peter Biľak bezeichnete das Centennial Light in seinem Vortrag als seinen „Lieblingsdesign-Gegenstand“. Auf der Suche nach „gutem Design“ nahm der Schriftgestalter das Publikum mit auf eine Reise, vom ersten Automobil bis hin zu aufwendig gestalteten Briefmarken aus dem Königreich Bhutan.

 

Peter Biľak © Gerhard Kassner (Monotype)

Peter Biľak © Gerhard Kassner (Monotype)

 

4. Einem Afghanen fällt es womöglich leichter, seine Gefühle in Gedichtform zu äußern.

… Gelernt von Susanne Koelbl in ihrem Eröffnungsvortrag der diesjährigen TYPO. Koelbl ist als Auslands-Reporterin langjährige Beobachterin des Landes und seiner Kultur: „In Afghanistan kommt es durchaus vor, dass der Gastgeber bei einem Abendessen plötzlich aufsteht und ein Liebesgedicht vorträgt, das er am Vorabend geschrieben hat.“ In Berlin gründete sie das Poetenkollektiv The Poetry Project Berlin, wo afghanische Jugendliche ihre Flucht-Erlebnisse in Zeilenform aufschreiben. Als Gast auf der TYPO-Bühne trug der 17-jährige Sami ein selbst geschriebenes Gedicht vor, in dem er seine Eindrücke während der Flucht nach Europa schilderte.

 

Susanne Koelbl © Gerhard Kassner (Monotype)

Susanne Koelbl © Gerhard Kassner (Monotype)

 

5. Der niederländische Astronaut André Kupiers hat ein Leerzeichen adoptiert.

Der Schriftgestalter Sander Neijnens entwarf zusammen mit dem Illustrator Ivo van Leeuwen eine Schrift für seine Heimatstadt, das niederländische Tilburg. Um die Schrift verbreiten zu können, erdachten sich die beiden ein besonderes Marketing-Konzept: Interessierte konnten für 200 Euro Zeichen und Symbole der TilburgsAns adoptieren. Dafür radelten sie sogar persönlich zu den stolzen Besitzern, um ihnen ein Zertifikat zu überreichen. Für den kleinen Geldbeutel boten sie Leerzeichen (»spatie«) für zehn Euro das Stück an. Die Patenschaft für das 64. Leerzeichen übernahm ein Experte für leere Räume: der einzige niederländische Astronaut André Kupiers. Den Vortrag gibt es hier.

 

Sander Neijnens und Ivo van Leeuwen © Sebastian Weiß (Monotype)

Sander Neijnens und Ivo van Leeuwen © Sebastian Weiß (Monotype)

 

6. Wie wird man Sprecherin auf der TYPO? – Indem man fragt.

In den letzten zwei Jahren unterstützte Chris Campe das Editorial Team der TYPO Berlin – 2017 trat sie zum ersten Mal als Sprecherin auf. Immer mehr Menschen aus ihrem Bekanntenkreis stellen ihr seitdem die Frage: Wie wird man Sprecherin auf der TYPO? Ihre Antwort ist einfach: »Es lohnt sich, nett zu sein, mit den Leuten zu reden – und zu fragen.«

 

Chris Campe © Norman Posselt (Monotype)

Chris Campe © Norman Posselt (Monotype)

 

7. Nutze dein Hobby.

Debbie Millman reflektiert die letzten zwölf Jahre ihres Podcasts »Design Matters«. Rich Roat, Debbie Millman und Erik Kessels sind sich einig: Aus Hobbys können Energien freigesetzt werden, die der eigenen kreativen Arbeit gut tun. Erik Kessels hält in seiner Freizeit auf Flohmärkten nach alten Fotografien Ausschau, Debbie Millman startete ihren Podcast »Design Matters« 2005, um einen Ausgleich zu ihrer Haupttätigkeit als Branding-Expertin zu haben.

 

Typo Berlin 2017 "wanderlust"

Debbie Millman © Gerhard Kastner