Vielleicht ein Stilmittel, dessen Beliebtheit er sich während Kurt Weidemanns FontFight-Beitrages bewusst wurde? Wie dem auch sei, der Redner plädiert: „Eines darf man nicht vergessen, nicht an unseren Sprüchen werden wir gemessen.“ Und so ging es denn auch gleich ans Eingemachte. Zu Beginn sympathisch tiefstapelnd („Meine Arbeit besteht darin, gute Leute zu finden, die gute Arbeit für mich machen“), legte Spiekermann Wert darauf, auch solche seiner Arbeiten zu zeigen, die er nicht verkaufen konnte. „Schrift ist sichtbare Sprache“ – das hat zwar nicht Spiekermann erfunden, aber dennoch schien es Leitmotivisch für seinen Vortrag.
Besonders eindrucksvoll überzeugte er letzte Zweifler mit dem Spiel „Erkennen sie diese Marke“. Dieser Satz wurde in verschiedensten Schriftzügen auf die Leinwand projeziert – und ohne großes Nachdenken konnten individuell sofort die jeweiligen Marken (Marlboro, Mercedes, …) zugewiesen werden. Dass manche Schriften ausschließlich für das jeweils zugeordnete Produkt passen, erläuterte Spiekermann anhand des Beispieles, den ARAL-Schriftzug auf Milchtüten zu platzieren. Das Produkt wäre, unabhängig von Qualität und Preis, nicht an den Kunden zu bringen.
Image durch Typographie von Aral bis (Garten)Zwerg.
Alles in allem war es ein routinierter Vortrag des Redners, der zu guter letzt besonders eindringlich auf seine Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn eingeht. Und so ist nicht nur zu erfahren, dass das DB-Logo hausintern „Keks“ genannt wird und ein Briefing des Konzernt nicht mehr umfasst als zwei Sätze, sondern auch der perfekte Zeitpunkt für ein Meeting mit den Bahn-Vorderen (nämlich niemals um 9 Uhr morgens, idealerweise um 15:30 am Nachmittag). Wie man sich darstellt, so wird man gesehen – bei der Bahn bedeutet dies, dass sie eine „lebendige Familienschrift“ möchte, die allerdings „weit über das Bahnfahren hinaus“ wahrgenommen werden sollte. Das scheint Spiekermann, der nach Eigenauskunft „sein ganzes Leben gegen senkrechte Linien und Rahmen“ gekämpft hat, gelungen sein. Auch wenn er in diesem Kampf dem Bahnvorstand manches mal unterlegen ist.
Text: Dörte Schütz, Foto: gerhardkassner.de