Andreas Bersch: „Eine Fanpage ist keine Website“

„Facebook Marketing – Überblick und Ausblick“ lautete der Vortrag von Andreas Bersch, Geschäftsführer der Agentur Berliner Brandung. Es ging darum, wie man Facebook als Unternehmen einsetzen kann und, ob sich mit Facebook Geld verdienen lässt.

„Facebook.

Bersch stieg mit einem kurzen Film ein, der interessante Fakten über Facebook enthielt:

  • Social Media hat das Internet revolutioniert.
  • Facebook hat weltweit über 600 Mio. aktive Nutzer.
  • Rund 19 Mio. Menschen nutzen Facebook in Deutschland aktiv.
  • 50 Prozent der aktiven Nutzer nutzen Facebook täglich.
  • 44 Prozent des gesamten Contents wird auf Facebook geteilt.
  • Facebook-Seiten haben insgesamt 5,3 Mio. Fans.
  • 80 Mio. Menschen spielen Farmville (soviel Bewohner wie Deutschland hat).
  • ein Facebook-Nutzer hat im Durchschnitt 130 Freunde.

… und mit den Worten „Social Media ist die Zukunft. Sie sind mittendrin“ endete.

Andreas Bersch betonte, dass Facebook keine Inhalteplattform, sondern nur ein Newsfeed sei. Bei Facebook gibt es Fanpages, Apps, Gruppen und Events. Doch nur das Agieren mit Fanpages sei für das Marketing interessant. „Gruppen sollten nicht eingesetzt werden“, sagt Bersch. „Ein persönliches Profil kann einmalig in eine Fanpage umgewandelt werden, was jedoch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.“

„Facebook ist eigentlich kein Social Network“, sagt Bersch. „Facebook ist das Netz im Netz. Der Kosmos der vernetzten Nutzer wächst sehr schnell.“ Dieses Wachstum ist auch möglich durch die Like-Buttons, die Webseiten Traffic bringen. Die Nutzer bedenken dabei nicht, dass immer mehr Daten gespeichert werden und Facebook sehr genau weiß, welchem Nutzer was gefällt. Der Datenbestand von Facebook wächst unheimlich schnell – auch durch Facebook Places.

Hier zog Bersch einen Vergleich mit Google. Google speichert nur Daten unbekannter Nutzer. Auch Amazon hat in den letzten zehn Jahren sehr viele Daten gespeichert, die allerdings unter Verschluss gehalten werden. Facebook jedoch gibt Zugriff auf die gespeicherten Daten der Nutzer. Die Nutzer scheint das Thema Datenschutz nicht zu interessieren. Darüber hinaus blickt er zurück auf ein paar bekannte „Bedrohungen“: Amazon hat die Buchhandlungen bedroht, Wikipedia Brockhaus. Und Facebook beginnt Google zu verdrängen. So sei auch die hohe Börsenbewertung zu verstehen .

„Mundpropaganda lässt sich über Facebook in jede Website integrieren“, stellt Andreas Bersch fest. Unternehmen können die Nutzer im Dialog zu Markenbotschaftern machen. Sie sollen sich für die Marke engagieren und ihre Freunde an sie heranführen.

Im Anschluss ging er kurz auf die noch neuen Tools Facebook Places und Facebook Deals ein, die sich beide noch in einer frühen Phase befinden. Places funktioniert nach dem Foursquare-Prinzip: Man checkt sich an Orten ein. Nur, was kann man damit im Marketing machen? „Places kann mit Fanpages verbunden werden“, erläutert Bersch. „Auch das Einchecken in fiktive Plätze wie Plakate ist möglich.“

Facebook Deals befindet sich noch in der Pilotphase und wird von Unternehmen wie Douglas oder Vapiano getestet. Hier bekommen die Nutzer zum Beispiel für jeden Check-In einen Rabatt.

Ein paar Fragen, die innerhalb des Vortrags und während der anschließenden Fragerunde gestellt und beantwortet wurden:

Wie viele Nutzer kann ein Post bei einer Fanseite mit 18.000 Fans erreichen?
Diese Frage kann nicht beantwortet werden.

Und wie kommt ein Nutzer auf den Post?
Fast nur über den Newsfeed, zu 80 bis 90 Prozent.

Ist eine Fanpage vergleichbar mit einer Website?
Eine Fanpage ist keine Website. Sie ist vielmehr ein Pushkanal ähnlich einem Newsletter.

Wie generiere ich Fans?
Die Viralität bei Facebook ist geringer ausgeprägt als man vermuten könnte. Unternehmen müssen auf Medialeistungen wie beispielsweise Anzeigen zurückgreifen und damit die Fanpage bewerben. Wichtig ist, dass ein Mehrweit (z.B. Exklusivität) geschaffen und kontinuierlich ausgebaut wird.
Zu beachten ist, dass der Nutzer auf Facebook mit seinen Fans kommunizieren möchte. Er möchte keine Informationen über Produkte erhalten.

Was interessiert die Nutzer auf Facebook?
Spannende Themen, die begeistern. Treiber für Facebook sind Selbstdarstellung, Sparen, Sex/Leute kennenlernen, Entertainment/Videos und Infos. Dies im Blick habend müssen dann entsprechende Themenwelten entwickelt werden, die dann für virale Verbreitung sorgen.

Wie kann eine Fanpage gestaltet werden?
Die Fanpage kann vom Layout her minimal verändert werden. Oder man kann eine Applikation einbinden, die mit grafischen Elementen arbeitet.

Was mache ich mit den Fans? Was ist ein Fan wert? Was ist der Nutzen?
Es gibt die drei Zielebenen Imageaufbau, Reichweitenaufbau und Sales wobei man den Abverkauf nur langfristig erreichen kann. Man darf nicht vergessen, dass Social Media kein Absatzkanal ist.
Über Gewinnspiele können sehr schnell sehr viele Fans generiert werden. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob das die Fans sind, die ein Unternehmen haben möchte.
Social Media kann auch als Feedback-Kanal genutzt werden, etwa für Kritik. Es entsteht eine Beziehung zum Kunden, die es vorher so nicht gab.

Interessante Statements:

„Viele große Firmen sind ganz am Anfang mit Facebook und beschäftigen sich damit Facebook zu verstehen.“

„Community-Management soll eigentlich vom Kunden/Unternehmen gemacht werden. Aber häufig wird es an die Agenturen gegeben. Community-Manager mit einem Interesse an Sozial Media werden gesucht.“

„Wer heute zwischen 18 und 25 Jahren ist und nicht in Facebook ist nimmt am sozialen Leben fast nicht mehr teil und wird zu keiner Party eingeladen.“

Andreas Bersch

Andreas Bersch

Dr. Andreas Bersch is the CEO of Berliner Brandung and author of the business blog FacebookBiz. Berliner Brandung is one of the leading social media marketing agencies, and currently the only enterprise in Germany to be Facebook certified as a »Preferred Developer Consultant«.