image-shift – image is not enough / design is not enough

Schande über mein Haupt! Als Blogger früher zu gehen – so geht’s eigentlich nicht. Aber nach einer Stunde wirkte der moralische Zeigefinger des Vortragenden auf die Mehrzahl des Auditoriums etwas anstrengend. Und so nutzten die meisten die Chance, als der Moderator wegen anderer Vorträge kurz unterbrach. Ich inklusive!

Zugegeben, mit einigen Punkten hatte Sandy Alexander Paul Omar Abdallah Kaltenborn (hoffentlich korrekt geschrieben) von bildwechsel / image-shift Recht: Als Designer – wie in jedem anderen Beruf – sollte sich jedermann seiner Verantwortung bewusst sein. Der Beruf solle nicht lebensbestimmend werden. Und: Soziale Projekte sind lobenswert. So weit, so gut.

Anstrengend wurde es, als er a la 68er hoch zehn, alles in einen Topf warf. Ungefähr wie bei einer netten Studi-Diskussion mit schön viel Wein. Alle reden vom Wetter und zwangsläufig kommt die Revolution beziehungsweise wie jeder Einzelne ein besseres Leben führt. O-Ton Kaltenborn: „Die Perversität der Verteilungsverhältnisse!“
TYPO 2008: Kaltenborn
Auch die TYPO bekam von Kaltenborn ihr Fett weg: Der Unternehmenskommunikationsprozess dominiere, die ganze Veranstaltung werde auf Marketing reduziert und stelle nur die Gewinner dar.

Zugegeben, ein bisschen Wahrheit ist auch da nicht von der Hand zu weisen. Aber spätestens, als Kaltenborn beim Gin (der von der Eröffnungsfeier) den fehlenden Bezug zur Kolonialzeit anprangerte, war mir klar: Ich muss hier raus.

Mir hat die Gewinner-TYPO auch ohne Riesen-Hintergedanken-Infragestellerei gefallen. Und vielleicht treffe ich ja Herrn Sandy Alexander Paul Omar Abdallah Kaltenborn nochmal auf ein Weinchen.

Text: Sebastian Kemnitzer, Foto: HD Schellnack

21 Comments

  1. BerlinDesignBlog|June 2, 2008

    habe den vortrag leider verpasst, aber dass bei der behandlung des themas image zuviel blabla aus den agenturen herrschte stimmt schon. egal ob es um themen wie ethik, die bildung eines persönlichen images oder um das lymbische system ging: ohne das abfeiern der dove-kampagne kam keiner aus. gähn!

  2. sarah|June 2, 2008

    also ich bin bis zum ende geblieben und fands richtig gut. (es sind ja auch noch recht viele beim vortrag von bildwechsel geblieben sebastian!)
    das mit dem gin hast du wohl nicht verstanden: er sagte ja grade das es einen bezug zur kolonialzeit gab – naemlich einen positiven, und da hat er eben kritisiert. und mit dem verweis auf die ghandi apple werbung fand ich das eigentlich einen guten punkt, also das es auch anders geht. ich fand den vortrag auch gar nicht moralisch, sondern im gegensatz zu vielen anderen die ich auf der typo dieses jahr gehoert hab, war das mal eine position die grundsaetzliche frage aufgeworfen hat. besser als der weit verbreitete zynsmus der sonst in der branche herrscht wars allemal.

  3. designer|June 2, 2008

    Hallo Sebastian, du schreibst: “Mir hat die Gewinner-TYPO auch ohne Riesen-Hintergedanken-Infragestellerei gefallen”. Ich glaube du hast nix von dem verstanden was Kaltenborn da vorgetragen hat. Oder du bist auch nur so ein zynischer Typ der sich davon angeriffen fühlte und jetzt im Blog zurückschiessen muss. Schade, denn Hintergedanken und Dinge in Frage zu stellen, sollte zu unserem Handwerk aus meiner Sicht eigentlich dazugehören. Ich fands gut das einer die Sachen mal zugespitzt hat und sich dem “alles ist so toll was wir machen” entzogen hat. (Was das mit 68 hoch 10 zu tun hat begreife ich aber beim besten Willen nicht)

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  5. Angro|June 2, 2008

    Ich empfinde Sebastians Beitrag hier als sehr polarisierend und bin sehr froh Kaltenborn ein zweites mal gesehen zu haben. (Bis zum Ende… die Unterbrechung des Moderators war unmöglich…immerhin sind wir alle erwachsen und können die Uhr lesen)
    Das die Typo nur Gewinner darstelle hat er übrigens in keinem Wort gesagt. Er verwies hier lediglich auf die mislungen formulierte Ankündigung des Themas Image auf der Typo-Berlin-HP.

