Jonathan Barnbrook – Schrift ist das Bild

Menschenschlangen vor der Typo Hall: Um 14 Uhr eröffnen die Veranstalter die Typo 2008 im großen Saal des Hauses der Kulturen der Welt. Die Besucher erwarten 60 Vortragende an drei Tagen. Eigentlich sollte Alison Jackson die erste Rednerin sein – doch sie sitzt auf dem Londoner Flughafen, eine Bombendrohung hält sie auf dem Boden.

Eröffnungsrede: Schriftdesigner Jonathan Barnbrook springt für die Fotografin Alison Jackson ein.

Mit seinen ersten Worte im Scheinwerferlicht macht Barnbrook klar, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt: „Hello motherfuckers, you’ve got small penises and fat asses.“ Er wolle nur mal testen, ob die Simultanübersetzung seines Vortrages funktioniere. Sie klappt, das Publikum lacht.

Hinter Barnbrook erscheint das erste Bild seiner Präsentation zu „Schrift ist das Bild“. Der Name des Vortrags ist Programm. Seit 1992 gestaltet Barnbrook Schriften. Sie tragen Namen wie Exocet, Nylon, Moron, Melancholia und Doublethink. Jede Schrift ist für ihn ein Bild und Bilder sieht er überall: Das A seiner Schrift Mason stammt von einem gotischen Kirchenfenster, das M ist eine abstrahierte Mücke während sie einen Menschen sticht und das T leitet er von einem Friedhofskreuz ab. Jonathan Barnbrook macht klar: Alles eignet sich als Inspiration für eine neue Schriftart – auch Porno-Magazine, Kino-Leuchtzeichen und das Fadenkreuz im Gewehr eines Scharfschützen.

Text: Anja Hübner, Foto: gerhardkassner.de

1 Comment

  1. smeidu|May 30, 2008

    Hut ab! Bis jetzt mein Favourit auf der Typo. Aber Stefan Sagmeister beginnt ja in 15min;-)