Gespannt auf eine ungewöhnliche Diskussionsrunde setze ich mich direkt in Reihe eins der großen „Hall“. Johannes Erler stellt die Süpergrüp des Abends vor: Mirko Borsche, angeblich Boxer und sehr guter Tänzer, eröffnet mit einem Showreel seiner Arbeit von 2011 und 2012 die Runde. Die Musikauswahl ist der abendlichen Stunde angepasst und ich wippe mit den Füßen zum Beat. Mirko tut das auch, tanzt etwas und nippt an seinem Becks-Bier – er wirkt entspannt. Doch nachdem das Video circa 1,5 Minuten läuft, ruft es das erste Mal aus dem Publikum: „Boah … zu lang!“ Der Rufende ist Jürgen Siebert, Marketing Direktor von Monotype, und man hört heraus, dass er es nicht ganz ernst meint.
Als nächstes auf die Bühne schreitet Sarah Illenberger, die „auf jeden Fall besser aussieht als Mirko.“ Schade, dass die einzige Frau in der Gruppe dann doch wieder auf ihr Äußeres reduziert wird. Sarah wird sich später aber auch noch durch ihre Arbeit profilieren.
„Designer der Herzen.“ Mario Lombardo kommt auf die Bühne und hat auch ein Showreel dabei. „Wie lange geht das denn?“, ruft wiederum Jürgen aus Reihe fünf. Marios Musikauswahl ist etwas rockiger, dann mit Swing angehaucht und kehrt schließlich zurück zu einem Achtziger-Jahre-Klang.
Lars Harmsen wird von Johannes als „bester Kumpel der Welt“ auf die Bühne geholt. Der zeigt auch was – jedoch geht es jetzt schnell zur Erklärung des „Battles“. Jeder der vier Beteiligten bekommt ein Instrument – Trillerpfeife, Rassel, Tröte und irgendwas anderes zum Klappern. Johannes nennt dann verschiedene Begriffe, die alle mit „B“ anfangen. Zu denen müssen die Kandidaten dann etwas zeigen.
Das Ganze wirkt mehr wie eine etwas unvorbereitete Spieleshow und nicht so sehr wie das erwartete Battle, und den Sinn verstehe ich nicht ganz. Aber mal gucken, es geht los.
Bombards
Sarah rasselt – und zeigt das Bild einer Handgranate.
Brimborium (überflüssiges Drumherum)
Mario rasselt auch. Und zeigt das Bild eines schwarzen Sportwagens. Ich nehme an, es ist ein Oldtimer, aber so richtig kenne ich mich mit Autos auch nicht aus. Dann zündet er eine Kerze an – und startet quasi den roten Faden seiner Bühnenpräsenz an diesem Abend: noch viel mehr Kerzen anzuzünden. Mario macht beinahe Werbung – für sein Kerzenfachgeschäft. Mit der Kerze schreitet er nach vorn und liest ein Gedicht vor. Dabei wird er von einem Geiger begleitet. Die ersten Leute verlassen den Raum. Und wo kommt überhaupt der Geiger her?
Brutal
Lars pfeift. Er startet ein Video, das schwimmende Delphine zeigt. Ich werde nervös, denn passend zum Begriff erwarte ich so was wie Walfang. Lars jedoch berichtet minutenlang von seiner 10-tägigen Reise auf einem Containerschiff. Eher wenig brutal. Leider auch etwas schleppend. Ihm scheint die Stimmung des Publikums egal zu sein (eine Frau in der sechsten Reihe beschwert sich lautstark, geht aber nicht), und man merkt ihm wirklich an, was für ein eingreifendes Erlebnis diese Reise für ihn war. Trotzdem immer noch nicht brutal.
Bekleidung
Sarah, kurz und auf den Punkt, zeigt ein Bild ihres „Trendgemüsekleids“. Fertig.
Mario hat auch etwas zu sagen, schenkt aber zunächst der wütenden Frau im Publikum eine Kerze. Er zeigt Bilder eines Unterwäsche-Fotoshootings (passt ja fast zum Begriff), fängt dann wieder an, zur Geigenbegleitung einen Text zu lesen. Auf der großen Leinwand läuft dazu ein 70er-Jahre-Softporno. Schließlich entzündet er eine Kerze und stellt sie an den Rand der Bühne.
Besoffen
Mirko hupt – er zeigt einen Film mit Ausschnitten aus Filmen und Werbung, die alle das Wort „Graphic Designer“ enthalten. „Ich muss besoffen gewesen sein, als ich entschieden habe, Designer zu werden.“ Das Publikum lacht. Lars zeigt ein paar Bilder vom Oktoberfest. Finde ich gut.
Bartzen
Mario hat auch hierzu eine passende Kerze (mit Tabaknote), die er prompt anzündet und zu den anderen an den Bühnenrand stellt.
Die Bühne sieht mittlerweile aus wie ein Spa-/Wellnessbereich – oder ein Friedhof, je nachdem, wie man das Ganze jetzt findet. Während ein weiteres Gedicht vorgelesen wird, verlassen mehr Leute den Saal. Es ist schon kurz vor 9 und gleich gibt es Freibier.
Baustelle
Sarah rasselt und zeigt ein kurzes Video eines Kamels, das sie in Marokko mit Partyhut und Lametta dekoriert hat. LOL. Es erinnert mich an das Video „Lamas with hats“.
Banalität
Lars googelt was. Die schlecht gelaunte Frau im Publikum findet das wieder nicht gut. Ich glaube, sie mag Lars nicht.
Busen
Jemand ruft: „Lars hat welche!“, und Lars sucht eine Busenbild, jedoch ist Sarah schneller und zeigt ein (männliches) Nippelbild.
Bold
Mario liest ein Gedicht vor und zündet eine Kerze an. Aus dem Publikum kommen „Ausziehen!“-Rufe. Ich nehme an, sie gelten Mario.
Berlin
Sarah zeigt ihren Film „Alexanderplatz“, in dem sie aus einer Papptorte springt und zu „It’s raining men“ in Goldleggins über den Alexanderplatz tanzt. Gold steht ihr gut.
Letzter Begriff: Beischlaf
Lars präsentiert ein Video von Donald Trump – ich möchte jetzt nicht mehr an Beischlaf denken, und ich glaube, das wollte er erreichen. Schade.
Die Spielshow entscheidet Sarah mit 17 Punkten für sich. Jetzt gibt es erst mal Bier. Die angespannte Frau im Publikum kann sicher eines brauchen.
Written by Jenny Zegenhagen •