Die Designer Olivier Arcioli und Pascal Glissmann geben einen kurzen geschichtlichen Überblick über den Diskos von Phaistos und stellen andere Zeichensysteme vor, die bisher nicht entschlüsselt werden konnten (Voynich-Manuskript) oder entwickelt wurden, um nicht entschlüsselt zu werden (Codex Seraphinianus).
Gebrannter Ton
Der Diskos von Phaistos gilt als erster Textkörper der Welt, der mit beweglichen Lettern bedruckt wurde. Es handelt sich um eine gebrannte Tonscheibe aus der Zeit zwischen 1650 bis 1600 vor Christus. Johann von Gutenberg erfand den Druck mit beweglichen Lettern ca. 3000 Jahre später. Die vielen Spekulationen und Entschlüsselungsversuche machen dieses Objekt so spannend. Bisher war es nicht möglich den Diskos zu entschlüsseln, da keine vergleichbaren Objekte bekannt sind, die dabei helfen könnten. Es wird vermutet, das der Diskos ein Souvenir aus Atlantis sei, der seinen Weg nach Kreta gefunden hat. Eventuell sind die Symbole auf dem Diskos auch kein Schriftsystem sondern eine Bildgeschichte, die funktioniert wie ein Film ohne Ton. Sicher ist nichts.
Forty Five Symbols
Das Projekt startete 2012 mit Studenten aus Beirut, Bogotá, Köln, Falmouth, Hong Kong und New York. Die Stundenten entwarfen ihre eigenen Zeichensysteme mit jeweils 45 Symbolen. Sie reinterpretierten, experimentierten, erzählten persönliches und gesellschaftliches – kritisch und reflektiert. Christian Kuhn ordnete, in seinem Projekt „Phaistos Tale“, den Symbolen des Diskos verschiedene Silben zu. Daraus entstand eine Soundinstallation die dem Diskos eine Stimme gibt und an Elbisch und isiZulu erinnert.
Das gesamte Projekt ist gut dokumentiert und ein Besuch auf 45symbols.com lohnt sich, denn die Arbeiten sind so facettenreich wie die Orte, an denen sie entstanden.
Ausstellung
2014 gab es eine Austellung in der Kunst-Station Sankt Peter in Köln, eine Kirche. Kernstück der Austellung war eine zusammengesetzte Spirale auf dem Boden der Kirche. Sie bestand aus 300 Symbolen verschiedenster Arbeiten – ein Panorama der visuellen Kulturen. Streng genommen waren nicht alles Symbole, was eher Ikon oder Index war, trug zu einem besseren Verständnis bei. Der Betrachter konnte so Einblicke in die verschiedenen Kulturen der Welt gewinnen. Wie zum Beispiel bei dem Projekt „Suburban Midwest” von Taylor Childers aus New York, die Familienkonstrukte im Stile von Otto Neurath visualisierte.
Druckerzeugnisse und Global Open Call
Schon im Vorfeld der Ausstellung wurde ein kleines Buch gestaltet, indem 45 Projekte vorgestellt werden. Darüber hinaus sind zwei Magazine entstanden, die in liebevoller Handarbeit mit Hilfe eines Risographen gefertigt wurden. Das Buch und die Magazine sind erwerblich – schick sind sie auch.
Mit Globalmurmurs wurden 2015 Designer rund um die Welt aufgerufen zur Forty Five Symbols Initiative beizutragen und ihre Geschichten zu erzählen. Es gab Beteiligung aus mehr als 40 Ländern. Die Gewinner des letztens Jahres sind gekürt. •
Stay tuned and think forty five: