Stefanie Fortmann – Die Arbeit an sich selbst

Wer als Designer eine eigene Idee verkaufen will, der muss auch selbst etwas Eigenes darstellen. Das ist der Ausgangspunkt von Stefanie Fortmanns Vortrag. Mit vielen Bildern begleitete sie den Zuhörer durch die Geschichte der menschlichen Eitelkeit. Auf den Bildern war sie stets selbst zu sehen; mal als Inkafrau, mal mit einer mächtiger Perücke, als Michael Jackson oder Amy Winehouse. Von Anfang an verbanden die Menschen Jugend mit Gesundheit und Schönheit. Und schon immer war der Mensch bestrebt, sich zu verschönern; ob mit Tätowierungen oder einfach nur durch Kosmetik.

Im alten Griechenland wurden Frauen sogar dafür mit Geldstrafen belegt, wenn sie nicht ansprechend gekleidet waren, scherzt Fortmann. Reinheit und Hygiene waren dabei nicht immer mit dem Schönsein gleichgesetzt. Im 18 Jahrhundert, wurde am Morgen einfach eine weitere Schicht Puder und Schminke aufgelegt, um Unreinheiten und Schmutz zu vertuschen.

Dieses Bild wandelte sich in der Erlebinsgesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts. Auch hier steht das Aussehen weit im Vordergrund und bringt den Menschen Anerkennung. Die Schönen werden von anderen sogar für intelligenter und erfolgreicher gehalten. Stefanie Fortmann bezeichnet die Schönheit als „unverdiente Mitgift der Natur“ und gleichzeitig als ständiges Ärgernis. Wir wissen heute, dass es schöne Menschen oft leichter haben und deswegen hoffen wir „die ist dafür bestimmt dumm“. Heute kann man aber etwas für das eigene Image tun. Es formen, neu gestalten und verändern. Wir können mit Kleidung, Kosmetik und natürlich mit kosmetischer Chirurgie das aus uns rausholen, von dem wir wollen, dass es andere sehen. Dabei ist letzteres für viele Menschen schon völlig normal; 2006 gab es 400. 000 chirurgische Eingriffe und 80. 000 Faltenbehandlungen.

An einem Foto von sich selbst zeigt Stefanie Fortmann, wie sie aussieht, wenn sie morgens aufsteht. Völlig normal, blass, gerötetes Gesicht – fad. Schritt für Schritt fügt sie chirurgische und kosmetische „Verbesserungen“ in ihr Gesicht ein: Sonnenstudio, Zahnaufhellung, Extensions für die Haare, Nasenkorrektur und Brustvergrößerung. Ihre Generalüberholung würde schlappe 9774 Euro kosten. Damit alles so bleibt, käme laut ihren Berechnungen „Instandhaltungskosten“ von 429 Euro monatlich hinzu. Wem diese Maßnahmen nicht reichen, der kann laut Fortmann, in diesem betont ironisch gehaltenen Vortrag, noch seine Körpersprache einsetzen, sich einen akademischen Grad kaufen, reich heiraten oder sich einfach völlig neu bei Scientology programmieren lassen. Eins ist klar: Alles ist machbar, reparierbar und revidierbar.

Text: Michelle Ziegelmann (creativevillage)

2 Comments

  1. Christoph Reichelt|June 2, 2008

    …als nach der “Geschlechtsumwandlung” noch die “Bodymodifikation” kam, habe ich den Vortrag verlassen (und nach mir manch anderer). Ich stelle mir “Arbeit an sich selbst” anders vor.
    Vielleicht war es nicht so gemeint, aber ich fühlte mich unangenehm mit einer persönlichen Obsession konfrontiert (1 Stunde lang Frau Fortmanns Gesicht. Wär’ sie gern Cindy Sherman?) und weder bereichert noch erfreut. Die schlechten Photoshop-Basteleien haben dem kreuzbraven Fortrag noch den Rest gegeben. Richtig ärgerlich.

  2. Lucy Löbelt|June 5, 2008

    Thematisch schien der Vortrag dem Konferenzthema zunächst näher zu kommen, als andere Programmpunkte. – Dieser Anschein aber stellte sich bald als oberflächlich heraus, wie eigentlich alles, womit sich Frau Fortmann dann befasste. Als sie begann, allen Ernstes Statistiken zu verlesen, in denen die Anzahl der kosmetisch-chirurgischen Eingriffe eines Jahres nach Körperteil (und Art des Eingriffs) aufgeschlüsselt wurden, ohne mit den Zahlenkolonnen argumentativ irgendetwas nachvollziehbar zu bezwecken, trieb mich plötzlich aufkommendes Befremden – und akute Langeweile – aus dem Raum.
    Inspirierend war es aber doch: Mir kam bei dieser Veranstaltung spontan die Idee, für die Typo-2010 das Thema “Message” oder “Content” vorzuschlagen,
    um solchen Collagen irrelevanter Fakten und Allgemeinplätze zukünftig möglichst schon über die Themenwahl vorzubeugen …