Christoffer und Kaisa Leka: Sachen machen, die Spaß bringen

Mit ihrem finnischen Charme erobern Christoffer und Kaisa Leika die Bühne und die Besucher der TYPO Show vom ersten Moment an. Er sei der, der gut kocht, sie „die mit den Roboterfüßen“ (Kaisa trägt Beinprothesen). Ihr Vortrag heißt „Sie lügen! Man KANN auch nur Sachen machen, die Spaß bringen!“.

Foto © Alexander Blumhoff

Ihre kuschelige Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, in die wir im Verlauf des Vortrags bezaubernde Einblicke erhalten, setzen die Lekas outdoor mit ausgiebigen Radtouren fort. Über diese Fahrradtouren und andere, offenbar meist höchst persönliche Themen machen sie wunderschöne Bücher. Die „expedition no. 3“ führt sie nach Island (3.000 km). Als erstes waren sie 50 km von Zuhause weggeradelt – und als zweite Tour direkt 2.000 km durch die eisige Arktis. Ein Faible für unwirtliche Gegenden scheint sie zu leiten.

Das Praktische an Island sei allerdings, dass man einfach immer nur der „Road No. 1“ folgen müsse und so rings um die Insel kommt. Im Bild sehen wir Kaisa als einsame Radlerin inmitten einer völlig unkonturierten Landschaft: nüscht als Grau. Nebelschwaden. Nieselregen. Das Quälerische scheint die Lekas produktiv zu machen: „the best stories are made of misery“.

Das Praktische an Island sei allerdings, dass man einfach immer nur der „Road No. 1“ folgen müsse und so rings um die Insel kommt. Im Bild sehen wir Kaisa als einsame Radlerin inmitten einer völlig unkonturierten Landschaft: nüscht als Grau. Nebelschwaden. Nieselregen. Das Quälerische scheint die Lekas produktiv zu machen: „the best stories are made of misery“.

Vielleicht entsprang auch das Thema eines anderen, besonders schönen Buches diesem Antrieb: „Audarya lila“ thematisiert „The Death of Tuomas Mäkinen“ – ein guter Freund, der vom Punksänger zum Mönch in Kalifornien wurde und dafür seine Band, Familie, Freunde und Freundin in Finnland zurückließ. Kaisa und Christoffer und Leka interviewten die Zurückgebliebenen und stellen in der Rückschau lakonisch fest: „people remember things differently“. Wie wahr.

Sie zeigen uns Vorstudien – „sketches for sketches for sketches“, dann „sketches for sketches“, dann „sketches“ – und Fotos aus den Entstehungsphasen ihrer eigenwilligen, wunderschönen Bücher. Am ehesten wären diese wohl einzusortieren in das Genre „graphic novel“. Wir sehen Kaisa zeichnend über ihrem Leuchtkasten; sie will per Hand zeichnen, so lange es Tinte und Papier gibt, nicht digital arbeiten (obwohl das in einem der nächsten Schritte notwendig wird), sie würde sich notfalls mit Vorräten eindecken, sollte sich in absehbarer Zeit ein Papierwarenladensterben abzeichnen (!). Während sie Tag und Nacht zeichnet, kocht Christoffer für sie und hängt dann mit den „cool guys“ in der Druckerei herum. Gelegentlich unterrichtet er aber auch Buchherstellung, erzählt er.

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Christoffer Leka

1972 Is born in Helsinki, Finland. // 1976 Visits Disney World. Is awestruck. // 1978 Is expelled from English preschool for being too pedantic. // 1982 Is told by art teacher to forget about a career in art. // 1986 Spends summers sailing around in the archipelago. // 1988 Starts publishing underground comic books with friends. // 1992 Becomes vegetarian while performing the military service. // 1993 Joins the Hare Krishnas, and spends all free time washing pots at the temple. // 1994 Is sent to study graphic design by dismayed mother. // 1996 Founds own publishing company, Absolute Truth Press. // 1998 Meets Kaisa. // 2003 Marries Kaisa. // 2007 Cycles with Kaisa to the Arctic Ocean.
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Kaisa Leka

1978 Is born in Lahti, Finland. // 1980's Is generally very unhappy. Reads lots of books. // 1996 Discovers comic book art and decides that is what she wants to do. // 1997 Meets Christoffer. // 1998 Starts doing comics. // 2002 Gets both her feet amputated. // 2003 Marries Christoffer. Is awestruck. // 2007 Runs for the parliament but fails. Continues to draw comics. // 2008 Cycles with Christoffer across Europe. // 2010 Publishes a graphic novel about cycling across Europe. // 2012 Is asked to speak about the graphic novel at TYPO Berlin.

Die Liebe zum Buch zeigt sich bei den Lekas auch in der Art und Weise wie es gebunden ist: „expedition No. 3“ wurde Seite für Seite per Hand zusammengestellt und in japanischer Tradition fadengeheftet; mit dem exakten Falten einer Landkarte in 2.000er-Auflage quält sich gerade eine damit beauftragte Freundin Stück für Stück herum (wenn sie nicht gerade in eine Bar geflüchtet ist, wie Christoffer mutmaßt). Bis hin zur Verpackung reicht die Liebe der Lekas. Wunderschönes Packpapier, selbst gestaltete Briefmarken und Siegellackstempel, hübsche Bändchen zum Verschnüren runden das Bild (das Buch) ab. Allerdings hindert das manchen Empfänger, sein Leka-Buch überhaupt erst auszupacken: Viele stellen ihres unausgepackt ins Regal und „they just order another one“!

Das immerhin ist ja so etwas wie ein kleiner Marketingerfolg, wenn auch keine beabsichtigte Strategie. Eine solche haben Kaisa und Christoffer nämlich nicht. Für sie endet die Arbeit an einem Buch, wenn es fertig ist. Dann liegen die Stapel in ihrem kuscheligen Wohnzimmer und einzelne Exemplare werden auf Bestellung versandt – oder zu Konferenzen mitgenommen, wenn auch viel zu wenige: Auf der TYPO Berlin sind die Leka-Bücher umgehend ausverkauft.

Dann muss ich mir meine Exemplare wohl bestellen. Jedes zweimal.

 

Autorin: sonja knecht (Twitter @sk_txet)