Furore machen: Abenteuer im Zine-Land


Bei seinem dritten Auftritt auf der TYPO gewährt uns Piet Schreuders einen Einblick in seine eigene Laufbahn als Designer und Magazin-Macher.  Die erste Ausgabe seines Katzen-Fanzines “De Poezenkrant” hat er Mitte der Siebzigerjahre noch mit der Hand zusammengeklöppelt und im Copyshop um die Ecke vervielfältigt. Ohne sich viel dabei zu denken, kennzeichnete er diese Ausgabe als „#1“. Einen Fehler, so warnt er seine Zuhörer, den man, wenn man ein ähnliches Unterfangen startet, tunlichst vermeiden solle: Man wecke damit nur Erwartungen, dass weitere Ausgaben folgen werden. Und so wurde aus einer fixen “one-off”-Idee eine Zeitschrift, die bis zum heutigen Tage in unregelmäßigen Abständen erscheint. Dabei gleicht keine Ausgabe der anderen, das Design wird jedes Mal komplett neu entwickelt. Auch inhaltlich entspricht die Zeitschrift nicht den landläufigen Erwartungen vieler Katzenfans. Statt sinnvoller Ratschlägen zur Tierhaltung gibt es Skurriles, wie eine namentliche Auflistung von Katzen mit zugehöriger PLZ, statt niedlicher, wollknäueliger Kätzchenfotos eher verstörende Bilder von böse dreinschauenden Straßenkatern. Nichtsdestotrotz ist die Abonnentenschar im Laufe der Jahre von anfangs zwölf persönlichen Bekannten auf 3000 gewachsen. Inzwischen gibt es zum 30-jährigen Jubiläum sogar eine Anthologie in Buchform.

Das Magazin Furore, dessen erste Ausgabe Schreuders 1975 zusammen mit einer Gruppe gleichgesinnter Künstler und Schriftsteller herausbrachte, verfolgt ein ähnlich anarchistisches Konzept. Angetreten mit der frechen Aussage, das „wichtigste Kulturmagazin seit dem zweiten Weltkrieg“ machen zu wollen, genoss es Schreuder vor allem, nun einen Vorwand zu haben, alte Heroen wie Hergé und den niederländischen Autor Willem Frederik Hermans kennenzulernen.  Eine weitere Leidenschaft findet regelmäßig Niederschlag in Furore: die Lust, Drehorte geschätzter Filme zu recherchieren und zu besuchen. Die nächste Ausgabe der Furore wird etwa dem Film „Le Ballon Rouge“ gewidmet sein, dessen Originalschauplätze im Pariser Stadtteil Belleville Schreuders aufgespürt und fotografiert hat und nun im Magazin in Fotomontagen den Film-Stills gegenüberstellen wird.