Zu den Contestants:
Erster: Fidel „el presidente“ Peugeot, der Schweizer mit rotem Jackett und orangefarbener Krawatte, der nach eigener Aussage „Sachen und Songs“ macht.
Zweiter: Erik „die Schnauze“ Spiekermann, „bekannter als ein bunter Hund“, im Gegensatz zu Fidel aber keineswegs auch so angezogen.
Dritter Kandidat: Kurt „der Weise“ Weidemann. Strohhut. Rote Schuhe. Flasche Budweiser. Mehr braucht man nicht, um Denkmal zu sein.
Und zu guter Letzt: Alexander „die Bombe“ Branczyk. Von ihm, mit rotem Boxhandschuh ausgerüstet, der agil, sportlich und hochmotiviert die Bühne rauf und runter sprintete und bisweilen etwas vom Tiger im Käfig hatte, wurden „tiefe Kieferschläge“ erwartet.
In Runde eins überzeugt Erik Spiekermann als Zehnkämpfer der Disziplin Frutiger mit einer unvergleichbar undurchlässigen Argumentationskette („Frutiger ist die beste Schrift der Welt, weil sie die beste Schrift der Welt ist“). Herr Weidemann überrascht die Jury mit einem Gedichtchen über „Graf Typo“, der, und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind hier selbstverständlich absolut zufällig, „obwohl er durchaus hoch verehrt, manches Glas zu viel geleert“ hatte. Er bat am Ende darum, man möge ihn bitte nicht in die nächste Runde klatschen. Ein frommer Wunsch! Alex beschränkte sich darauf, seine Mitstreiter ein wenig zu dissen – was Herrn Weidemann wiederum sichtlich amüsierte…
Die Runde Zwei verlief ganz ähnlich, El Presidente warb um die Gunst des Publikums mit lomoweb, lomocopy, lomowall, lomosampler, lomotool und vielem mehr – woraufhin Erik altersmilde gar nicht mehr gewinnen wollte. Kurt trug im Gegensatz zu seinem Zustand sehr trocken die zweite Strophe seines Gedichtchens über Graf Typo vor und Alex ratterte routiniert seine Erfolge und Schrifttypen herunter.
Die dritte Runde brachte keinen großen Erkenntnisgewinn, die Teilnehmer sparten Kraft für die alles entscheidende, vierte Runde!
Fidel leitete furios ein mit seinem Leitsatz “Furniture have something to say“, spielte den Ball auf Erik, der jedoch das Handtuch hinwarf und in der vierten Runde die Arbeit verweigerte, woraufhin Kurt die Vorlage aufgriff, in lupenreinem Schwäbisch seine Erkenntnis des Tages („Was soll ich auf die Typotage, ich hen’ da wirklich nix zu sage“) nach vorne drosch, woraufhin Alex den entscheidenden Spin reinlegte – und den Treffer versenkte.
Und so bekam am Ende Alex „die Bombe“ Branczyk den frenetischsten Applaus und nicht unverdient anschließend von Bruno den schwarzen Siegergürtel umgelegt. Siegestrunken reckte er die Hand im roten Boxhandschuh in die Höhe. Der Sieger strahlte. Das Publikum tobte. Der erste Tag der Typo war geschafft.
Halleluja.
Text — Dörte Schütz, Fotos: gerhardkassner.de
Gast|June 1, 2008
Halleluja! Was für ein Debakel! Was wohl eigentlich ganz interessant und witzig hätte sein können, entpuppte sich als niveauloses Hin- und Hergekeife. Ich kann nicht verstehen, warum in diesem Artikel nicht die Stimmen aus dem Publikum niedergeschrieben werden. Nicht jeder empfand den FontFight so gelungen wie hier beschrieben. Im Gegenteil! Einige Personen verließen sogar früher die Halle, um sich das traurige Spiel und die miserable Moderation des Ringrichters nicht länger anschauen zu müssen. Spiekermann schmollte, war absolut desinteressiert. Was soll daran unterhaltsam gewesen sein? Die Sensationsgeilheit der Menschheit ließ die Personen in der Halle verharren, nicht, weil das Schauspiel unterhaltsam oder auch nur auf irgendeine Weise sinnvoll war. Ganz mieser Typo-Start. Ich hoffe, das bleibt bei diesem einen Versuch!
Christoph Reichelt|June 2, 2008
@Gast: Wer Augen hatte sah, was hier inszeniert war.
Aber geärgert habe ich mich auch: Beide “aktiven” Teilnehmer haben, qua Mentalität, Auftreten und Werk den FontFight 1998 geliefert. Und wir sind doch eigentlich ganz froh, dass *das* vorbei ist.
Ich warte gespannt auf den substanziellen FontFight des Jahres 2009. 2009!