Die ersten kommen schon eine Dreiviertelstunde vor Beginn des Workshops, um sich einen Platz zu sichern. Um kurz vor Elf ist die Schlange dann so lang, dass sie einmal quer durchs Foyer führt. Nicht jeder bekommt einen Platz. Aber Andreas Frohloff möchte niemanden ausschließen, denn „den Enthusiasmus junger Leute soll man nicht bremsen.“ Und so werden kurzerhand weitere Stühle geholt, damit sich die Übriggebliebenen zumindest an die Seite setzen und zuhören können.
Andreas Frohloff
Designer Liaison at Monotype (Berlin)
Vor der Praxis kommt die Theorie – eine, bei Frohloff, überaus amüsante und gleichzeitig informative Angelegenheit. Er erklärt: „Das traditionelle Werkzeug beim Schreiben sind die Schreibfedern.“ Aber Feder ist nicht gleich Feder. Es gibt Bandzug-, Schnurzug- und Schwellzugfedern. Um zu zeigen, wie sehr das Werkzeug die Schrift beeinflusst, zeigt Frohloff einige ausgewählte Federn aus seiner Sammlung (von der klassischen Gänsefeder über die Leipziger Treuhand bis zur Ato-Feder ist alles dabei).
Nun zur Praxis
An jedem Platz liegen Schreibmusterblätter einer Renaissance Kursiv, als Vorlage. Konzentriert schreiben die Teilnehmer kleine und große Buchstaben, mit Bandzugfedern. Frohloff geht währenddessen herum, gibt Tipps und sorgt für neue Patronen und Blätternachschub. Später teilt er Füllfederhalter mit Notenfedern aus. Sie sehen aus wie kleine Gartenharken und wurden früher zum Ziehen von Notenlinien genutzt (daher der Name) – weil sie eben fünf parallele Striche ziehen. Im Workshop wird experimentiert: Mit verschiedenen Federn, Farben und Balsaholz-Stücken. Denn – und das ist ein schönes Schlusswort – „Kein anderes Werkzeug hört so schön auf.“
jz