Das kreative Bemühen unserer Zeit – im Design wie in der Kunst – verharrt zwischen zwei scheinbar widersprüchlichen und gleich starken Tendenzen: Der avantgardistischen Hoffnung, die Gesellschaft progressiv und emanzipatorisch zu formen, steht der Drang des Marktes zur Anpassung an die kommerziellen Forderungen des globalisierten, neoliberalen Turbokapitalismus gegenüber. Beide sind Folge der Spaltung der Avantgarde, und beide sind seit nunmehr fast einem Jahrhundert gleichermaßen präsent. Keiner der beiden ist es bislang gelungen, sich als letztlich dominante Kraft zu etablieren, keine von beiden konnte bis heute gänzlich ausgelöscht werden. Es ist ihre dialektische Spannung, die den wichtigsten Faktor des modernen künstlerischen Schaffens darstellt.
Jan Sowa ist dialektischer Materialist und Kulturwissenschaftler. Er studierte Literatur, Philosophie und Psychologie an der Uniwersytet Jagiellónski in Krakau und an der Université Paris VIII in Saint-Denis. Der promovierte Soziologie und habilitierte Kulturwissenschaftler wirkt als außerordentlicher Professor am Lehrstuhl für Literaturanthropologie und Cultural Studies der Jagiellónski Universität und unterrichtet daneben…