Inszenierung einer Inspiration
Der Auftraggeber und Frankfurter Unternehmer Steen Rothenberger ist fasziniert von Udo Lindenbergs Leben im Hotel Atlantic. Seine Vision war es, einen Raum zu schaffen, der sich zwischen Hotel und Wohngemeinschaft eröffnet, mit viel Charakter und Persönlichkeit, für Gäste mit eben diesen Qualitäten. Ein Raum wo Lebenskunst spürbar ist und gelebt wird. Die Idee für das „Hotel“ Lindenberg war geboren.
Lindenberg – Generalprobe in einer Gründerzeitvilla
Viel war in Bewegung und außer dem Namen Lindenberg gab es noch nichts für die Marke. So schaffte das Team von Novamondo erstmal einen Rahmen, der länger trägt als ein paar Takte. Es wurden Markenwerte definiert, die sich genau wie Hotel und Wohngemeinschaft in einem Spannungsfeld bewegen. Individualität trifft Gemeinschaftlichkeit. Lokalität trifft Weltgewandtheit. Kontrastreich.
Heraus kam das komprimierte Markenkonzept, das alles weitere Vorgehen bestimmte: Die Kunst der Unterkunft. Eine Umgebung, die inspiriert, so wie die Menschen, die diese Kunst der Unterkunft vermitteln. Das Wort Hotel verträgt sich aber nicht mit diesem Konzept. Diese Art der Unterkunft nennt sich von nun an Gästegemeinschaft. Jeder Bewohner ist ein Teil, ob für eine Nacht oder für Jahre.
Die enge Zusammenarbeit mit den Architekten und Innenarchitekten half dabei, diese Markenwerte nicht nur in der Kommunkation, sondern auch vor Ort sichtbar zu machen.
Die eklektizistische Innenausstattung speist sich aus Elementen aus verschiedenen Epochen. So finden sich in allen Räumen die Markenwerte des Lindenbergs. Die bewusst etwas kleineren Zimmer regen die Bewohner an, sich in die Räume der Gemeinschaft zu begeben. Und was lässt sich oft beobachten, wenn Originale sich treffen? Kontrast und interessante Gespräche.
Das Konzept Lindenberg bewährte sich und für das nächste Projekt ging das Team einen Schritt weiter. Die fiktive Person „Libertine Lindenberg“ stand mit ihrer kontrastreichen Persönlichkeit Pate. Die Verwandtschaft zu Lindenberg zeigt sich auch im Corporate Design des neuen Hauses.
Inszenierung des Libertine Lindenberg in Frankfurt Alt-Sachsenhausen
Alt-Sachsenhausen hat schmale Straßen, Kopfsteinpflaster, viele Fachwerkhäuser und urige Wirtshäuser. Apfelwein wird hier aus dem „Gerippten“ getrunken. Alt-Sachsenhausen ist malerisch, ein Viertel für Sauftouren und Junggesellenabschiede. Kontrastreich eben.
Libertine Lindenberg ist eine reife Dame aus genau diesem Viertel und kennt beide Seiten. Sie ist warmherzig, hat eine Leidenschaft für Handgemachtes, aber auch eine dunkle Vergangenheit. Kontrastreich eben.
Libertine zeigt sich nie persönlich, sie ist ein Phantom, hinterlässt aber ihre Spuren in allen Räumen und in der Kommunikation:
Es gibt 27 Suiten, eine Gemeinschaftsküche, ein „Lecker Lädchen“ mit regionalen Leckereien, ein Tonstudio und eine Werbeagentur. Bewohner haben die Chance, zum Lindenberger des Monats gewählt zu werden.
Liebe zum Detail
Entwickelt wurden unter anderem Symbole, die an das gerippte Glas erinnern, Kupferstichillustrationen mit leicht morbidem Charakter und eine Schrift mit fünf Schnitten. Alles spiegelt den Charakter Libertines wieder. Die Symbole finden sich überall wieder: gestickt in der Bettwäsche, gedruckt auf Servietten und Kissen, beleuchtet am Hauseingang und im – als Gaunerzinken daherkommendem – Leitsystem. Viele eigens angefertigte Kunstobjekte verzieren das Libertine Lindenberg. Es ist wohnlich und feminin eingerichtet, doch die verruchte Vergangenheit Libertines zeigt sich in den schwarzen Bereichen, die sich durch die Räumlichkeiten ziehen. Kontrastreich eben.
¼ Magazin statt Imagebroschüre
Image hat das Haus alleine, das muss also nicht erzählt werden. Damit die Anwohner Alt-Sachsenhausens das Hotel nicht als Nest für Snobs wahrnehmen, wurde das Magazin ¼ entworfen. Libertine will die Einheimischen nicht vertreiben, sie wohnt ja selbst vor Ort. So zeigt das Magazin die Geschichte des Viertels und lässt Anwohner und Kiezgrößen zu Wort kommen:
Geldbeutel
Die Frage, wer sich das Wohnen im Kunstwerk leisten kann, wurde unaufgefordert beantwortet. Die Übernachtung im Einzelzimmer gibt es ab 79,00 €. Man muss also nicht Udo heißen, um Lindenberger zu werden.
Uraufführung
Die Leute waren begeistert von der Gestaltung und der stilvollen und – genau – kontrastreichen Atmosphäre. Neben einem Massageraum und anderen Annehmlichkeiten gab es passend zu den leicht morbiden Kupferstichillustrationen einen Tätowierer, wie es sich für einen Kiez gehört. So ging das Libertine Lindenberg als Logo oder Symbol einigen Gästen deutlich unter die Haut. Eine bessere Kritik kann es für eine Uraufführung wohl nicht geben.
Sina Schwarz war für den Talk namensecht in schwarz gekleidet. Bastian von Lehsten eher casual mit Jeans und blauer Jacke – ganz in weiß wäre er passender gekleidet gewesen. Warum? Kontrastreich eben!
Neben dem Lindenberg und dem Libertine Lindenberg gibt es nun auch das Lente Lindenberg. Wenn Leidenschaft sich trifft, gibt es eben schnell Nachwuchs.
Herzlichen Glückwunsch! •