  6. max|June 2, 2008

    Ich bin sehr verärgert über diesen unprofessionellen Blog Beitrag von Sebastian Kemnitzer.Leider kein Zitat von der Typo 2008: “Aufgrund der Funktionalisierung visueller Kultur als effektive Form gesellschaftlicher Machtausübung stellt sich die Frage nach einem emanzipatorischen Umgang mit der Politik des Bildes. Bildproduzenten/-innen unterschiedlicher Profession sind eingeladen im Austausch über ihre Produktionsweisen und –Strategien die veränderten Bedingungen herrschender Sichtbarkeitsregime zu diskutieren.”
    Dein arroganter Blog Beitrag Sebastian sagt mehr über dich als über den Vortrag aus. Nichts ist leichter Kritik als moralisch zu abzutun, – das ist die übliche Abwehrstrategie von antiintellektuellen “alles ist ok-Leuten”, die nichts wollen ausser ne tolle Show von vermeintlichen Designer Stars und sonst auch kein Problem damit haben was täglich an visuleller Scheisse in die Umwelt geblasen wird. Aber vielleicht musstest du auch den Vortrag schlecht reden nachdem er nen paar ganz bissige (richtige) Kritikpunkte in Richtung der Typo abgeschossen hatte? Soweit mein Kommentar dazu. Max

  7. Benjamin Hickethier|June 2, 2008

    Auch nur noch eine kurze Korrektur zu Sebastians Blogbeitrag (seltsam, über etwas zu schreiben und dann auch noch so oberflächlich abwertend, wenn man noch nicht mal den ganzen Vortrag bis zum Ende gehört hat) – »Der Unternehmenskommunikationsprozess dominiere, die ganze Veranstaltung werde auf Marketing reduziert und stelle nur die Gewinner dar.« Du hast offenbar noch nicht mal richtig zugehört, denn Sandy sprach ja in diesem Zusammenhang über den Selbstbeschreibungstext auf der Typo-Webseite, und zitierte ihn (und zwar wörtlich richtig, anders als Du, Sebastian) und kritisierte daran, dass die anderen Inhalte der Typo, die eben nicht nur von Unternehmenskommunikation handeln, gar nicht erwähnt werden.
    Dieser Blogbeitrag besteht im Großen und Ganzen aus falschen Unterstellungen und gewollten Missverständnissen. Wieso bist ausgerechnet Du eigentlich auf die Idee gekommen, was dazu zu schreiben, Sebastian?
    Es ist auch schlicht falsch, dass ›die Mehrheit des Auditoriums‹ wegen ›des moralischen Zeigefinger des Vortragenden‹ den Saal verliess. Die meisten derer, die den Saal verliessen und die letzten zehn Minuten des Vortrages verpassten, gingen ganz offensichtlich um Erik Spiekermanns absolutes Kontrastprogramm zu hören (zB. das Erklären, warum für den Düsseldorfer-Flughafen-Font u.a. vier Schnitte mit nahezu gleichen Strichstärken angefertigt werden mussten: weil es nämlich nicht nur positiv und negativ, sondern auch Auflicht und Hinterlicht als Varianten von Schriftbeleuchtung und -hintergrund gibt).
    Zum Verlassen des image-shift-Vortrages zugunsten der Spiekermann-speech rief Clemens Schedler geradezu auf, was ich ziemlich unverschämt fand und auch bei keinem anderen Vortrag auf der Typo bisher so erlebt habe. Und das, obwohl Schedler nach eigener Aussage von Sandys Vortrag und Inhalten sehr begeistert war. Sprich doch noch mal mit ihm, Sebastian.

  8. Benjamin Hickethier|June 2, 2008

    Im Übrigen finde ich es unerträglich, Sebastian, wie Du auf Sandys Namen herumreitest. Der Moderator hat es in der Anmoderation noch nicht mal geschafft, den Namen richtig zu sagen und der Vortragende hat darauf reagiert.
    Wäre schöner, wenn Du noch mal einen neuen Blogbeitrag versuchst und dann vielleicht auch etwas von den Inhalten des Vortrages wiedergibst.
    So versuchst Du den Vortrag nur schlecht und lächerlich zu machen – was aber leider auf Dich zurückfällt, Sebastian.

  9. HD|June 2, 2008

    Als derjenige, der (leider) Sandys Vortrag unterbrochen hat, mal kurz: Der Vortrag gehörte zu den mit besten der Typo. Es wäre fast cooler gewesen, wenn Erik einfach kurz via Handy um 15 Minuten Zusatzzeit gebeten worden wäre, ich hab bereut, gegangen zu sein. das ein Vortragender etwas polemisiert und polarisiert, ist doch nur normal und SOLLTE auch so sein, ich selbst mach das auch andauernd, wichtig ist, dass eine soilide Grundbotschaft kleben bleibt. Und die ist doch sicher, kritischer mit der eigenen Branche, dem eigenen Tun zu sein, sich im Kontext des Systems zu betrachten – und image/shift zeigen auf, wie Designer auf ihre Art und Weise aktiv als Baustein dazu beitragen können, dass die DInge im kleinen vielleicht auf das richtigere Gleis kommen. Mehr kann man nicht erwarten, als dass Gestalter im Einklang mit ihren Überzeugungen leben und arbeiten, das an sich ist doch schon beispielhaft. Hier war jemand, der nicht am Eingang einer Agentur seine Seele an die Garderobe hängt, sondern der Sein und Schaffen, Arbeit und Ziele in Einklang zu bringen versucht. Beispielhaft und inspirierend und ich war fast neidisch, einen wie Sandy nicht als Studenten gehabt zu haben – genau solche Leute, so kritisch, so lebendig, so charmant will man doch am Ende eines Studiums umarmen dürfen.
    Großartiger Vortrag, auch wenn ich im Detail auch nicht immer einer Meinung war, weil man sich als Publikum vielleicht auch differenziertere Statements denken kann als oben auf der Bühne, wo man verkürzen muss.

    Allein schon der Hinweis auf den marketingguru-gerechten Text der Typo-Site (dessen Anspruch übrigens gar nicht erfüllt wird, um Selbstvermarktung als Designer gings doch kaum, so platt ist die Typo nicht… ) war übrigens Gold wert. Denn sonst wäre mir nie aufgefallen, wie super «You have to blow your own trumpet» zu den einleitenden Worten von Stefan Sagmeister über den sich selbst einen Blowjob verpassenden Seeelephanten passte :-D.

  10. elvira barriga|June 2, 2008

    lieber sebastian kemnitzer,
    schade, dass ihnen offensichtlich die geistige größe (oder ähnlich strukturiertes, wie das fehlende einräumen von zeit und wille) für eine differenzierte kritik des vortrages gefehlt hat.
    ich hätte mir gewünscht, dass sie es vermögen vom polemisierenden vortragsstil zu abstrahieren und sich etwas genauer mit der inhaltlichen dimension des vortrages zu beschäftigen. denn sie hätten offensichtlich einiges über die verantwortung von kommunikationsgestaltern lernen können. etwas, das sie auch als blogger tragen, wenn sie auf so einer prominenten plattform ein urteil veröffentlichen und somit für alle (vortrags-) abwesenden ein bild vorprägen.
    dass sie dabei auch noch falsch zitieren ist geradezu unerträglich dumm.

  11. celine|June 2, 2008

    Schoen das hier dann doch so viele hier aehnlicher Meinung sind, was den Vortrag von dem Buero Bildwechsel angeht. (ueber den Sagmeister Elephanten-Selbst-Blowjob musste ich echt laut lachen ; )
    Ich wollte hier nur nochmal auf den Blog von HD hinweisen. Dort ist ne super Zusammenfassung der Typo 2008 und auch gute Fotos gibts zu sehen! hier: http://www.hdschellnack.de/?p=2741

  12. HD|June 2, 2008

    Aiaiai, ich glaub nächste Mal sollte ich dann echt wieder auf GUTE Photos achten, aber egal.
    Ganz blöde finde ich übrigens, Sebastian Kemnitzer hier so anzugreifen. Erhitzte Gemüter sind verständlich – aber dies ist ein Blog, und nicht eine Tageszeitung und ich finde es eher großartig (vor der Folie anderer Beiträge hier, in denen Kritik eher fast verklausuliert zu finden ist), dass auch mal jemand so deutlich seine ja immer subjektive Meinung sagt – das ist GERADE im Blog der Typo selbst eine mutige und richtige Sache. Ich hätte keine Lust, hier nur Jubelberichte zu lesen. Meinungsverschiedenheiten sind immer eine gute Sache ;-D

