Dirk Uhlenbrock: Mit Krawatte und Fez

Mit am Schönsten sind auf der Typo immer die Vorträge, aus denen man sich direkt etwas herausziehen kann. So war es auch bei der Präsentation von Dirk Uhlenbrock, der aus seinem zwanzigjährigen Berufsalltag erzählt hat und auch verraten hat, wie man sich immer wieder neu motiviert. Dabei gab er Einblicke in die unterschiedlichsten Kundenverhältnisse – vom Fettnäpfchen bis zur Freundschaft.
(Das Suitcase ging kurz vor seinem Vortrag kaputt, daher sind die auf den Fotos gezeigten Schriften nicht die Gewünschten.)

Als erstes berichtete er von einer Kundenbeziehung, die schon einmal gar nicht zustande gekommen ist. Eine deutsche Punkrockband, die Toten Hosen wie er später verraten hat, wollte Entwürfe für Merchandising Tour-Shirts haben, aber nicht mehr als 300 Euro inklusive aller Nutzungsrechte bezahlen.

Der heute 47-Jährige hat während des Studiums die Firma Gut und Böse zusammen mit zwei Kommilitonen gegründet. Dann später im digitalen Bereich für designverign und wysiwyg gearbeitet bevor er sich im Jahr 2000 gemeinsam mit seinem Bruder mit signalgrau selbstständig gemacht hat. Signalgrau war bis 2008/2009 im Print-  und Webbereich tätig. Doch schließlich hat er sich mit einem anderen Geschäftspartner mit Erste Liga selbstständig gemacht. Sprich: Er kann mittlerweile auf elf Jahre Selbständigkeit zurückblicken.

Dirk Uhlenbrock

Dirk Uhlenbrock

Dirk Uhlenbrock was born in Essen in 1964. He has been working since 1991 in the areas of print and web design. He initially worked for gut & boese, then went on to designverign GmbH, and after that to wysiwyg* Software Design GmbH. At the present time he is once again self-employed at erste liga_büro für gestaltung. Uhlenbrock lives with his wife and their 6 children in his home town.
Man kann sagen, dass circa 70 Prozent seiner Arbeit inzwischen aus dem Printbereich und 30 Prozent aus dem Webbereich sind. Dirk Uhlenbrock ist ein Designer, der von der Illustration her kommt. Dies bekamen die Zuschauer auch bei den gezeigten Arbeiten und Logos zu sehen. “Leute, die von der Zeichnung her kommen sehen Logos als Bild”, erklärt der Designer.

„Mir ist wichtig, dass ich versuche, immer viele freie Arbeiten zu machen“, sagt Uhlenbrock. „Das mache ich bis heute nebenbei.“ Ein angemessener Ausgleich für die Entwicklung von Erscheinungsbildern, was seit 2009 sein Hauptaufgabengebiet ist. „Ich versuche immer simple, klare und geradlinige Dinge zu verkaufen, die dabei immer einen kleinen Dreh haben“, verrät er.

Dirk Uhlenbrock arbeitet viel mit „gefundenen Bildern“. Er hat ein großes Archiv mit Ausrissen und verwendet auch schon mal gerne eigene Fotos von der Familie und Sachen, die aus seinem Leben stammen. Den Besuchern des Vortrags und Uhlenbrock selbst fiel bei der Präsentation auf, dass sich das Motiv eines Vogelhäuschens durch einige seiner Arbeiten zieht.

Im Folgenden berichtete er von verschiedenen Kundenbeziehungen: Von einer Fernbeziehung, die sich auseinandergelebt hat, weil er sich nicht gekümmert hat. Aber auch von einer wilden Ehe, die noch immer existiert und bei der es mindestens ein Mal im Jahr „knallt“. Ein relativ bekannter Grund, warum eine Kundenbeziehung enden kann, ist der Ansprechpartnerwechsel in einer Firma.

In so einer Situation stellt sich die Frage: Wie arbeitet man sich aus einem Tief wieder heraus? Wie motiviert man sich dann? Uhlenbrock empfiehlt in einem solchen Fall so genannte „Kasten-Bier-Geschäfte“, Projekte aus dem sozialen oder kulturellen Bereich, bei denen man sich kreativ austoben kann. CD’s sind bei Grafikern gemeinhin sehr beliebt. “Feuchter Traum eines Grafikers; da hat man etwas in der Hand”, so drückt sich Uhlenbrock salopp aus. Auch Postkartenserien, die er dann verschenkt, gestaltet er gerne.

Bei weiteren Arbeiten erläutert er: “Diese Dinge passieren aus dem Bauch heraus, ich erkläre sie dann hinterher.”

Als er an seine Zeit während des Studiums zurückdenkt, sagt er, dass er früher – als es noch keine Rechner gab – immer viel Zeit in Copyshops verbrachte hat und Dinge rauf und runterkopiert hat.

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Nicht fehlen durfte die Nennung des fantomas-Projektes. Zu Vol. 1-Zeiten hat Uhlenbrock ein Mal pro Woche immer mittwochs einen neuen Font auf seiner Website zum kostenlosen Download angeboten. “Es kam auch schon mal vor, dass dann am Abend davor noch schnell ein Font entworfen wurde”, gibt er zu. Im Gegenzug sollten die Leute Anwendungsbeispiele der Fonts schicken. Bei einer Schrift hat sich sogar der TV-Sender VIVA gemeldet und der Schriftdesigner hat die Schrift dann ausgebaut. Bei fantomas Vol. 2 wurde gezeigt, wie mit den Fonts gestaltet werden kann. Die Fonts werden noch heute auf der Website verkauft. “Aus einem spaßigen Umgang mit Schrift ist ein kleines Business entstanden”, sagt Uhlrenbrock. Doch ab 2003 sei er nicht mehr dazu gekommen, manche Dinge fertig zu machen.

Der Vortrag von Dirk Uhlenbrock hat insgesamt 376 Folien umfasst. Es wurden viele Beispiele gezeigt und Tipps gegeben, die die Besucher gut für ihre eigene Praxis mitnehmen können.