Ihre oftmals collagenartigen Grafiken sind geprägt durch den Einfluss der amerikanischen Postmoderne und durch die Basler Schule, speziell durch Wolfgang Weingart, der sich besonders mit einem expterimentellen Umgang mit Raster, Bild und Typografie beschäftigte. Vielen von April Greimans Grafiken ist eine über dem Bild schwebend wirkende Typografie gemein.
Retrospektiv zeigt Greiman aus ihrem ganz persönlichen Blickwinkel Arbeiten ihres gesamten Werkes. Ihr Vortrag ist oft mit einer feinen Selbstironie gefärbt und sie beginnt ihn damit, dass schon ihre Geburt nicht normal vonstatten ging und sie stattdessen aus einer „Beckenbodenendlage“ geboren wurde. Ausserdem erfahren wir, dass sie es hasst, zu frieren.
April Greiman hat ihren Vortrag für die „topo / typo“ genannt. Topografie ist wortwörtlich übersetzt die Ortsbeschreibung, die sich mit der Darstellung und Beschreibung der Erdoberfläche und der mit ihr verbundenenen natürlichen und künstlichen Objekte befasst. Sie geht zuerst auf die Topografie ihres Wohnortes Los Angeles ein, einer – so Greiman – asphaltierten Wüste.
Greimans Arbeiten greifen in den Raum und wirken in diesem. Ihr Designstudio heisst bezeichnenderweise made in space. Sie wechselt zwischen Design und freien künstlerischen Arbeiten.
(Bild: © April Greiman)
Zu Beginn ihrer Karriere musste sie sich anhören, dass sie nicht Design, sondern Kunst mache – besonders von den männlichen Kollegen an der Ostküste in New York. April Greiman konterte, als sie 1986 die Möglichkeit erhielt, eine Ausgabe des Design Quaterly zu gestalten, in dem sie ihre Arbeiten präsentierte. Eine Ehre, die nur wegweisenden Designern zuteil wird. Greiman gestaltete eine Ausgabe, deren Seiten sich in ein lebensgroßes Poster entfalten. Das Motiv ist ein Selbstportrait – ein digitalisierter, collagenhafter Akt. Als Antwort auf das Motto der Ausgabe ”Does it make sense?“ gab sie ein Zitat von Wittgenstein wider: ”If you give it a sense, it makes sense“ Für April Greiman ist dies einer wichtigsten Sätze Wittgensteins.
Greimans Arbeiten, ob Design oder mit künstlerischer Herangehensweise, sind meist große, umfassende Projekte. Sie arbeitet unter anderem für die Architekten Frank O. Gehry, RoTo Architects sowie für das MAK Center for Arts and Architecture in Los Angeles, für AOL/Time Warner, Microsoft oder US Postal Service.
April Greiman
Die erste Argumentation, die April Greiman ihrem Mann dafür bot, als er sie auf dem Weg nach Japan anrief, erntete dort allerdings nur Schweigen: „Orange weil es an eine Orange erinnert“. Zum Glück hatte sie noch eine zweite Erklärung für Michael Rotondi parat: „Orange weil es an die aufgehende Sonne erinnert“. Erleichtertes Aufatmen und zustimmendes Nicken bei der Pressekonferenz.
(Bild: © RoTo Architects)
Mit ihrem Ehemann zusammen ist April Greiman ausserdem auch Besitzer des Hotels und Spas Miracle Manor über einer Thermalquelle in der Wüste unweit von Los Angeles.
Ein aktuelles Projekt im öffentlichen Raum ist die Wandgestaltung am Wilshire-Vermont LA subway terminal “hand holding a bowl of rice”. Mitten in Koreatown ist dies das wahrscheinlich größte Ölbild der Welt. Die Auftraggeber zweifelten kurz vor der Produktion an Greimans Vorhaben, die Bilder mittels Digitaldruck auf die Mauern zu bringen. ”This was kind of a horror, as you can imagine.“ Es mussten zwei Plakatmaler beauftragt werden. Vielleicht war es vom Schicksal als Verbindung von alt und neu so gewollt, dass das digitale Motiv, ein Video-still einer in Händen gehaltenen Reisschüssel, das in Koreatown aufgenommen wurde, in Öltechnik umgesetzt wurde?
(Bilder: © April Greiman)
Komplett auf April Greimans Werk einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Ihr Vortrag ist der letzte am Freitag Abend und nicht nur ich bin begeistert über die ruhige, unaufgeregte Weise, in der April Greiman spricht und die doch jeden fesselt. Die Leichtigkeit, die ihren Arbeiten oft innewohnt, scheint April Greiman verinnerlicht zu haben.
(Foto: © Alexander Blumhof)