  13. designer|June 3, 2008

    @ HD – Ich finde ja das es ne menge Jubelberichte hier auf dem typo08 Blog zu finden sind. Ich finde im Kontrast dazu deinen ne ganze Ecke besser. Hab daher nicht verstanden, warum du dich nun bemueht fuehlst, Sebastian Kemnitzer hier in Schutz zu nehmen. Ich finde 1. das Meinungsverschiedenheiten nicht immer gut sind per se – wenn jemand einfach dummen Quatsch schreibt, ist das noch keine Meinung! (und du hast ja selber so einiges davon richtig gestellt in deinen Beitrag und auch Blog – oder?) 2. Koennte Sebastian auch mal was selber dazu sagen!
    Wie auch immer, was deutlich geworden ist das es bei der typo Defizite gibt und das Kaltenborn da den Finger in die richtige Wunde gelegt hat. Bleibt zu hoffen das die Veranstalter daraus lernen und die naechste typo weniger Show und mehr Diskurs werden wird.

  14. Jürgen|June 3, 2008

    Ich habe von der Kritik an der TYPO gar nichts mitbekommen. Warum spricht Kaltenborn nicht mit den TYPO-Machern oder besuchte den TYPOtalk (Sa, 11:00 Uhr)? Da ich um 19:00 Uhr im großen Saal das Finale vorbereitet habe, konnte ich den Image-Shift-Vortrag leider nicht sehen.
    Zu den Zusammenfassungen hier im Weblog: FontShop hat sich bewusst ein junges Redaktionsteam gesucht, das frei und ungestört schreiben konnte was es wollte. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir ohne den (negativen) Zusatz »Die Beiträge drücken nicht immer die Meinung des Veranstalters aus« auskommen … aber man sieht ja, wohin das führen kann. Warum auch differenzieren, …

  15. Benjamin Hickethier|June 3, 2008

    Es ist wirklich schade, und das ist nun wirklich Sebastian Kemnitzers Verdienst, dass der Vortrag von image-shift auf ›Kritik an der Typo‹ reduziert wird. Wie nun schon mehrfach von Besuchern des Vortrages, die bis zum Schluss blieben, richtig gestellt wurde, hat Sandy (abgesehen davon, dass er über wesentlichere und ganz andere Dinge gesprochen hat und eine Menge interessante Aspekte des Themas ›image‹ beleuchtet hat) lediglich – wie nicht alle Sprecher der Typo – ganz direkt den ›Einladungstext‹ auf der Typo-Webseite ernst genommen und kommentiert: dabei aber vor allem darauf hingewiesen, dass es bei der Typo auchum viel mehr und viel tiefgründigeres geht als nur um ›Unternehmenskommunikation‹ oder darum, wer die längste Trompete hat. Insgesamt stellte image-shift mehr inhaltliche Fragen an die Typo und das Thema ›Image‹ und kommentierte konstruktiv.
    Die Reflektionen im Vortrag, von denen bisher leider noch nicht viel rezensiert worden ist, behandelten beispielsweise ganz konkrete Fragen der Bildpolitik, von Bildern in gesellschaftlichen Kontexten und generellen Überlegungen zu Themen wie Arbeitsorganisation, Selbstverständnis von Designern und deren Aussenwirkung oder ›Images‹.

    Vielleicht wäre ›image is not enough‹, der Vortrag von image-shift, ein lohnend diskursiver Beitrag im Typovideoblog. Entertainmentfaktor hatte der letzte Auftritt in der TypoShow definitiv, nicht zuletzt wegen Sandys Lieblingsonkel, der beinahe seinem Lieblingsneffen die Show stahl.

  16. HD|June 3, 2008

    >>Hab daher nicht verstanden, warum du dich nun bemueht fuehlst,
    >>Sebastian Kemnitzer hier in Schutz zu nehmen.
    Nicht bemüht, sondern aus Prinzip. Meinungsfreiheit und so :-D. Streiten ist okay, aber verbales Eierzerquetschen nicht. Und DAS von mir :-D.

    Ich finde, es gibt keine Defizite (jedenfalls nicht mehr als normal bei solchen Veranstaltungen) und ich denke, Sandy hat auch keinen Finger reinlegen wollen, mir kam es an der Stelle nicht nach Weltrettungsversuch seinerseits vor, sondern nur darauf, dass eben auch die Typo an sich bestimmten Mechanismen des Marktes und der Imagebildung in diesem einen Text folgt – es ging ja nie um die Veranstaltung, sondern um den Werbetext, gell? – vielleicht unbedacht. Vielleicht aber auch, weil solche Texte dafür sorgen, dass Firmenchefs und Controllern ihren Designern die teuren Tickets speendieren, in der Hoffnung, dass die Konferenz einen messbaren Erfolg für das eigene Unternehmen bringt.

