Jürgen Huber und Martin Wenzel halten sich exakt an das Thema der TYPO 2015 und berichten über ihre langjährige Erfahrung mit der Aufgabe, in ihre Schriften Charakter „zu packen”. Etwas sarkastisch aber liebevoll beschreiben sie ihre Arbeitsweise und ihre Kunden.
Zuerst nennen sie einige Faktoren, die den Charakter der Schrift maßgeblich beeinflussen:
Wir erkennen unbewusst überall menschliche Eigenschaften, sogar in Buchstaben: So wird das „e“ als Auge oder lachendes Gesicht wahrgenommen; verschiedene Teile des Buchstabens benennt man nach menschlichen Körperteilen (Bauch, Bein, Öhrchen); und das Wort „typeface“ selbst enthält FACE.
Wir assoziieren Buchstaben mit verschiedenen Gegenständen und geben ihnen deren Merkmale.
So erweckt jede klassizistische Antiqua bestimmte Gefühle, da sie eine gewisse physische Eleganz hat. Supertype zeigen, wie sie die Schriften testen: Je nachdem, ob die Buchstaben nach dem Werfen auf den Boden überleben, zerbrechen oder sogar den Boden beschädigen.
Auch Bewegungen des Werkzeugs sind spürbar – zum Beispiel, ob die Buchstaben mit der Feder geschrieben, gestempelt oder aus Beton gegossen sind.
Am Ende zeigen Jürgen Huber und Martin Wenzel ihre Schriften, die für die unterschiedlichsten Kunden mit manchmal paradoxen Ansprüchen entworfen wurden. Von „kantig und trotzdem warm“ für Südtirol, über eine „nicht exklusive, demokratische Schrift ohne Wiedererkennbarkeit“ für die Bundesregierung, bis hin zu „Markt. Schreien“ für MediaMarkt.
Supertype
Schriftgestalter (Berlin)
Sie zeigen, wie diese abstrakten Eigenschaften gestalterisch auszudrücken sind und fordern dazu auf, keine Angst vor Klischees zu haben. Denn sie sind nicht zu vermeiden, sie bleiben im Hinterkopf und sie helfen uns, zu kommunizieren. / JG
*Letters are things, not pictures of things.
Eric Gill