Keynotespeaker Peter Kruse war kurzfristig erkrankt, und Erik Spiekermann musste einspringen. Für Erik natürlich kein Problem, er wäre sowieso um 18 Uhr dran gewesen. ‘Vielleicht muss Jürgen (Siebert) mich retten, aber ich kann auch Extraschmal quatschen’. Erik präsentierte unter dem Motto ‘Aus einem traurigen Arsch kann kein glücklicher Furz kommen’ zwei Listen, Dinge die er mochte, und die er nicht ausstehen konnte. Die gute Nachricht zuerst, er liebt Marzipan! Außerdem schwärmt er für das kleine a, Leute, die Musik machen, Käse, Buchdruck und Bleisatz, Basilikum und den Frühling in Berlin. Natürchlich hat er gerne Schriften um sich herum, vor allem jene die er mit verursacht hat. Erik mag Fahrräder, (die Dummen sitzen im Auto) und hat an jedem seiner Wohnorte eins, und wenn er alle seine Bücher lesen würde wäre er 200 Jahre beschäftigt. Trotz des ganzen Brimboriums um den Euro hält er Europa für eine tolle Idee.
© Gerhard Kassner
Was er dagegen nicht mag ist die Arial… Kaffee aus Papptassen, das deutsche Klatschen auf die Eins (im Vergleich zu den Angelsachsen, die die Zwei bevorzugen). Er hat heute herausgefunden dass er rutschende Socken nicht ausstehen kann (noch weniger als Hunger und Krieg) Die Avant Garde und die Rotis bekommen ihr Fett weg. Die Farbe Lila hat im Gegensatz zu Spielberg bei ihm keine Chance, und mit Halbsätzen ohne Aussage wie ‘Ich gehe davon aus…’ oder ‘Ich sag mal…’ darf man ihm nicht kommen. Was die Verwendung seiner Fonts angeht meint Erik, Schriftgestalten sei wie Schlagerschreiben, man kann nichts dagegen tun wenn die Hits schlecht in der Badewanne nachgegrölt werden. Während also das Bundesfinanzministerium für viel Geld lasergeschnittene Stahl-Arial ans Haus schraubt, lässt sich im U-Bahnhof Mohrenstrasse besichtigen wie das Erscheinungsbild der BVG dadurch verwässert wird dass statt der Transit auch die Helvetica auf die schönen neuen Kartenentwerter geklebt wird. Erik kann die dusseligen Zettel nicht ausstehen, die in allen Hotels der Welt zum mehrmaligen benutzen der Handtücher auffordern, ist aber trotzdem hoffnungsloser Romantiker und beobachtet die Berliner Kastanienwälder bei ihren Wachstumsschüben.