    Benjamin – wir müssen mal irgendwo ein Bier oder einen Tee trinken gehen, je nach Präferenz .-D… ich find sehr schade, dich in Berlin nicht erkannt/gekannt zu haben – hat ganz recht, Sandy Kaltenborns Vortrag auf «Kritik an der Typo» zu verkürzen wäre so als würde man Dieter Telfsers Vortrag auf «a flog ein Adler vor die Wand» verkürz… oh… Moment. Na dann.

    Und der Onkel war großartig. «Da ist mein Lieblingsonkel» – «Das sagst du nur, damit ich sage, dass du mein Lieblingsneffe bist.» Großartig.

  17. Sebastian Kemnitzer|June 4, 2008

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    zunächst möchte ich Ihnen ganz herzlich für die zahlreichen Beiträge danken, da erst dadurch ein Blog seinen eigentlich Sinn erhält. Vielleicht ein Gedanke vorweg: Auch andere Beiträge im Blog lohnen es, kommentiert zu werden; insbesondere, da, ausgehend der obigen Worte, viele von Ihnen anscheinend einige Vorträge der TYPO sehr kritisch wahrgenommen haben.

    Zurück zu meinem Blog-Beitrag: Ich nehme mir Ihre konstruktive Kritik durchaus zu Herzen und finde, Sie haben in einigen Punkten wirklich einen Punkt getroffen.

    Nichtsdestoweniger finde ich es sehr fragwürdig, von einem Beitrag auf den Autor zu schließen. Ich kann einige von Ihnen beruhigen: Mein Zynismus hält sich in Grenzen. Weiterhin habe ich mir als Geisteswissenschaftler bezüglich meiner geistigen Größe bzw. meines IQs selbst noch keine großen Gedanken gemacht, wobei ich insgesamt glaube, dass dies nicht meine, aber vielleicht auch nicht Ihre Aufgabe ist.

    Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich, wenn ich nochmals Herrn Kaltenborns Vortrag kommentieren dürfte, vermutlich in gleicher Weise vorgehen würde. Ich habe in meinem Beitrag, den ich selbst journalistisch als Kommentar und eben nicht als Reportage oder Nachricht betrachte, bewusst überzogen, was meiner Meinung nach mein gutes Recht ist, insbesondere da in einem Blog – im Gegensatz zu den sonstigen Medien – jedermann die Chance hat, den Beitrag sofort zu kommentieren und dies somit jedem öffentlich zugänglich zu machen. Kommentare haben in meinen Augen die Funktion, Kontroversen hervorzurufen!

    Meiner Meinung nach wird jedem Leser hier sofort ersichtlich, dass es sich bei meinem Beitrag um eine subjektive Einschätzung, eben einen Kommentar handelt, der natürlich zu hinterfragen ist.
    So habe ich vermutlich die Stimmung im Auditoriums anhand der (wenigen) O-Töne falsch eingeschätzt. Des weiteren gebe ich Sarah Recht; beim Gin hätte ich viel besser von einem historisch korrekten Bezug schreiben sollen. Bzgl. des Unternehmenskommunikationsprozess bin ich mir, offen gesagt, nicht sicher; meiner Meinung nach wollte Kaltenborn in seinem Vortrag durchaus rüberbringen, dass der Unternehmenskommunikationsprozess dominiere und er dies kritisiere (im übrigen nicht direkt zitiert!). Zugegeben; an dieser Stelle hätte man Herrn Kaltenborns Kritik anbringen könne, dass andere Inhalte der TYPO nicht offensiv vermarktet werden.

    Insgesamt bin ich natürlich weiterhin für Anmerkungen jeglicher Art sehr offen und dankbar und verbleibe hiermit mit freundlichen Grüßen!

