Sebastian Meier: Die Zukunft der digitalen Nachrichten

Die gerade abgeschlossene Masterarbeit von Sebastian Meier dreht sich, ebenso wie die anstehendene Doktorarbeit, um die Zukunft der digitalen Nachrichten und darum, wie wir in Zukunft Nachrichten beziehen werden. Meier beschäftigte sich dabei mit der Suche nach einem geeigneten Business-Modell um Nachrichten zu verkaufen. Gerade nachdem die Abozahlen der Tageszeitungen immer mehr einbrechen ist dies notwendig.

Im Jahr 2010 ist mit der Einführung des ipads eine Diskussion entfacht: Früher wurden Printinhalte von Verlagen einfach blind fürs Web adaptiert ohne sich etwas dabei zu denken. „Seit dem vergangenen Jahr haben die Verlage einen anderen Blickpunkt eingenommen“, sagt Sebastian Meier.

Während der Untersuchungen stellte Sebastian Meier fest, dass vor allem junge, gut ausgebildete Leute weniger Zeitungen lesen und ins Web flüchten. Daher hat Meier untersucht, was Nachrichten für die Benutzer bedeuten. Dabei kam heraus, dass die meisten Menschen Nachrichten sehr ungesteuert und diffus konsumieren. Nur die Wenigsten zählen sich zu einer so genannten Poweruser-Gruppe, die sehr gezielt nach Nachrichten sucht. „Ich bin zwar immer top informiert, habe aber keine Ahnung woher“, so das Statement einer Workshop-Teilnehmerin gegenüber Sebastian Meier. Genauso ist es bei den meisten Leuten: Sie kennen die Nachrichten, wissen jedoch nicht, auf welchen Seiten sie waren – außer es sind Seiten, die wirklich häufig besucht werden. Nicht ganz überraschend ist auch die Erkenntnis, dass die Nutzer heute in den seltensten Fällen über die Startseite auf eine Internetseite kommen. Was ist wichtig beim Nachrichtenkonsum? Vor allem auch das Vertrauen zur Quelle, daher muss zwischen Medium und Leser eine Beziehung entstehen. Nachrichten könne man wie Bücher verkaufen. Meier sagt: „Heute wird abends ein Buch gelesen, künftig könnten das vielleicht lange Artikel sein.“

Für ein geeignetes Business-Modell müssten sich Verlage und Blogger zusammentun und etwa eine unabhängige Stiftung gründen, die ein plattform- und verlagsunabhängiges Micropayment anbietet. Dabei könne man zum Beispiel auch diejenigen profitieren lassen, die Artikel „re-posten“. Das Re-Posten zeigt, dass ein Artikel zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders wichtig ist. Google One Pass und Flattr sind Dienste, die ein ähnliches Bezahlmodell anbieten – nur eben nicht unabhängig. Und warum muss man sich auch immer Apple oder Google unterwerfen?

Als Fazit fasste Meier zusammen, dass man sich beim Generieren von Nachrichten sicher sein sollte, ob man sich an die Power-User oder die allgemeinen User richtet. Lediglich über Nachrichten ließen sich kaum noch Erlöse erzielen, eher über Services.

Der Vortrag war gut verständlich und informativ. Sebastian Meier hielt ihn sehr souverän, hatte sichtlich Spaß dabei und auch ein kurzer Blick auf seine Notizen brachte ihn nicht aus der Fassung.

Sebastian Meier

Sebastian Meier

Sebastian Meier is a designer and developer of digital media in Berlin. He programs and creates websites, social media guidelines and mobile applications. Meier studied the diploma course in Communication Design at FH Dusseldorf, and has a Master’s degree in Interface & Interaction Design from the Technical College of Potsdam. He manages scientific cooperation and business projects, and has been a lecturer at FH Trier since 2010.