1. Roots ist das diesjährige Thema der TYPO Berlin. Was fällt dir zu dem Thema ein?
Das Tempo, mit dem die Innovation heutzutage voranschreitet, mag uns dazu verleiten, die Technik in den Mittelpunkt zu stellen. Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass es am Ende immer um uns Menschen geht.
2. Welche Designarbeit ist in deinen Augen so gut und grundlegend gewesen, dass sie Ausgangsbasis für moderne Überlegungen war?
Die „Marble Answering Machine“ von Durrell Bishop aus dem Jahr 1992. Es handelt sich dabei um einen Anrufbeantworter, der für jede Nachricht, die auf ihm hinterlassen wird, eine Murmel auswirft. Die Murmel fungiert dann als physische Repräsentation der Nachricht – man sieht sofort, wieviele neue Nachrichten man hat, kann sie aufbewahren, weitergeben, oder aber löschen (letzteres geschieht durch zurücklegen der Murmel in den “Murmeltank” des Geräts). Bishops Erfindung wird heute als der Ursprung des “Tangible Computing” betrachtet – eine, wie ich finde, begrüßenswert menschliche Herangehensweise an die sonst viel zu abstrakte “digitale Welt”.
Außerdem fällt mir in diesem Kontext Myron Krüger ein, den einfach viel zu wenig Leute kennen. Viele der Gesten, die heute unseren Interaktions-Alltag (z. B. die “Zoom-Geste” auf dem iPhone) ausmachen, zeigte er schon 1988 (!):
3. In welchem Bezug steht deine Arbeit zum Thema?
Auch ich versuche, in meiner Arbeit den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen. Denn die Art, wie wir heute mit Technologie umgehen, macht mir teilweise Angst: Wir konsumieren Informationen massenhaft und unreflektiert, können Momente der Langeweile, Schwäche und Einsamkeit gar nicht mehr ertragen. Doch gerade diese Momente sind wichtig für uns: Wir beschäftigen uns mit uns selbst, reflektieren, und entwickeln uns weiter. Der Großteil unseres Umgangs mit der digitalen Welt ist außerdem eher kognitiv. So sind wir häufig geistig überfordert, körperlich allerdings völlig unterfordert. Wir müssen uns im Zeitalter der Informationssintflut unsere Menschlichkeit bewahren – und unser Körper kann uns dabei helfen.
Fabian Hemmert
4. Auf welche 3 deiner Arbeiten bist du besonders stolz und warum?
In diesem kurzen Video sieht man drei Prototypen von Handys, die digitale Inhalte greifbar machen sollen:
5. Pflicht: Was sind momentan deine Lieblingsbücher, -Ausstellungen, -Künstler?
1. “You are not a Gadget” von Jaron Lanier
2. “Where good ideas come from” von Steven Johnson
3. “Metaphors we live by” von George Lakoff und Mark Johnson
6. Nenne uns 3 Werkzeuge/digitale Tools, die für dich gerade unersetzlich sind.
1. Das Notizbuch auf meinem Schreibtisch.
2. Das Notizbuch in meiner Jackentasche.
3. Das Notizbuch neben meinem Bett.