Ich möchte etwas ausführlicher über einen TYPO-Auftritt am Samstagabend berichten, wie es ihn in der 15-jährigen Geschichte der Konferenz noch nicht gegeben hat. Er endete mit stehenden Ovationen. Besucher hatten Tränen in den Augen. Gleich zwei Zuschauer fassten ihre Gefühle sinngemäß so zusammen: Ich möchte jetzt keinen weiteren Vortrag mehr ansehen – es kann nicht besser werden. Doch beginnen wir von vorne …
Foto: © Mirka Laura Severa
Angekündigt sind der Mannheimer Student Julian Zimmermann und sein Auftraggeber (»Kunde«), ein afrikanischer König, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt. Daher der burleske Titel des Vortrags: »Der König ist Kunde« … wir alle kannten den Leitsatz bisher in umgekehrter Anordnung. Julian Zimmermann ist ein Schlaks, 1,96 m groß, spindeldürr … und überaus charmant. Er spricht einige einführende Worte, um alsdann seinen Koreferenten, »den König«, auf die Bühne zu bitten. Applaus brandet auf. Doch der König kommt nicht, weil das vereinbarte akustische Signal ausbleibt.
Das Audiokabel steckt nicht im Präsentationsrechner, wie der rasch herbei eilende TYPO-Techniker Jochen Evertz nervös und bemüht feststellt. Da beugt sich Zimmermann mit den Worten »Ganz ruhig bleiben …« zu ihm hinunter, was ihm den ersten Szenenapplaus einbrachte, denn eigentlich hat im Moment nur einer auf der Bühne Grund nervös zu sein: der junge Vortragende. Der aber setzt – souverän wie ein TV-Nachrichtensprecher – zu einem zweiten Anlauf an: »OK, machen wir das jetzt noch mal … begrüßen Sie mit einem herzlichen Applaus: den König …«. Trommelklänge und Gesänge setzen ein, und nun erscheint er, in farbenfrohem Gewand, die goldene Krone auf dem Kopf, einen geschnitzten Stock in der rechten Hand, einen Wedel in der linken: Togbui Ngoryifia Céphas Kosi Bansah, König der Volksgruppe Hohoe Gbi Traditional Ghana, die zum 3-Millionen-Volk der Ewe im Osten Ghanas gehört.
Foto: © FontShop
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