    Sebastian Kemnitzer

  18. Benjamin Hickethier|June 4, 2008

    Sebastian, vielen Dank, dass Du Dich noch einmal zu Wort gemeldet hast. Manche Kommentare zu Deinem Blogbeitrag hinterliessen, in den Bezügen auf Deine Person, tatsächlich einen seltsamen Beigeschmack – doch genau das ist das Problem, wenn man ein öffentliches Medium wie einen Blog nicht ernst genug nimmt. Wie man in den Wald hineinruft, so kommentiert es zurück, möchte man meinen. Auch ein Blogbeitrag sollte gewisse Standards erfüllen. Man kann eben nicht irgendwelchen Blödsinn schreiben, nur um eine Kontroverse anzustossen. Insbesondere in einem Corporate Blog wie dem TypoBlog. Da ist es auch bei als ›Kommentar‹ verstandenen Berichterstattungen so, dass unangenehme Fehler und Mangel an Anstand wie Respektlosigkeit auf die Corporation zurückfällt: Dass Jürgen sich hier in einem Kommentar von Deinem Beitrag distanzieren musste, ist ein seltsames Zeichen.
    So wie man als Kommunikationsgestalter eine gesellschaftliche Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Raum hat, in dem man die Gelegenheit hat, zu sprechen, gilt dies auch für Blogger. Gegenüber dem Publikum, der Leserschaft, aber auch den Auftraggebern gegenüber.
    Ganz im Sinne von Pascal Colrat im Interview mit Holger Bedurke (in: ›engagement&grafik‹, NGBK 2000), das image-shift zitieren:
    »Ich meine, wenn Du die Möglichkeit hast, zu sprechen,
    wenn man Dich fragt, ein Plakat, ein Buch oder eine Zeitung
    zu machen, dann ist das eine große Verantwortung.
    Es gibt sehr viele Leute, denen das Wort versagt bleibt,
    die niemals reden, die man niemals nach ihrer Meinung fragt. In der Öffentlichkeit zu Worte zu kommen, bedeutet also
    eine große Verantwortung, die man würdigen muss.
    Das ist, wenn Du so willst, die Rolle des Grafikers.
    In einer Welt, wo wir von Zeichen bombardiert werden,
    ist es vielleicht auch die Rolle des Grafikers,
    Antworten auf dieses Bombardement zu geben,
    mit Bildern, die einen Sinn haben,
    die das Auge reinigen, wie Roman Cieslewicz sagte.«

    Trotzallem ist es sehr gut, dass Du Dich geäußert hast und deutlich gemacht hast, was Deine Absichten hinter dem Blogbeitrag waren. Ich würde sagen, in diesem Fall ist genau das eingetreten, was Du erreichen wolltest.
    Der Hinweis, dass andere Blogbeiträge auch kommentier werden können, ist natürlich sehr richtig.

  19. Jürgen|June 4, 2008

    @ Benjamin: Bitte mach’ mich nicht zu Deinem Verbündeten … Du bist derjenige, der hier Polemik in die Diskussion reinbringt und schon wieder von »Blödsinn« redet.

    Dass Jürgen sich hier in einem Kommentar von Deinem Beitrag distanzieren musste, ist ein seltsames Zeichen.

    Ich distanziere mich mit keinem Wort von Sebastians Beitrag. Ganz im Gegenteil: Er durfte schreiben was er wollte. Es waren seine Kritiker – Dich eingeschlossen -, die einen Maulkorb forderten, in dem sie Sebastian ein schlechtes Gewissen machen wollten, weil er für ein Unternehmensblog schreibe (Du hast es gerade noch mal wiederholt). Hallo?! Na und – er darf das. Er dürfte auch schreiben, dass er FontShop Scheiße findet. Die Distanzierung galt DIR, Benjamin. Und jetzt wiederhole ich meinen Kommentar von oben, um ihn danach unmissverständlich zu ergänzen:
    »Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir ohne den (negativen) Zusatz ›Die Beiträge drücken nicht immer die Meinung des Veranstalters aus‹ auskommen … aber man sieht ja, wohin das führen kann. Warum auch differenzieren, …« Zu solchen Hinweisen zwingen uns undifferenzierte Kommentare wie Deiner, Benjamin … nicht der Beitrag von Sebastian.
    Es ist offensichtlich nicht einfach, die Freiheit, die man für sich und andere fordert, in dem Moment zu tolerieren, wenn sie jemand benutzt.

  20. Christoph|June 4, 2008

    Im Wissen, eine heiße, semi-interne Diskussion zu stören, hier eine kleine Bemerkung:
    Nachdem ich all das hier gelesen habe, bedaure ich es, diesen offenbar sehr interessanten Vortrag nicht gehört zu haben. Warum bin ich nicht hingegangen?
    Weil der Titel mit seinen englischen Schlagworten in meinen Ohren banal und wichtigtuerisch klang.
    Schade – das Gegenteil scheint der Fall gewesen zu sein.

  21. Benjamin Hickethier|June 4, 2008

    meine antwort > mail.