Inga Albers, Johannes Erler, Erik Spiekermann & Jürgen Siebert: Hallo, ich bin Erik

Jürgen Siebert spricht mit der Gestalterin, dem Initiator und der Hauptfigur des Buches ‘Hallo, ich bin Erik’ – ein Schrift- und Bilderwerk über das Leben und die Arbeiten von Erik Spiekermann.

Die letzte Veranstaltung am Donnerstag startet spät, doch Zuschauer und Vortragende sind bestens gelaunt. Nun ja, Vortragende trifft es nicht ganz. Inga Albers, Johannes Erler, Erik Spiekermann und Jürgen Siebert sind Vertraute. Zusammen erzählen sie über ihr gemeinsames Projekt: Ein Buch über das Leben und die Arbeiten von Erik Spiekermann.

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Über die Entstehung von „Hallo, ich bin Erik“ diskutierte Jürgen Siebert mit Inga Albers und Erik selbst, Foto: Sebastian Weiß /Monotype

Jürgen Siebert, Marketing Direktor bei Monotype und Gastgeber der Creative-Mornings in Berlin, moderiert auch heute Abend und stellt erst einmal alle vor. Bei Erik Spiekermann wäre das auf dieser Konferenz zwar nicht nötig – die Design-Ikone ist allen Zuschauern gut bekannt, das Buch ‚Hallo, ich bin Erik’ haben trotzdem nur wenige daheim, vielleicht ein Fünftel.

Inga Albers ist Grafik Designerin aus Hamburg. Das ist Teil ihrer Masterarbeit. Sie bekam die Anfrage dazu von ihrem Kollegen Johannes Erler, der Erik schon von seiner Zeit bei Meta Design kennt und bis letztes Jahr als Art Director beim Magazin Stern arbeitete.

Erik macht gleich am Anfange der Runde klar: „Wir reden deutsch übrigens heute Abend.“ Und das tun sie.

Die Idee, ein Buch über einen Kollegen zu schreiben und zu gestalten, kam Johannes am 4. Juli 2009. „Direkt schickte ich eine E-Mail zu Erik, irgendwo in die Welt.“ Er will damit sagen, dass Erik ständig auf Reisen ist – in Berlin, London, San Francisco oder auf Konferenzen, eben irgendwo auf der Welt.


“Wenn Johannes eine Idee beim Rasenmähen hat, ruft er gleich an”, sagt Jürgen, der das scheinbar schon oft erlebt hat. Manche Ideen verlaufen sich dann im Sande (oder landen im Drechsler, um bei der Gartenarbeit zu bleiben).

Johannes findet, dass jeder Gestalter in seinem Leben wenigstens ein Buch selbt geschrieben und gestaltet haben sollte. Als er Freunden von seiner Idee erzählt, finden es viele abwegig, ein Buch über jemand anderen zu schreiben – und nicht über sich selbst. Aber das wollte Johannes nicht, zu exzentrisch. Deshalb wollte Johannes ein Buch über Erik machen, denn der sei auch nicht der Typ, der selbst ein Buch über sich schreibt und gestaltet. „Ich bin zu faul und chaotisch“, gibt Erik selbstbewusst zu. Er stimmt der Idee für das Buch zu, da Johannes ihm „wenig verdächtigt“ erschien.

„Fast alle meine Schriften haben in ihrem Namen ein ‘e’ und ein ‘a’ und haben ansonsten nur vier Buchstaben“, sagt Erik. ‘Spiekermann’ wäre auch ein guter Schriftname, entspricht aber leider nicht diesem Kriterium.

Die Entwicklung des Buches dauerte leider länger als geplant. Statt ein paar Monaten dauerte es am Ende über ein Jahr bis das Buch, bis 320 Seiten über 126 Projekte fertig waren. Erik hat sich (überraschender Weise) sehr aus dem Prozess rausgehalten. Jedoch durften Johannes und Inga sein komplettes Archiv durchforsten; die Auswahl der Projekte fiel allen schwer.

Johannes war ein strenger Produzent – Erst nach drei Anläufen durfte Jürgens Beitrag darüber, wie er Erik kennenlernte, ins Buch. „Die Geschichte kennen wir doch schon – schreib das nochmal“, war Johannes Feedback. Insgesamt kommen im Buch 20 Weggefährten von Erik zu Wort, die je einen Text- oder Bildbeitrag beisteuern. Einer davon ist Neville Brody – dieser war während der Buchentstehung sehr schwer zu erreichen, schaffte es dann aber doch genau zur Deadline.

Erik Spiekermann © Dennis Letbetter

Erik Spiekermann

Art Historian, Information Architect, Type Designer, Author (Berlin, San Francisco, London)

Erik Spiekermann is information architect, type designer and author. Two of his typefaces, FF Meta and ITC Officina, are considered to be modern classics. He founded MetaDesign (1979) and FontShop (1988). He is behind the design of well-know brands such as Audi, Bosch, VW, German Railways and Heidelberg Printing, among others;  information systems for Berlin Transit and Düsseldorf Airport and for publications like The Economist. He designed exclusive typefaces for corporations like Deutsche Bahn, Bosch, ZDF (German TV), Cisco, Mozilla and many others. Erik is Honorary Professor at the University of the Arts in Bremen and in 2003 received the Gerrit Noordzij Award from the Royal Academy in The Hague. In 2006 he was awarded an honorary doctorship from Pasadena Art Center. He was made an Honorary Royal Designer for Industry by the RSA in Britain in 2007 and Ambassador for the European Year of Creativity and Innovation by the European Union for 2009. In 2011 he received the German National Design Award for Lifetime Achievement and the TDC Medal as well as a Lifetime Award from the German Art Directors Club. He was managing partner and creative director of Edenspiekermann with offices in Berlin, Amsterdam,  San Francisco and Los Angeles until June 2014 when he moved from that position to the supervisory board. He now runs galerie p98a, an experimental letterpress workshop in Berlin. Erik splits his time between Berlin and San Francisco and London, where his son Dylan lives. A book about his life and work “Hello I am Erik” was published by Gestalten Verlag in 2014. Photo: Dennis Letbetter

Die Print-Produktion selbst stellte sich als schwerer Prozess heraus. Für die zweite Farbe in der englischen Version und die Sonderfarbe im Cover zahlte Erik am Ende selbst. Außerdem wunderte er sich über die hohen Kosten für die Löcher im Cover. Wie Erik diese Löcher Johannes zufolge nennt, wird an dieser Stelle ausgelassen. Ob bei Eriks Projekten oder Weggefährten – Weglassen fiel schwer. „Manche Leute sind heute noch sauer auf mich“, weil sie imBuch nicht vorkommen.


„Ich bin zu faul und chaotisch“, Erik ist nicht der Typ, der selbst ein Buch über sich schreibt und gestaltet, Foto: Bettina Ausserhofer /Monotype

‘Hallo, ich bin Erik’ ist in nur einer Schrift gesetzt, die lediglich einen Schnitt und eine Headline-Version hat. Die FF Real ist angelehnt an die Akzidenz Grotesk; Erik entwarf sie speziell für das Buch. Eriks langjähriger Kollege Ralph Du Carrois arbeitet derzeit an neun Schnitten, die bald veröffentlicht werden sollen.

‘Hello, I’m Erik’ ist erhältlich beim Gestalten Verlag und kann während der Typo auch am Bücherstand gekauft werden. Übrigens, Erik selbst gefällt das Buch gut, auch wenn er meint: „Einige Dinge müssten mir peinlich sein.“


AB