Thomas Manss: Ordnung & Eccentricity

In weltmännischer Manier begrüßte uns Thomas Manss zu seinem Talk: »Willkommen in der Welt der Thomas Manss & Company, wo Designer und Webentwickler so höflich sind wie die Briten, so präzise wie die Deutschen, so flexibel wie die Brasilianer und so präsentabel wie die Italiener.«

1993 wurde die Agentur Thomas Manss & Company gegründet und besteht nun aus rund 20 Mitarbeitern verteilt auf vier Standorten (Berlin, London, Rio de Janeiro und Florenz).

Foto © Gerhard Kassner

Designer aus aller Herren Länder für internationale Unternehmen

Thomas Manss, aus dem Ort Gütersloh in Ostwestfalen stammend, suchte – wie in dem kurz eingespielten Schlager mit Lokalkolorit – »die Freiheit irgendwo – irgendwo« und ist heute ein Global Player.

»Von Erik Spiekermann habe ich alles gelernt was ich heute über Typografie weiß – von Allen Fletcher habe ich gelernt, alles zu vergessen was ich über Typografie weiß.«

Thomas Manss

Thomas Manss

Thomas Manss is a designer, but he is also – and more importantly – a narrator, myth-maker, fabulator and teller of tales. Having worked with Erik Spiekermann at Metadesign and Alan Fletcher at Pentagram in London, he founded Thomas Manss & Company in London in 1993 followed by offices in Berlin, Cesena and Rio de Janeiro. Thomas Manss’ reputation is reflected by invitations to lecture in Europe, Russia and Brazil. He was elected a Fellow of the Chartered Society of Designers and has been a Fellow of the Royal Society of Arts, a member of the D&AD and the Society of Typographic Designers since 1996.

Von Meta Design nach Sedley Place Design schließlich zu Pentagram in London, begab sich Thomas Manss auf den steilen Pfad seiner Karriere. Durch Allen Fletcher wurde sein Denken und Arbeiten als Designer, der mit den Mitteln der Rastergestaltung und Typografie ein Layout erarbeitet, komplett in Frage gestellt: »Thomas, this is all about ideas. We don’t want to get caught in typography«, zitiert er Flechter. Im Laufe der Zeit habe er jedoch gelernt, dass man beides braucht: Manchmal mehr Deutsche Ordnung und manchmal mehr Englischen Witz.

»Einfachheit lässt sich nur durch harte Arbeit erreichen.«

Für seiner Auftraggeber entwickelt Thomas Manss Logos, die wie ein Destillat die Essenz der Corporate Identities ausdrücken, Aufhänger seien für die Unternehmen und Geschichten erzählen.

Es folgen eine ganze Reihe Logos, Wortmarken und Signets – manche davon können in ihrer knappen Form mehrere Bedeutungen und Metaphern abbilden, wie die Pakete/Pfeile für ein Logistik-Unternehmen. Die Geschichten, die Thomas Manss über seine Auftraggeber erzählen kann, zeugen davon wie intensiv sich der Designer mit diesen auseinandersetzt haben muss.

»Das Channel Logo riecht auch nur so gut wie das Parfum für das es steht.«

Am Anfang des gestalterischen Prozesses sollte man sehr viel lernen und die richtigen Fragen stellen – manchmal auch unbequeme und das möglichst höflich, so Manss, dessen Auftritt und Humor sehr britisch anmutet. Besonders wenn es um Namensfindung gehe, kann man einem Unternehmen keine Werte oder Tonalität überstülpen. Seine Formel: »Wenn der Name Ausgangspunkt und das Logo der Aufhänger eines Unternehmens ist, dann ist Corporate Identity die gesamte Handlung mit allen Charakteren.« Authentizität und Originalität seien wichtig für eine glaubwürdige Unternehmenspersönlichkeit und diese müsste sich ein Unternehmen schon verdienen.

Viele Luxusmarken befinden sich unter den gezeigten Referenzen seiner Agentur, aber auch Kulturmarken begeben sich vertrauensvoll in die Hände des Designers. Für seine Auftraggeber entstehen ordentlich wie hochwertig anmutende Erscheinungsbilder und Websites bis exzentrisch gestaltete Kampagnen, Bücher und Magazine.

Thomas Manss zitiert einen Designkritiker: »Thomas Manss ist nicht nur Designer, sondern Geschichtenerzähler, Fantast, Märchenonkel und Mythenmacher.«

Text — Christine Wenning